Landesgeschichte im Unterricht - Geschichtsunterricht in der Region

Ein konkretes Problem sieht Prof. Dr. Manfred Treml in der Rezeption tschechischer Forschungsliteratur von deutscher Seite, dessen Durchführung eine Seltenheit ist, da die wenigsten deutschen Historiker (man kann auch sagen: die wenigsten Deutschen) die tschechische Sprache beherrschen. Eine institutionelle Festigung der bohemistischen Forschung sei aber zu verzeichnen, u.a. mit dem Collegium Carolinum als wichtigstem Partner für die böhmische Forschung.

Treml äußerte sich als Vorsitzender des Gesamtvereins für Geschichts- und Altertumsvereine, der den heutigen 35. Tag der Landesgeschichte initiiert hat, über seine Hoffnungen, die von ihm geleitete Sektion würde auch eine pragmatische Dimension für die Landes- und Regionalgeschichte entfalten. Als geschichtsdidaktische Sektion wurden darin zum Teil Fragen der Neukonzipierung von landes- sowie regionalgeschichtlichen Themen in den Schullehrplänen besprochen.

So hat Prof. Dr. Bernd Schönemann zunächst die Problematik des Auswahlverfahrens von Lehrstoff für den Geschichtsunterricht erläutert und den Begriff Region definiert. Dieser würde allzuoft für beliebig große Räume eingesetzt - “man braucht nur die Abendnachrichten zu verfolgen”. Dabei sei eine Region, Blotevogel zu Folge, zum einen als erkenntnistheoretisches Konstrukt anzusehen und zum anderen ein “historisch-soziales Konstrukt, das die Menschen selbst hervorbringen”. Schönemann fordert, kollektive Identität(en) nicht mehr, wie es wohl in konservativem Rahmen des Geschichtsunterrichts geschehen ist, als Ziel zu vermitteln, sondern als Gegenstand und Thema. Das Übergewicht der politischen Regionalgeschichte solle durch den Ausbau kultur- und alltagsgeschichtlicher Themen aufgelockert und damit alternativen Lernstrukturen im Geschichtsunterricht den Weg geebnet werden. Dr. Rolf Brüttung wiederum stellte die Ausnutzung der Regionalgeschichte als Ergänzung oder Illustration der allgemeinen Geschichte fest. So müssten Beispiele aus bestimmten Regionen als Beweisgrundlage für geschichtliche Betrachtungen mit allgemeinerem Hintergrund als Korrektive herhalten. Brütting ist der Ansicht, dass die Regionalität an sich zum Thema der Forschung erhoben werden sollte.

Des Weiteren erfolgte durch Dr. Robert Luft eine etwas schockierende Vorstellung des tschechischen Geschichtsunterricht, welcher stark faktenorientiert sei und ein durch das nationale Paradigma Geschichtsbild vorherrsche. Abschließend machte Herr Prof. Mikusek aus Litoměříce die Zuhörer mit der traditionsreichen Regionalarbeit des Raums um Aussig/Ustí nad Labem bekannt.

Der praxisbezogene Vortrag Herrn Prof. Kösers aus Freiburg fand leider nicht statt.

0 Responses to “Landesgeschichte im Unterricht - Geschichtsunterricht in der Region”


  1. No Comments

Leave a Reply