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Festakt in der Kreuzkirche

Kreuzchor. Fotos: ak

Glasklar tönten die hellen Stimmen des Kreuzchors am gestrigen Abend durch die steinerne Schlichtheit der Kreuzkirche, die mit drei Werken aus der „Geistlichen Chormusik“ die Festveranstaltung zum 47. Historikertag eröffneten.

Helma Orosz, Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden, begrüßte alle Anwesenden, insbesondere den tschechischen Minister und Vorsitzenden des Legislativrates der Tschechischen Regierung Cyril Svoboda. In einer kurzen Ansprache stellte sie Dresden als eine Stadt dar, deren Bürgerinnen und Bürger sehr großes Interesse an der eigenen Geschichte haben und durchaus bereit sind, diese auch kritisch zu betrachten. Das gute Einvernehmen mit dem Partner sei den Dresdnern eine Herzensangelegenheit, denn man könne sich mit Fug und Recht als Grenzstadt zur Tschechischen Republik bezeichnen. So erinnerte sie an die turbulenten und kritischen Tage im Herbst 1989, als die vollbesetzten Züge aus Prag am Dresdner Hauptbahnhof ankamen und sich die Menschen auf der Prager Straße sammelten, um für ihre Freiheit zu demonstrieren. An jene Zeit, als die Kreuzkirche nicht nur ein Ort des Gebetes, sondern auch ein Ort der Diskussion war.

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And the winner is…

Berlin!

Der nächste Historikertag im Jahr 2010 wird an der Humboldt Universität zu Berlin stattfinden.

Nicht nur, dass sich in diesem Jahr die deutsche Einheit zum 20. Mal jährt, auch die HU feiert ihr 200jähriges Bestehen. Wir freuen uns schon jetzt auf einen schönen und interessanten Kongress in der Bundeshauptstadt.

„Justitia war nie blind“

Mit einem weiten Bogen, gespannt über gut 600 Jahre Justizgeschichte, wurden die Referenten der Sektion „Ungleichheiten vor Gericht: Epochenübergreifende Perspektiven“ ihrem Titel wahrlich gerecht. Zunächst ging Prof. Joachim Eibach auf die Allegorie der Justitia ein, die allseits bekannte Darstellung der Gerechtigkeit als Schwert und Waage in den Händen haltende Frau, der die Augen verbunden sind. Damit solle ausgedrückt werden, dass die Gerechtigkeit ihre Urteile stets ohne Ansehen der Person fälle, wie es schon im Alten Testament gefordert war. Die Geschichte der Justiz sei stets eine Geschichte der Suche nach Gerechtigkeit und gleichzeitig eine Geschichte der Ungleichheit gewesen.

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Abgleiten in “Allmachtsphantasien”

Prof. Dr. Martin Jehne. Foto: ak

Herr Prof. Jehne, Sie sind Sprecher des Historikertages…

Moment, das stimmt so nicht ganz. Ich bin Sprecher des Ortskommitees, das den Historikertag veranstaltet. Den Historikertag richtet der Verband aus - und der ist auch für alle Inhalte zuständig, die Sektionsthemen, das Logo, etc. Das Ortskommitee übernimmt die Organisation am Veranstaltungsort, den Kontakt mit den Institutionen, die Infrastruktur, eben alles was zur faktischen Ausführung gehört.

Ist ein so großer geisteswissenschaftlicher Kongress an einer Technischen Universität die erste Ungleichheit?

Nein! Wir sind keine technische Uni, wir heißen bloß so. Die TU Dresden hat eine starke technisch–naturwissenschaftlich Tradition, die auch gepflegt wird – wogegen nichts zu sagen ist. Nur löst der Name TU leicht die Assoziation aus, es gebe nur Technik- und Naturwissenschaften. Und das trifft nicht zu. Seit der Erneuerung nach der Wiedervereinigung haben wir in Dresden leistungsfähige und akzeptierte Geistes- und Sozialwissenschaften. Die TU ist eine Volluniversität und betont dies auch. Die Geisteswissenschaften sind hier ja auch nicht nur Hilfsarbeiter, in dem Sinne dass wir Abrundungsangebote machen und Geschlechterstereotypen bedienen. Getreu dem Motto: Wir haben hier Ingenieurswissenschaften, was in erster Linie junge Männer studieren, die haben Freundinnen, also brauchen wir auch ein Institut für Germanistik. So ist es ja eben nicht. Wir betreiben hier anerkannte Forschung und bilden konkurrenzfähige Absolventen und wissenschaftlichen Nachwuchs aus.

