September
MIT21SEP11:15- 13:15Indien und wir/ India and Us11:15 - 13:15 Phil-E
Überblick
(Wolfgang Geiger, Frankfurt/M.) Wolfgang Geiger, Frankfurt/M.: Indien
Überblick
(Wolfgang Geiger, Frankfurt/M.)
Wolfgang Geiger, Frankfurt/M.:
Indien und Europa – eine interkulturelle Beziehung seit mehr als 2000 Jahren. Themen und curriculare Anknüpfungspunkte
Gita Dharampal-Frick, Heidelberg:
Der britische Kolonialismus in Indien und das ‚Endspiel‘ des British Raj
Rafael Klöber, Heidelberg:
Hippies, Yoga, Terrorismus. Religion in Indien aus historischer und globaler Perspektive
Abstracts (scroll down for English version):
Wolfgang Geiger, Frankfurt/M.:
Indien und Europa – eine interkulturelle Beziehung seit mehr als 2000 Jahren. Themen und curriculare Anknüpfungspunkte
Antike griechische Quellen beschreiben Indien als ein Land von Goldreichtum und Baumwolle, aus der man Kleidung macht, sie erwähnen Pfeffer und andere Gewürze sowie das Indigo. Damit sind bereits die wesentlichen Dinge genannt, die einerseits Phantasie und Habgier der Europäer beflügelten, Gegenstand des Handels und später Ziel der kolonialen Eroberung waren.
Der Beitrag gibt einen Abriss über die wichtigsten Etappen und Aspekte der interkulturellen Beziehung zwischen Indien und Europa bzw. dem Mittelmeerraum von der Antike bis in die Neuzeit und zeigt dabei Verknüpfungen zur Einbindung dieser Thematik in den Unterricht im Sinne eines „inneren Curriculums“ auf.
Gita Dharampal-Frick, Heidelberg:
Der britische Kolonialismus in Indien und das ‚Endspiel‘ des British Raj
Die britische Kolonialherrschaft auf dem indischen Subkontinent erstreckte sich über annähernd 200 Jahre von 1757 bis 1947. Der Beitrag wird die Prozesse der Kolonialisierung und Entkolonialisierung vor der Frage verhandeln, wie der indische Subkontinent mit relativ wenig personellem Aufwand beherrscht werden konnte und wieso dies schließlich in der Mitte des 20. Jahrhunderts scheiterte. Insbesondere die Produktion von kolonialem Wissen und sein Zusammenwirken mit kolonialen Machtstrukturen sollen beleuchtet werden, wobei auch die vielschichtigen Verflechtungen von indischen und europäischen Akteuren in diesen Prozessen näher hinterfragt werden.
Rafael Klöber, Heidelberg:
Hippies, Yoga, Terrorismus. Religion in Indien aus historischer und globaler Perspektive
Indien gilt als Land von Mystik und Religion sowie als Ursprungsort von Weltreligionen wie Hinduismus und Buddhismus. Zudem gibt es große muslimische, sikhistische und christliche Minderheiten. Der Vortrag fragt, wann und wie Indien zum religiös verklärten Land wurde. Seit dem 19. Jh. handelt es sich bei „(Welt)Religion“ um eine globale Debatte, die im Kontext von Orientalismus/Kolonialismus von Indern und Europäern geführt wurde. Indische Religionsgeschichte ist eine klassische Vernetzungsgeschichte. Gegenwärtige Ansichten sind diesen Diskursen geschuldet und prägen das indische Recht, das Zusammenleben von Religionsgemeinschaften und das Bild Indiens bis heute.
Abstracts (English version):
Wolfgang Geiger, Frankfurt/M.:
India and Europe – a Cross-Cultural Relationship for More than 2000 Years. Subjects and Links to the Curriculum
Ancient Greek sources describe India as a country with plenty of gold, and cotton from which clothes are made, they mention pepper and other spices as well as the indigo. This listing contains already the essential things which, being objects of commerce and later on target of colonial conquest, fired the imagination and the greed of the Europeans.
The lecture outlines main steps and aspects of the cross-cultural relationship between India and Europe, respectively the Mediterranean, from antiquity to modern times, while pointing out links for the integration of this subject into history lessons, in the sense of an “inner curriculum”.
