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Kunst-Transfers. Thesen und Visionen zur Restitution von Kunstwerken.

Prof. Dr. Gilbert Lupfer. Foto: pd

Prof. Dr. Gilbert Lupfer. Foto: pd

Unter diesem Titel fand gestern im Hans-Nadler-Saal des Residenzschlosses eine Tagung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden statt, die gleich drei Anlässe vereinte. Zum einen fand sie natürlich anlässlich des Historikertages statt, andererseits waren aber auch der 10. Jahrestag der Washingtoner Konferenz sowie der 50. Jahrestag der Rückkehr von Kunstwerken aus der Sowjetunion Beweggrund. Diese Versammlung war nach einer ersten in Potsdam die zweite ihrer Art und wurde von Stefan Koldehoff vom Deutschlandfunk moderiert, der auch durch einen kurzen historischen Anriss die Veranstaltung einleitete. Anschließend stellte Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Leiter eines Projektes zur Provenienzforschung der SKD und im Wintersemester auch eines Seminars zu diesem Thema an der TU, die moralischen, wissenschaftlichen und logistischen Herausforderungen dieses Forschungsbereiches anhand von Beispielen erfolgter Restitutionen in Dresden dar.

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Europas Osten als Objekt kolonialer Phantasien?

viel Spaß an wissenschaftlichen Debatten. Foto: pd

Viel Spaß an wissenschaftlichen Debatten. Foto: pd

Deutsche nationalistische Stimmen des 19. Jahrhunderts, welche die Machtverhältnisse in Mitteleuropa zu Gunsten eines deutschen Großreiches verändern wollten und schon von einer kontinentalen 70-Millionen-Supermacht als Gegengewicht zu den USA und dem aufstrebenden russischen Reich träumten, erkannten ihre Chance, sich die dazu nötige territoriale und bevölkerungstechnische Ausweitung durch eine Expansion gen Osten zu beschaffen. Was lag da näher, als dem kulturell unterlegenen Polen, welches ob seiner „barbarischen Bauern“ die Ressourcen des Landes nicht effektiv ausnutzen konnte und damit sämtliche Besitzansprüche verlor, unter die Arme zu greifen? Eine zivilisatorisch-germanische Mission sollte den Slawen die Verantwortung über ihr Land abnehmen und eine nie da gewesene Hegemonie eines jungen mitteleuropäischen Staates schaffen.

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„Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“

Im Restaurant verschluckt sich ein Mann an einer Erbse. Während er rot anläuft und nach Luft schnappt, sammelt sich eine Traube neugieriger Menschen um ihn und erstarrt wie ein Kaninchen vor der Schlange. Helfen kann keiner und meine Zeit ist gekommen: „Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“

Ja, die Liste der Dinge, die ich schon immer einmal sagen wollte, ist schier endlos lang. Dabei mangelt es nicht an Ideen, sondern an Situationen, die hollywoodgerecht serviert meinen Lebensweg kreuzen.
„Entschuldigen Sie bitte einen kleinen Augenblick, ich habe da jemanden auf der anderen Leitung.“ Schon das Wählscheibentelefon meiner Oma ermöglichte mir erste Häkchen im Register der aus Film und Fernsehen bekannten Sätze, die ich einmal nachplappern möchte. Obwohl ich mich dabei argumentativ meist auf sehr dünnem Eis bewegte, habe ich schon einige Punkte abgehakt. Vom allzeit beliebten: „Das nennst du ein Messer? …“ bis zu „Moment, ich geb Ihnen meine Karte.“

Während nun also das Who is Who der deutschen Historiker seine Koffer packt, um den 47. Deutschen Historikertag mit Präsenz zu erfreuen, bereite ich als Mitglied des Teams zur medialen Begleitung voller Vorfreude meine Liste vor und feile an der Formulierung der Dinge, die ich schon immer einmal sagen wollte und die mir ein Presseausweis nun ermöglichen sollte: „Bitte lächeln!“ – „Lassen Sie das, ich bin Reporter!“ – „Aber was ist mit der Pressefreiheit?“ – „Eine Frage habe ich noch!“ - „Kommen wir zum unangenehmen Teil des Tages!“

Ich freue mich schon sehr auf den Kongress, zwar auch aus fachlicher Sicht, aber zuerst doch, um die Grenzen eines Presseausweises auszuloten. Und der Nothaken liegt schon parat, denn ich vermute einfach mal ins Blaue hinein, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Anwesenden in der Lage sein wird, eine Blinddarmoperation durchzuführen. Ich kann es auch nicht, aber bestimmt kann ich es kommentieren.

Kristin Hofmann

Kristin (24 Jahre jung) gehört zu unserem engagierten Autorenteam, was nicht zuletzt aus der Studienrichtung Geschichte und Germanistik (Magister) resultiert. Ihr historisches Interessengebiet ist in der deutschen Nachkriegsgeschichte und der Genderdebatte und Frauenforschung anzusiedeln.

Außerhalb des Hörsaals, aber nicht losgelöst vom Campus der TU Dresden, ist Kristin in der studentischen Selbstverwaltung aktiv. Des Weiteren interessiert sie sich für Osteuropa, speziell Russland, und ist deshalb im kulturellen Austausch mit russischen Schülern und Studenten tätig.

Zur Ruhe findet sie erst abends in der Oper, dann aber als genießende Zuschauerin.