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Rund um Dresden

Sofern Sie innerhalb Dresdens schon alles gesehen und erkundet haben, sollten Sie vielleicht einmal die Umgebung der Landeshauptstadt in Augenschein nehmen. Wir haben hierzu einige Attraktionen und Schönheiten rund um Dresden im Folgenden für Sie zusammen gestellt.

Bastei - Foto: ar

Nur 45km östlich von Dresden liegt der Nationalpark Sächsische Schweiz, welcher mit seinen mächtigen Tafelbergen, genau so wie mit filigranen Felsnadeln beeindruckt. Kilometerweise gut ausgebaute Wanderwege laden zu Streifzügen ein, wobei sich der geneigte Besucher die spektakulärsten Ausblicke, z. B. von der Schrammsteinkette, im Schweiße seines Angesichts erarbeiten muss. Eines der beliebtesten Ziele ist die Bastei, ein Schluchtenlabyrinth oberhalb der Elbe mit seiner gemauerten Basteibrücke und der begehbaren Felsenburg Neurathen.

Wuchtig in ihrer Erscheinung thront die Festung Königsstein auf dem gleichnamigen Berg 250m über dem Elbtal. Im Jahre 1241 erstmals urkundlich als Burg des böhmischen Königs erwähnt, gehört sie erst seit 1459 zu Sachsen. Durch ständige Nutzung ist die Festung bis heute als nahezu eigene Stadt erhalten, die 22 Gebäude sind allerdings nur durch ein einziges Tor zu erreichen, alle anderen Eingänge sind zugemauert.
Leichtigkeit und Eleganz dagegen prägen das Bild des Renaissanceschlosses Pillnitz, welches August der Starke 1706 seiner Mätresse, Gräfin Cosel, zum Geschenk machte. Nicht nur der Schlosspark mit seinen verschieden gestalteten Teilen lohnt einen Besuch, sondern auch die Ausstellungen im Berg- und Wasserpalais erfreuen Auge und Ohr. Denn zu den gezeigten Stücken gehört auch eine Sammlung historischer Musikinstrumente, auf denen regelmäßig Konzerte gegeben werden.

Schloss Pillnitz - Foto: ar

Schloss Pillnitz Foto: ar

Nordwestlich von Dresden lädt das kurfürstliche Jagd- und Lustschloss Moritzburg zu einem Besuch des Barockmuseums und ausgedehnten Spaziergängen durch Schloss- und Waldpark ein. Der in den Farben Ocker und Weiß strahlende Bau wurde 1736 fertig gestellt. Sein Inneres birgt eine Sammlung wunderschönen Kunsthandwerks des 16. – 18. Jahrhunderts von prächtigen Kutschen bis hin zu feinstem Porzellan.
Nördlich des Schlosses liegt ein kleiner, nach französischer Art gestalteter Garten, ihn umgeben der Waldpark und das Moritzburger Teichgebiet. Hier lassen sich, in den künstlich angelegten Teichen nicht nur eine der Delikatessen für die fürstliche Tafel Augusts, nämlich Karpfen, sondern auch eine beachtliche Menge verschiedener Vogelarten entdecken.
Über 1000 Jahre Geschichte bietet das nur 26km nordwestlich liegende Meißen, die „Wiege Sachsens“ genannt. In aller Welt bekannt und geschätzt sind die Erzeugnisse der Meißner Porzellanmanufaktur. Die schon 929 gegründete Albrechtsburg ist einer der schönsten gotischen Profanbauten, sie besteht in ihrer heutigen Form aber erst seit ca. 1520. Auch der frühgotische Dom dessen Türme allerdings erst Anfang des 20 Jahrhunderts errichtet wurden lohnt einen Besuch. Und nach so einem ausgedehnten Kulturprogramm empfiehlt es sich den Abend bei einem Glas sächsischen Weines in einer der vielen kleinen Gaststätten ausklingen zu lassen.

Bei all Ihren Erkundungen wünschen wir viel Vergnügen!