Gita Dharampal-Frick, Heidelberg:
British Colonialism in India and the British Raj’s ‚End Game‘
British colonial rule in India lasted for almost 200 years from 1757 to 1947. This paper will discuss processes of colonization and de-colonization while shedding light on the question why the British were able to hold the Indian subcontinent with relatively little European manpower and how they failed to continue to do so in the middle of the 20th century. The production of colonial knowledge and its entanglements with colonial power structures will be interrogated as well as the various collaborations between Indian and European actors in these processes.
Rafael Klöber, Heidelberg:
Hippies, Yoga, Terrorism. Religion in India from a Historical and Global Perspective
India appears as a land of mysticism and religion, as well as the place of origin of world-religions like Hinduism and Buddhism. Furthermore, it is home to considerable Muslim, Sikh and Christian minorities. The talk will raise the question of when and why India became this kind of romanticized place. In the face of orientalism/colonialism, „(world-)religion“ can be considered as a global debate fueled by Europeans and Indians alike since the 19th century. Therefore, history of religion in India should be understood as an entangled history. Contemporary conceptions are fruits of this discourses and are still shaping Indian law, communal life and India’s image up until today.
Zeit
(Mittwoch) 11:15 - 13:15
Ort
Phil-E
Philosophenturm
Überblick
(Helge Schroeder, VGD) Helge Schroeder, Franziska
Überblick
(Helge Schroeder, VGD)
Helge Schroeder, Franziska Frisch, Hamburg:
Einführung: Stellenwert und Herausforderungen der deutsch-jüdischen Geschichte in einer Gesellschaft im Umbruch
Martin Liepach, Frankfurt:
Wie wird die deutsch-jüdische Geschichte in aktuellen Schulgeschichtsbüchern dargestellt? Was könnte verbessert werden? Ergebnisse einer Untersuchung des Pädagogischen Zentrums Fritz-Bauer-Institut & Jüdisches Museum Frankfurt
Deborah Hartmann, Jerusalem:
Jerusalem – Die Geschichte der Shoa immer wieder neu vermitteln? Initiativen, Projekte und Herausforderungen für die Bildungsarbeit der Internationalen Schule für Holocaust-Studien (ISHS) von YadVashem/Jerusalem
Frauke Steinhäuser, Hamburg:
»Stolpersteine« – Lernanlässe zu jüdischem Leben
Silke Urbanski, Hamburg:
Jüdische Geschichte in einem »Digitalen Geschichtsbuch«?
Carmen Smiatacz, Hamburg:
Projektlernen am Beispiel des Schülerprojekts Geschichtomat – Historisches Lernen mit digitalen Nebenwirkungen
Stephanie Fleischer, Hamburg:
Projektarbeiten zur jüdischen Geschichte als individuelle Förderung: Ein Staatsarchiv als außerschulischer Lernort
Abstracts:
Seit etwa 2000 Jahren leben Juden im Gebiet des heutigen Deutschland. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren sie die größte nichtchristliche religiöse Minderheit im Land. Das Zusammenleben gestaltete sich oft friedlich, immer wieder kam es aber zu Diskriminierungen, zu Verfolgung und Mord, bis hin zum furchtbaren Zivilisationsbruch des Holocaust. Dem stehen aber auch Phasen des fruchtbaren Austauschs zwischen der jüdischen und der nichtjüdischen Bevölkerung gegenüber. Die spannungsreiche, wechselvolle Geschichte des Zusammenlebens bietet viele lohnende Themen für den Geschichtsunterricht, wirft aber auch viele Fragen auf. Einen besonderen Stellenwert hat naturgemäß die Geschichte des Holocaust. Dieses wichtige Thema kann indes heute nicht mehr in der gleichen Weise unterrichtet werden, wie das seit den 1970er-Jahren geschah. Zum einen stehen die Zeitzeugen kaum mehr zur Verfügung. Zum anderen fühlen immer größere Teile unserer Schülerschaft keine persönliche Betroffenheit mehr, entweder weil sie in den Familien keine persönlichen Berichte mehr erhalten können oder aufgrund eines Migrationshintergrundes. Viele Lehrerinnen und Lehrer werden von ihren Schülerinnen und Schülern daher mit der Frage konfrontiert: Was geht mich das an?
