Tag Archive for 'Tschechien'

Sektion-Hopping

Markus Bitterlich. Foto: bp

Frisch von der Uni mit dem altehrwürdigen Magister Artium ausgestattet, konnte es sich Markus Bitterlich natürlich nicht nehmen lassen beim Historikertag dabei zu sein. Und schon gleich gar nicht, wenn der mal fast vor der Haustür stattfindet.

Getreu der Devise “alles ist nichts”, versucht er soviel wie nur möglich von den Sektionen mitzunehmen, also ist Sektion-Hopping angesagt. Sicherlich bei den Referierenden nicht sehr beliebt, aber durchaus effektiv.

So ist er von der Sektion “Asymmetrien in Vergangenheit und Gegenwart. Deutsche und Tschechen als ungleiche Nachbarn?” zu “Ungleichheiten oder Gleichheiten? Transkulturelle Vergleiche zwischen Ost und West” gesprungen.

Nach so üppiger morgendlicher Wissensaufnahme bedarf es nachmittäglicher Bewegung im Japanischen Palais. Leider suchte nur ein weiterer Gast, ein Maschinenbaustudent, den Weg zur Sonderausstellung “900 Gramm Gehacktes - Oberlausitzer Silberschätze”. Es gab also eine private Führung. Mal was anders, gibt Markus schmunzelnd zu.

Trotz Themenvielfalt ein verblüffend einhelliges Ergebnis

Im Zusammenleben der Tschechen und Deutschen ausschließlich Asymmetrien zu suchen wäre eine zu einseitige Betrachtung ihrer vielschichtigen Beziehungen - darüber waren sich alle Referenten am Ende der Sektion von Dr. Martina Schattkowsky am ersten Kongresstag einig. Schattkowsky sprach von einem Abschluss, der “optimistischer kaum sein könnte”. Auch der Wunsch nach einer nüchterneren Forschung, frei von der Umklammerung historischer Aufarbeitung, wurde einhellig geäußert.

Die in Bezug auf den Zeithorizont und auf das Spektrum der Themen sehr vielseitige Sektion hat somit eine Bündelung konkreter Ergebnisse erreicht.

Landesgeschichte im Unterricht - Geschichtsunterricht in der Region

Ein konkretes Problem sieht Prof. Dr. Manfred Treml in der Rezeption tschechischer Forschungsliteratur von deutscher Seite, dessen Durchführung eine Seltenheit ist, da die wenigsten deutschen Historiker (man kann auch sagen: die wenigsten Deutschen) die tschechische Sprache beherrschen. Eine institutionelle Festigung der bohemistischen Forschung sei aber zu verzeichnen, u.a. mit dem Collegium Carolinum als wichtigstem Partner für die böhmische Forschung.

Treml äußerte sich als Vorsitzender des Gesamtvereins für Geschichts- und Altertumsvereine, der den heutigen 35. Tag der Landesgeschichte initiiert hat, über seine Hoffnungen, die von ihm geleitete Sektion würde auch eine pragmatische Dimension für die Landes- und Regionalgeschichte entfalten. Als geschichtsdidaktische Sektion wurden darin zum Teil Fragen der Neukonzipierung von landes- sowie regionalgeschichtlichen Themen in den Schullehrplänen besprochen.

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Asymmetrien als Synonym für Ungleichheiten

Prof. Dr. Martina Schattkowsky und Dr. Uwe Tresp Foto: cm

Nur langsam füllte sich der Raum 101 des Hörsaalzentrums, in dem heute Vormittag die Sektion „Asymmetrien in Gegenwart und Vergangenheit – Deutsche und Tschechen als ungleiche Nachbarn?“ stattfand. Dabei waren Asymmetrien nur ein Synonym für Ungleichheiten. In den ersten beiden Vorträgen zu den möglichen und viel diskutierten Ursprüngen der kulturellen und letztlich auch sozialen Verschiedenheiten sprachen Dr. Uwe Tresp von der Uni Leipzig und Prof. Dr. Martina Schattkowsky, die Leiterin des Bereiches Geschichte am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.

Die Ausführungen der beiden Wissenschaftler besaßen jeweils verschiedene Ansätze. Während Dr. Tresp versuchte, anhand der dynastischen Verhältnisse die Rolle der Kurfürstentümer Sachsen und Böhmen zueinander näher zu beleuchten, bezog sich Frau Prof. Schattkowsky weitestgehend auf agrarpolitische Aspekte, die zu der Bildung von Ungleichheiten beitrugen.

Dass die noch heute bestehenden Unterschiede zwischen Deutschen und Tschechen auf die Geschichte der beiden Länder zurückzuführen ist, machten die Beiträge der Wissenschaftler deutlich.

“I Served the King of England”

Fotos: Farbfilm-Verleih

Manchmal sind Anglizismen, Anglisierungen und Co. eben doch ganz gut: Geht es zum Beispiel darum, Kinobesucher anzulocken, wirken Originaltitel meist doch attraktiver als neu gewählte deutsche Titel. So auch bei dem Film “I served the King of England”. Diesen nämlich stellt eine Gruppe von Geschichtsstudenten vor, die sich während eines Seminars zur Ausgestaltung des kulturellen Rahmenprogramms für den 47. Deutschen Historikertages an ihrem Studienort Dresden zusammenfand. Viele weitere Angebote, wie beispielsweise auch die Exkursion zur Bismarcksäule, entstanden in diesem Zusammenhang.

Aber zurück zur Filmvorführung von “I Served the King of England”: Man suchte einen Kooperationspartner in Dresden, der die Vorführung des Filmes kostengünstig ermöglichen und zudem mit Flair und Platz bei den Historikerinnen und Historikern in spe punkten konnte. Da war die Schauburg schnell gefunden.

Der auszuwählende Film sollte zum einen das Thema des diesjährigen Kongresses - Ungleichheiten - widerspiegeln und zum anderen in Bezug zum Partnerland Tschechien stehen. Gemeinsam mit dem Tschechischen Zentrum fiel die Wahl auf den Film von Jiri Menzel aus dem Jahr 2006, der soeben in den hiesigen Kinos angelaufen ist.

Der Film spiegelt die Ungleichheit zwischen Wollen und Sein wider: Ein berühmter und reicher Mann sein zu wollen, durch sein Wirken am Ende des Lebens diesem Ziel sogar nahe gekommen zu sein, aber dennoch das Leben ungleich so verbracht zu haben, wie man es gewollt hätte. Dabei ist der Film auch immer wieder eingebunden in die Ereignisse und Geschichte des 20. Jahrhunderts in seiner Wechselhaftigkeit und Ambivalenz.

Die Organisatoren freuen sich also am Mittwoch, den 1. Oktober 2008 20.00 Uhr auf zahlreiche Besucher und laden anschließend noch zu einer lockeren Runde bei gutem tschechischem Bier und entspannter Atmosphäre zur Diskussion des Films ein.

Selbstkostenbeitrag: 4 Euro

Majka Doms

Majka verbindet mit der Teilnahme am Sommerkurs ihre Neugierde am Journalismus mit dem Studium der Geschichte. Die kritische regelmäßige Lektüre der ZEIT gehört ebenso zu ihrem Alltag wie die mindestens sieben Stunden Schlaf. Ausgeschlafen ist sie dann sicherlich in der Neustadt Dresdens zu finden, entgegen aller Assoziationen jedoch nicht auf der Kneipenmeile, sondern auf einem der unzähligen Spielplätze – samt Nachwuchs. Wer sie dort sichtet, kann sie getrost auch auf Tschechisch ansprechen, das wurde ihr nämlich halbwegs mit in die Wiege gelegt.