„Es geht ja nicht darum gemütlich Pause zu machen“

Katarina Barthel. Foto: ak

Deshalb ist das Hauptgenuss- und Motivationsmittel von Katharina Barthel der Pulverkakao aus dem Automaten im Blauen Haus. Bei dessen Geschmack fängt man dann wohl lieber freiwillig an zu arbeiten. Zuhause beginnt der Tag, mangels Kaffeemaschine mit einem Pfefferminztee - auch der weckt auf. Und ein wacher Geist und gutes Organisationstalent sind nötig für die Betreuung der Sonderveranstaltungen, die sie zusammen mit Christina Fischer übernommen hat. Da muss man sich schon mal ein paar zusätzliche Mitarbeiter aus den Rippen schneiden, wenn das BKA kurzfristig erklärt, jeder Besucher möge am Eingang der Semperoper bitte seinen Personalausweis vorzeigen, zusätzlich zu der Eintrittskarte zur Eröffnungsveranstaltung: Reine Formsache natürlich.
Alle Formalitäten für die Zeit nach dem Historikertag hat Katharina auch schon erledigt. Nach Münster zieht es sie, das Fahrrad wartet schon und an den sprichwörtlichen westfälischen Dickkopf wird sie sich gewöhnen: Wer den Automatenkakao überlebt, den können schließlich nicht einmal Töttchen, Panhas und andere Spezialitäten der traditionellen Westfälischen Küche schocken.

„Das heute ist nur die Ruhe vor dem Sturm“

Christina Fischer. Foto: ak

„First come, first served“, beschreibt Christina Fischer das Auswahlverfahren, nach dem die Stellplätze für die Verlagsausstellung vergeben wurden. Prinzipiell ganz einfach. Und mit einem netten Lächeln und souveräner Freundlichkeit meistert sie auch Situationen, in denen es mal stressig wird. Wenn sich zum Beispiel ein Verlag erst Wochen nach der Anmeldefrist entscheidet, doch im HSZ präsent sein zu wollen.
Auch ihr zweites Arbeitsgebiet, die Sonderveranstaltungen in der Semperoper und der Kreuzkirche, was sie Hand in Hand mit Katharina Barthel managt, hat ihr interessante Einsichten gewährt. Unter anderem, dass, ganz den gängigen Klischees folgend, sich große Männer in schwarzen Anzügen um die Sicherheit unseres Staatsoberhauptes kümmern. Und dass man sich bei so hohem Besuch um viel mehr kleine und große Kleinigkeiten kümmern muss, als man so ahnt. Aber wenn dann auch die letzte Brötchenbestellung für die studentischen Hilfskräfte in trockenen Tüchern ist, kann man sich ja mit einer leckeren Tafel Marzipanschokolade belohnen. Oder zwei, oder drei…

Der Unverbrauchte

Torsten Hänel. Foto: ak

“Torsten, Hilfe! Der Raum ist überfüllt, was soll ich machen?” An solche Sätze wird sich Torsten Hänel gewöhnen müssen, wenn er während des Kongresses im Tagungsbüro sitzt und den Überblick behält. Als „Sorgenmutti und Empfangsdame“ charakterisiert er lakonisch seinen Aufgabenbereich. Da er aber erst in den letzten Wochen zum Team gestoßen ist, sieht er die ganze Sache relativ entspannt. Literweise Kaffee kann man aber trotzdem trinken. Der ist schließlich eher Grundnahrungs- denn Genussmittel.
Die Idee, neben der Arbeit für den Historikertag noch seine Magisterarbeit anzufangen, empfindet er als Größenwahn – er tut es trotzdem. Dennoch nimmt Torsten bewusst am Historikertag teil – auch wenn er ihm manchmal wie eine “letzte Ehrerbietung der TU an die Geisteswissenschaften” erscheint. Der Sparzwang lässt grüßen. Wenigstens erleichtern die Aufzüge im HSZ die Wege ganz beachtlich. Mit dem Rollstuhl die Treppen am Blauen Haus zu überwinden war da schon anstrengender. Besonders für die, die tragen mussten. Hatte allerdings auch mehr Spaßpotential, als das einfache Knöpfchendrücken, um gen 3. Stock zu entschweben.