Hinzu kommt, dass aufgrund der Dominanz des Holocaust Juden in der Schule fast ausschließlich als Opfer vorkommen. Das Alltagsleben und die Leistungen jüdischer Menschen innerhalb der Gesellschaft bleiben somit zumeist ausgeblendet, eine zeitgemäße, differenzierte Arbeit an der Geschichte des Zusammenlebens in Deutschland findet so nicht statt.
Zugleich werden durch die aktuellen Entwicklung auch Glaubensfragen wieder aufgeworfen – die in Teilen der Gesellschaft zu beobachtende Re-Religiösierung scheint auch alte religiöse oder religiös-scheinbegründete Konflikte neu zu beleben: Gibt es einen neuen Antisemitismus, der auch wieder religiöse Wurzeln hat?
Helge Schröder, Hamburg, Franziska Frisch, Hamburg:
Stellenwert und Herausforderungen der deutsch-jüdischen Geschichte in einer Gesellschaft im Umbruch
In der Sektion sollen die in der Sektionsbeschreibung skizzierten Fragen und Herausforderungen am Beispiel konkreter Unterrichtsbeispiele bearbeitet und diskutiert werden. Bei der Auswahl der Beispiele wurde insbesondere auf konkrete neue Ansätze, insbesondere in Verbindung mit den Möglichkeiten und Chancen neuer Medien, zurückgegriffen. Ein weiteres Auswahlkriterium ergab sich aus der Herausforderung des Geschichtsunterrichts durch die zunehmende Etablierung eines Zwei-Säulen-Modells aus dem Gymnasium und eine nicht-gymnasiale, aber das Abitur ermöglichende Schulform: Welche Unterrichtsansätze eignen sich für die jeweiligen Schülergruppen? Wie kann insbesondere mit der besonderen Heterogenität an den nicht gymnasialen Schulformen umgegangen werden? Wie stellen sich die Herausforderungen und Chancen durch die Zuwanderung nach Deutschland dar?
Insgesamt zeigen sich somit klare Chancen, den Schülern die direkte Relevanz der Beschäftigung mit der deutsch-jüdischen Geschichte nahe zu bringen:
- Der regionale Bezug, das heißt die Beschäftigung mit Ereignissen in der Nähe des Lebensortes der Schüler
- Der personale Bezug, das heißt die Beschäftigung mit einzelnen Schicksalen, die den Schülern eine emotionale Nähe ebenso wie ein Fremdverstehen ermöglichen
- Die Attraktivität der Beschäftigung mit einer Minderheit, die lange Zeit um Integration und Selbstbehauptung bemüht war, mit teilweise großen Erfolgen.
Martin Liepach, Frankfurt:
Wie wird die deutsch-jüdische Geschichte in aktuellen Schulgeschichtsbüchern dargestellt? Was könnte verbessert werden? Ergebnisse einer Untersuchung des Pädagogischen Zentrums Fritz-Bauer-Institut & Jüdisches Museum Frankfurt
Der Referent untersucht die Repräsentation jüdischer Geschichte in den Lehreinheiten von der Antike bis hin zur Zeit der Bundesrepublik und zwar sowohl im Hinblick auf historische-inhaltliche Einordnungen und Interpretationen als auch unter vermittlungsproblematischen Aspekt. Dass jüdische Geschichte trotz eines mehrfach geforderten Perspektivwechsels meist als Verfolgungs- und Opfergeschichte erzählt wird, ist ein wesentlicher Befund. Die Analyseergebnisse geben auch Aufschluss über die geschichtskulturelle Wahrnehmung von Juden und der gemeinsamen christlich-jüdischen Geschichte.
Deborah Hartmann, Jerusalem:
Die Geschichte der Shoa immer wieder neu vermitteln? Inititativen, Projekte und Herausforderungen für die Bildungsarbeit der Internationalen Schule für Holocaust-Studien (ISHS) von YadVashem/Jerusalem
Die deutschsprachige Bildungsabteilung der Gedenkstätte Yad Vashem (Jerusalem) hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Frage beschäftigt, inwiefern die Shoah auch für nachfolgende Generationen von Bedeutung ist. Insbesondere wird die Frage diskutiert, weshalb sich Jugendliche weltweit überhaupt mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen sollten und welche Rolle das Geschichtsverständnis der Lernenden spielt.
