„Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“

Im Restaurant verschluckt sich ein Mann an einer Erbse. Während er rot anläuft und nach Luft schnappt, sammelt sich eine Traube neugieriger Menschen um ihn und erstarrt wie ein Kaninchen vor der Schlange. Helfen kann keiner und meine Zeit ist gekommen: „Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“

Ja, die Liste der Dinge, die ich schon immer einmal sagen wollte, ist schier endlos lang. Dabei mangelt es nicht an Ideen, sondern an Situationen, die hollywoodgerecht serviert meinen Lebensweg kreuzen.
„Entschuldigen Sie bitte einen kleinen Augenblick, ich habe da jemanden auf der anderen Leitung.“ Schon das Wählscheibentelefon meiner Oma ermöglichte mir erste Häkchen im Register der aus Film und Fernsehen bekannten Sätze, die ich einmal nachplappern möchte. Obwohl ich mich dabei argumentativ meist auf sehr dünnem Eis bewegte, habe ich schon einige Punkte abgehakt. Vom allzeit beliebten: „Das nennst du ein Messer? …“ bis zu „Moment, ich geb Ihnen meine Karte.“

Während nun also das Who is Who der deutschen Historiker seine Koffer packt, um den 47. Deutschen Historikertag mit Präsenz zu erfreuen, bereite ich als Mitglied des Teams zur medialen Begleitung voller Vorfreude meine Liste vor und feile an der Formulierung der Dinge, die ich schon immer einmal sagen wollte und die mir ein Presseausweis nun ermöglichen sollte: „Bitte lächeln!“ – „Lassen Sie das, ich bin Reporter!“ – „Aber was ist mit der Pressefreiheit?“ – „Eine Frage habe ich noch!“ - „Kommen wir zum unangenehmen Teil des Tages!“

Ich freue mich schon sehr auf den Kongress, zwar auch aus fachlicher Sicht, aber zuerst doch, um die Grenzen eines Presseausweises auszuloten. Und der Nothaken liegt schon parat, denn ich vermute einfach mal ins Blaue hinein, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Anwesenden in der Lage sein wird, eine Blinddarmoperation durchzuführen. Ich kann es auch nicht, aber bestimmt kann ich es kommentieren.

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