Als die Taschen fliegen lernten…

Fotos: ak

Montag, 29. September 2008. Noch hat der Historikertag nicht offiziell begonnen. Dennoch gleicht das HSZ einem Bienenstock. Das Anmeldungsteam probt den Ernstfall, bzw. den Einfall der geschichtsträchtigen Massen, das Tagungsbüro fürchtet den Ausfall, nämlich den der internen Handys, und beschließt, im Notfall muss die Raumbetreuung eben sprinten. Was sind schon drei Stockwerke? Und überhaupt schadet ein wenig sportliche Betätigung den angehenden Historikern ganz bestimmt nicht - am Schreibtisch oder in der Bibliothek können sie noch lange genug sitzen. Und da ein gutes Fitness-Studio mit locker 40 Euro im Monat zu Buche schlägt, was für den studentischen Haushalt meist inakzeptabel ist, eröffnete das fürsorgliche Organisationsteam des Histiorikertages seinen Studentischen Hilfskräften die Möglichkeit, sich optimal auf die anstrengende Kongresswoche vorzubereiten: Kraft- und Koordinationstraining für die Schulter- und Rückenmuskulatur. Um wenigstens ein wenig in unserem Metier zu bleiben, wurden nicht Hanteln, sondern Papier gestemmt - wohl verpackt. Die liebevoll gepackten Kongresstaschen lagerten im Fritz-Förster-Bau und sollten nun schnellstmöglich ihren endgültigen Bestimmungsort im HSZ erreichen, bevor sie ab morgen an die Teilnehmer des Historikertages weitergegeben werden. Ungefähr 2000 Stück, jede 2,5 kg schwer. Gemessen. Gefühlt waren es spätestens nach der 500. deutlich mehr. Und im Laufe des Tages hatten die Helfer die einmalige Möglichkeit, so gut wie jede einzelne der Taschen persönlich kennen zu lernen. Die beste Methode, der Flaschenhalssituation an der Tür zum Taschenlager auszuweichen, war nämlich eine Kette zu bilden. Was auch erstaunlich gut klappte. Allerdings waren einige Stellen auf dem Weg zum Auto oder auch ins HSZ etwas dünner mit Menschen besetzt, so dass die Taschen einen Teil der Strecke auf dem Luftweg zurücklegen mussten. Es hat ihnen nicht geschadet. Zumindest denen nicht, bei denen die Landung in den erwartungsvollen Armen klappte. Was immerhin bei einer beruhigend hohen Anzahl der Fall war. Die Übrigen gaben immerhin noch Anlass zu schallendem Gelächter, wenn derjenige, der nicht gefangen hatte, schnellstmöglich versuchte, seine Füße vor der stürzenden Tasche in Sicherheit zu bringen. Stundelang wurde so Tasche für Tasche vom Lager über den Flur, durch die Vorhalle des Fritz-Förster-Baus, zum Auto gehoben. Das Team arbeitete wortwörtlich Hand in Hand. Nach einem kurzen Intermezzo auf 4 Rädern, dann vom Auto in den Flur des HSZ, bis in den späten Nachmittag. Nahezu feierlich ward dann die Ankunft des letzten schwarzen Bündels zelebriert. Sorgfältig abgelegt auf dem mehrere Kubikmeter fassenden Stapel. Ein kurzes Atem anhalten, rutscht es oder rutscht es nicht?
Es hielt und die Spannung löste sich in einem kurzen Applaus. Feierabend! Oder doch nicht? “Leute, die können hier nicht liegen bleiben, der Hausmeister sagt, dass geht wegen des Feuerschutzes nicht” - entsetztes Schweigen. Und ein spitzbübisches Grinsen. “Reingelegt.” Auf dem Weg nach Hause zeichnete sich schon das erste Stadium beginnenden Muskelkaters ab. Und wenn irgend jemand der Beteiligten heute Nacht im Schlaf sprechen sollte, könnte das durchaus ein anfeuerndes “flieg, Tasche, flieg” sein.

“Essen und Reden? Gern, viel und schnell”

Bis in die dünnsten Kapillaren des deutschen Bildungspluralismus vorzudringen hatte Bernhard Steinbrecher eigentlich nicht erwartet, als er im April als Praktikant beim Historikertag anfing. Ob und unter welchen Umständen, in welchem Bundesland die Teilnahme am Historikertag als Fortbildung anerkannt wird, war ein Stück weit die Gretchenfrage, die der wortgewaltige und –gewandte Lehramtsstudent, der sich um das Schüler und Studentenprogramm kümmert, beantworten musste. Worunter auch die Aufgabe fiel, günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Studierende zu organisieren, die mit Luftmatratze und Schlafsack zufrieden sind. Dumm nur, wenn dann fest eingeplante Quartiere wegfallen, weil der Studentenclub wegen Lärmbelästigung geschlossen wird. Und das seltsamerweise noch vor dem Historikertag…Aber Not macht erfinderisch und Zeitdruck kreativ, so dass im Endeffekt alle ihr müdes Haupt werden betten können.
Über alle weiteren Hindernisse, die den anreisenden Studierenden auf dem Weg zwischen Hörsaal und Kopfkissen begegnen könnten, denkt Bernhard liebend gern während einer ausgedehnten Mittagspause nach. In der er genau so leidenschaftlich gerne gut und schnell isst, wie er redet.