Frauke Steinhäuser, Hamburg:
„Stolpersteine“ – Lernanlässe zu jüdischem Leben
Die meisten der in Gehwege eingelassenen „Stolpersteine“ aus Messing erinnern an von den Nationalsozialisten ermordete Jüdinnen und Juden. Zahlreiche zu den Opfern verfasste Biografien bieten differenzierte Lernzugänge – auch für heterogene Lerngruppen.
Silke Urbanski, Hamburg:
Jüdische Geschichte in einem „Digitalen Geschichtsbuch“ ?
In Hamburg entsteht derzeit ein digitales Geschichtsbuch, das ein vertiefendes, auf regionale Beispiele orientiertes, Geschichtslernen ermöglichen soll. Welche neuen Zugänge und Lernchancen ergeben sich damit für die jüdische Geschichte? An einem ausgewählten Beispiel soll gezeigt werden, wie Unterrichtsvorbereitung und schülergesteuertes Arbeiten mit dieser Website funktionieren – und welche Chancen sich für die Beschäftigung mit der deutsch-jüdischen Geschichte ergeben – nicht nur für die Regionalgeschichte.
Carmen Smiatacz, Hamburg:
Projektlernen am Beispiel des Schülerprojekts Geschichtomat – Historisches Lernen mit digitalen Nebenwirkungen
Wie kann jüdische Geschichte und Kultur jugendgerecht vermittelt werden? Auf welche Weise lässt sich Vergangenheit und Gegenwart des Judentums vor Ort zu entdecken und für andere erfahrbar machen? Wie können Schicksale von Jüdinnen und Juden jenseits stereotyper Opfernarrative erzählt werden? Eine mögliche Antwort bietet das Schülerprojekt Geschichtomat: Schülerinnen und Schüler gehen im Rahmen von Projektwochen in ihrem Stadtteil auf Spurensuche und halten die Ergebnisse ihrer Recherchen in Form von Videos, Fotos und Texten in einem digitalen Stadtplan fest. Das Projekt bietet neben der inhaltlichen Auseinandersetzung eine aktive Schulung der Medienkompetenz und ist für Jugendliche von der Förderschule bis zum Gymnasium geeignet.
Stephanie Fleischer, Hamburg:
Projektarbeiten zur jüdischen Geschichte als individuelle Förderung: Ein Staatsarchiv als außerschulischer Lernort
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, Präsentationsleistungen in der Oberstufe und Referate in der Mittelstufe bieten die Gelegenheit, Schüler individuell nach ihren jeweiligen Interessen zu fördern und so zu besonderen Leistungen zu motivieren. Die jüdische Geschichte in Hamburg bietet dazu zahlreiche Zugänge der biographischen Forschung, die sich nicht allein auf die NS-Zeit beschränkt, auch wenn Schüler der Zeitspanne zwischen Machtergreifung und Deportation mit besonderer Empathie begegnen. Erforscht wurden dabei u.a. Biographien des Reeders Albert Ballin, des Oberrabbiners Joseph Carlebach oder der Künstlerin Anita Reé.
Zeit
(Mittwoch) 15:15 - 18:00
Ort
Audimax I
Auditorium Maximum
Überblick
(Niko Lamprecht, Wiesbaden, Michael Landgraf,
Überblick
(Niko Lamprecht, Wiesbaden, Michael Landgraf, Neustadt)
Niko Lamprecht, Wiesbaden:
»Reformation reloaded« – ein Online und Printprojekt von EKD und VGD
Michael Landgraf, Niko Lamprecht:
Teilthemen aus »Reformation reloaded«
Achim Müller:
Didaktische Reflexion
Abstract:
Moderne Darstellung von Glaubensfragen – EKD & VGD kooperieren
Der Verband der Geschichtslehrer hat sich in der Vergangenheit zunehmend den Neuen Medien gestellt und dazu mit verschiedenen Medienpartnern Materialien im Internet zur Verfügung gestellt. Diese wurden stark nachgefragt und in der Praxis weitgehend positiv aufgenommen, aber auch aus verschiedenen Perspektiven kritisiert. Mit dem Projekt „Reformation reloaded“ wird seit 2014 wiederum Neuland betreten. In der paritätisch besetzten Arbeitsgruppe wird unter Leitung von Dr. Uwe Hauser (EKD) und Niko Lamprecht (VGD e.V.) an Materialien gearbeitet, welche zeitgemäße und für den Unterricht direkt nutzbare Perspektiven zur Reformation aufzeigen wollen. Die Materialien werden in einem aufwändigen Prozess abgestimmt (Zielpunkt: 2017), angestrebt wird ein bundesweit nutzbares Online-Portal mit ergänzendem Printmaterial. Im Thesenpapier zum Projekt wird formuliert: „Reformation reloaded: 2017 – Stationen des Protestantismus in der Geschichte“:
„EKD und VGD e.V. sind der festen Überzeugung, dass das Jahr 2017 nicht eine bloße Feier- und Gedenkmöglichkeit bieten sollte. Das Thema Reformation bedarf stetiger Behandlung, Vergewisserung und Überprüfung – aus unterschiedlicher Perspektive. Hiermit sind nicht nur die verschiedenen religiösen oder religionskritischen Positionen inner- und außerhalb der EKD gemeint, sondern auch divergierende Verortungen zeitlicher oder regionaler Art. Diese lenken den Blick z.B. auf die Zeitgebundenheit theologischer oder politischer Ansichten, die intendierten Materialien sollen neben der Vermittlung von Kenntnissen somit immer die Chance zur Multiperspektivität und die Anregung zur kritischen Distanz bieten. – Mit der 2014 begonnenen Phase der Konzeptentwicklung und Erstellung erster Pilot-Bausteine hat sich das inhaltliche Angebot des Internetportals strukturiert.“
Zentrale Themenfelder sind:
Längsschnitt:
– Vor der Reformation
– Luther selbst
– Die Zeit
– Die „Anderen“
– Nachreformatorische Zeit
– Reformation heute
Übergreifende Themenfelder:
– Ökonomie
– Bildung
– Politik Gesellschaft
– Europa
– Frieden
– Kultur
Insgesamt sollen sich multimediale Angebote und Anreize mit einem flexiblen methodisch-didaktischen Angebot verbinden, dieses kann von Lehrkräften der Fächer Geschichte und Religion als Online-Unterrichtseinheit ebenso flexibel genutzt werden.
In der Sektion sollen zwei der Bausteine vorgestellt und reflektiert werden. Neben allgemeinen Informationen und der Vorstellung des Projekts wird es auch eine kritische Analyse aus geschichtsdidaktischer Perspektive geben.
Zeit
(Mittwoch) 15:15 - 17:15
Ort
PHIL-C
Philosophenturm
Überblick
(Martin Lücke, Berlin) Martin Lücke, Berlin: Einführung
Überblick
(Martin Lücke, Berlin)
Martin Lücke, Berlin:
Einführung in die Sektion: Shoah und Geschichtsunterricht – Bisherige empirische Befunde
Bernd Körte-Braun, Berlin:
Konzept und Setting digitaler Lernumgebungen am Beispiel einer tabletbasierten Anwendung
Irmgard Bibermann, Innsbruck:
Historisches Lernen mit tablet-basierten Videointerviews – Beschreibung und Analyse von Geschichtsunterricht
Peter Gautschi, Luzern:
Guter Geschichtsunterricht?
Sebastian Telschow, Berlin:
‚Weil ich mich frage wieso?‘ – Alteritätserfahrung und historische Sinnbildung
Felicitas Macgilchrist, Braunschweig:
Kommentar: Perspektiven für die Bildungsmedienforschung
Juliane Brauer, Berlin:
Kommentar: Perspektiven für die geschichtsdidaktische Forschung
Abstract
Dass der Übergang von kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis beim Erinnern an die Shoah eine besondere Herausforderung für die Didaktik der Geschichte und für die Konzeption von Lernprozessen darstellt, kann mittlerweile als ein Allgemeinplatz gelten. Auf das bevorstehende endgültige Fehlen von noch lebenden ZeitzeugInnen beim Erinnern an die Shoah wurde unter anderem reagiert, indem umfangreiche Video- und Audioarchive mit lebensgeschichtlichen Interviews von Überlebenden erstellt wurden.
Durch Erfahrungsberichte ist belegt, dass solche videographierten ZeitzeugInneninterviews auch tatsächlich in den (Geschichts-)Unterricht eingebracht werden. Wie ein solches Angebot ausgestaltet werden soll, damit die Lernenden einen möglichst großen Nutzen daraus ziehen und mit ihnen kompetenzorientiert historisch lernen können, ist zwar theoretisch reflektiert, aber kaum systematisch erforscht.
Die Universität Innsbruck, die PH Luzern und die Freie Universität Berlin haben durch Koordinierung des österreichischen Bildungsträgers „erinnern.at (Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart)“ mit dem Projekt „Die Shoah im schulischen Alltag“ ein Unterrichtssetting entwickelt, das Möglichkeiten einer solchen systematischen Erforschung von Geschichtsunterricht mit videographierten Zeitzeugeninterviews ermöglicht.
In der Sektion soll anhand der Ergebnisse des Forschungsprojektes grundlegend über die pragmatische und empirische Dimension von historischem Lernen mit videographierten Interviews zur Shoah diskutiert werden. Die empirisch gestützten Ergebnisse sollen daraufhin befragt werden, wie sie sich zur bisherigen empirischen Forschung zum Thema „Shoah in der Schule“ verhalten und welche zukünftigen Forschungsfragen sich aus diesen Ergebnissen ableiten lassen.
Zeit
(Donnerstag) 9:00 - 12:00
Ort
PHIL-F
Philosophenturm
Überblick
(Rolf Brütting, VGD) Waltraud Schreiber, Eichstätt-Ingolstadt:
Überblick
(Rolf Brütting, VGD)
Waltraud Schreiber, Eichstätt-Ingolstadt: Die religiöse Dimension im kompetenzorientierten GU
Michael Wolffsohn, München:
Zur »Normalität« einer belasteten Beziehung: Über die Shoa hinaus: Aspekte jüdischer Geschichte und Alltagskultur im Geschichtsunterricht
Hakki Arslan, Osnabrück:
Der Islam in der Geschichte und im Geschichtsunterricht
Abstract:
„Glaubensfragen“ und der „Umgang mit Religion“ haben in unser säkularisierten Welt plötzlich wieder Konjunktur: Auch wenn manche Lehrpläne „Religion“ nicht einmal als Begriff erwähnen, spielt die religiöse Dimension im Geschichtsunterricht durch die Epochen und Kulturen hinweg – und nicht erst seit den Ereignissen von 2015 – fraglos eine zentrale Rolle. Während in unserer Sektion der Fokus (beispielhaft) auf drei Weltreligionen gelenkt wird, die alle ihre spezifischen Implikationen und Bedeutungen für unseren Kulturraum haben, wird zu fragen sein, wie wir grundsätzlich mit dem Thema Religion als sinnstiftendes oder legitimierendes Phänomen umgehen sollten. Inwieweit kann/darf/muss die „Dimension Religion“ z.B. eine Kategorie bei der Sach- und Werturteilsfindung im Geschichtsunterricht sein?
Die Sektion will deshalb der Frage nachgehen, inwieweit und an welchen Stellen Religionen, Religiosität und Konfessionalitäten für den Geschichtsunterricht relevant sind. Welche Kompetenzbereiche werden z.B. durch diese Dimension berührt? Gibt es Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen? Ganz selbstverständlich bietet sich der Blick auf die Gegenwart an, in der insbesondere die den Nahen Osten verändernden politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozesse der letzten Jahre dazu führen, dass „Religion“ erneut einen höheren Stellenwert in Gesellschaft und Politik einnimmt – bis hin zu einer sich weltweit abzeichnenden Radikalisierung an den extremen Rändern. Darüber hinaus erfordert eine zunehmend multikulturelle Schülerschaft neue Herangehensweisen an religiöse Themen (auch und gerade) im Geschichtsunterricht. Bedingungslose Toleranz und Indifferentismus können weder im Unterricht noch im sozialen Raum helfen, vielmehr muss die Bandbreite dieser religiösen Dimension erkannt und auch in unserer säkularisierten Welt akzeptiert werden. Sie wird durch die Begriffe „Interkulturalität“ und „Identität“ markiert, berührt damit grundsätzliche Problembereiche, auf die Antworten gefunden werden müssen. Exemplarisch sei hier auf das Inhaltsfeld „Was Menschen im Mittelalter voneinander wussten“ verwiesen, in dem das „Neben- und Gegeneinander am Rande des Abendlandes: Christen, Juden und Muslime“ als ein Schwerpunkt genannt wird: Das gemeinsame „interkulturelle“ Zusammenleben der drei Religionsgemeinschaften, etwa in Jerusalem, Süditalien oder Spanien, förderte auf der einen Seite „Identitätsstiftung“, aber eben auch „Stigmatisierung“ der jeweils anderen Religion als das Fremde oder Andere. Gleiches gilt für die Sekundarstufe II, in der lehrplangemäß meist die Kreuzzüge sowie das Osmanische Reich thematisiert werden. Im Fokus stehen hierbei „das Verhältnis von geistlich und weltlicher Macht“, die rechtliche Stellung „religiöser Minderheiten“, „das Verhältnis zwischen christlich und muslimisch geprägten Gesellschaften in ihrer gegenseitigen zeitgenössischen Wahrnehmung“ usw. Die Ordnungsbegriffe ließen sich jedoch auch auf das 19. Jahrhundert übertragen (Kulturkampf) oder auf den Nationalsozialismus und dessen Konsequenzen (Antisemitismus und Shoa).
Es geht bei diesem Vorhaben keinesfalls um eine klandestine „Wiederkehr“ der Religionskunde in den Geschichtsunterricht, sondern um den Kompetenzerwerb unserer Schülerinnen und Schüler im interkulturellen Dialog, in dem eine kritische Auseinandersetzung mit der „religiösen Dimension“ vonnöten ist. Auf diesem Feld ist in der Praxis eine Schieflage erkennbar, die auf wechselseitigem Unwissen, Unverständnis und Vorurteilen beruht. Tatsächlich ist die Kenntnis von Religionen keineswegs nur als „Metaphern-Baukasten“ für die jeweiligen Moral- und Wertevorstellungen der sich begegnenden Kulturen für solide Sach- und Werturteile unabdingbar. Auch die westliche Welt muss sich ihrer Kulturgenese immer wieder vergewissern, um den Zuschreibungen, Wertehorizonten, aber auch Vorurteilen der Migrationskulturen auf Augenhöhe begegnen zu können. Für viele Schülerinnen und Schüler ist das Christentum als eine der geistig-moralischen Grundlagen der westlichen Welt fremd geworden, bisweilen vielleicht sogar fremder als den sich davon abgrenzenden muslimischen Schülerinnen und Schülern.
Berührungsängste gibt es nach wie vor zum Judentum. Hier geht es nicht nur um die Auseinandersetzung mit einem Antisemitismus, der in Deutschland zu welthistorischer Singularität mutierte. Die Aufarbeitung der NS-Geschichte befindet sich in Deutschland inzwischen auf einem akzeptablen Niveau und muss ein zentrales Thema des Geschichtsunterrichts bleiben. Die Veränderung der bundesrepublikanischen Bevölkerung hat indes einen neuen „Antisemitismus“ bzw. „Anti-Israelismus“ hervorgebracht, der quer durch unsere Gesellschaft geht und in Teilen der muslimischen Zuwanderer zu erschreckenden Ausmaßen gefunden hat. Dadurch ist der Nah-Ost-Konflikt teilweise auf unseren Schulhöfen angekommen. Dass diese Situation durch die Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan nicht entschärft werden wird, liegt auf der Hand. Wer wollte angesichts dieser politischen und historischen Situation verneinen, dass unsere Geschichte sowie Gegenwart (noch immer) wirkmächtige religiöse Dimensionen haben?
Zeit
(Freitag) 11:15 - 13:15
Ort
PHIL-D
Philosophenturm