Author Archive for kh

Unerreichte Breite

Henriette Kunz Foto: pd

Henriette Kunz Foto: pd

Henriette Kunz aus Dresden studiert Neuere und Neuste Geschichte und besucht den Historikertag vor allem, weil die Themenbreite der Sektionen viel größer ist als die sonst an der Uni angebotenen Seminare - die Grenzen der deutschen Geschichte werden verlassen und man begibt sich in europäische Rahmen. Besonders spannend fand sie bisher die Sektion “Europas Osten als Objekt kolonialer Phantasien”.

Henriette: “Mich interessieren vor allem Ideologien und Sterotypen, und dort kam ich voll auf meine Kosten. Die Problematik, wie Österreicher und Polen ihre Nachbarn gesehen haben, wurde erschöpfend und interessant dargestellt”. Morgen wird sie die Sektion “Intellektuelle und Professoren - über eine europäische Ungleichheit” besuchen.

Vor allem Präsenz zeigen

Caroline Hübner. Foto: pd

Heute waren wir wieder unterwegs, um Kongressteilnehmerinnen und -Teilnehmer nach ihren Eindrücken zu befragen.
Für Caroline Hübner ist es als eine von drei Betreuerinnen des Standes der “Bibliothek für bildungsgeschichtliche Forschung” vor allem wichtig, präsent zu sein und zu zeigen, dass man mit dem Stand vor Ort ist und auf sich aufmerksam macht. Sie ist aus Berlin angereist, um sich dem Kongress im 1. Obergeschoss zu präsentieren. Wenn die Pforten des Hörsaalzentrums geschlossen werden, dann würde sie sich gern die Frauenkirche anschauen.

Der vielleicht schönste Film des Jahres

Gestern war es endlich so weit - der Film “Ich habe den englischen König bedient” (I served the King of England) wurde im Rahmen der Sonderveranstaltungen zum Historikertag gezeigt. Wir, das Team von Studierenden, die die Präsentation gemeinsam mit dem tschechischen Zentrum vorbereitet hatten, waren gespannt. Zum einen natürlich auf die Besucherinnen und Besucher, zum anderen auf den Film. Dieser erwies sich als wirkliches Schmankerl -  der vorletztes Jahr entstandene Film von Jirí Menzel dreht sich um das Leben eines zu klein geratenen, dafür aber strohblonden, blauäugigen Tschechen aus der Provinz, der einfach nur - wer sollte ihm diesen Wunsch verübeln - Millionär werden wollte.

Continue reading ‘Der vielleicht schönste Film des Jahres’

Die Verlagsausstellung ist am interessantesten

Christian Kirchen

Christian Kirchen. Foto: pd

Für den Promotionsstudenten Christian Kirchen aus Bayreuth, der seit dem Jahr 2000 keinen Historikertag verpasst hat, bietet der Kongress viele Möglichkeiten. “Ich möchte natürlich mein Interesse an der Materie befriedigen. Außerdem kann man hier Menschen treffen, deren Namen man sonst nur auf Buchtiteln liest. Auch bekannte Gesichter wiederzutreffen, ist schön. Doch dieses Jahr interessiert mich besonders die Verlagsausstellung - ich promoviere gerade über den Afrikaforscher Emin Pascha, und möchte eine Biographie über ihn schreiben. Und da sich viele Verlage auf Biographien spezialisiert  haben, kann ich einige Ideen mitnehmen.”

Emotionale Bindung zu Dresden

Günter Hirt

Günter Hirt / Foto: pd

Günter Hirt kommt aus Hamburg zum Historikerkongress: “Zum einen wegen meines früheren Berufs -  ich bin Geschichtslehrer gewesen, und möchte mich so auf dem Laufenden der aktuellen Diskussionen halten.”

Aber es gibt noch einen anderen Grund: “Ich habe eine emotionale Bindung zu Dresden - am 13. Februar 1945 floh ich mit meiner Mutter, damals als Dreijähriger, mit einem Lazarettzug, der aus Schlesien kam, nach Meißen. Viele der Reisenden sind aber, als der Zug 18.00 Uhr in Dresden ankam, ausgestiegen. Als die Bombennacht 22.00 Uhr losging, waren wir in Sicherheit, und sahen nur von weiten das Flammenmeer über Dresden. Wir hatten überlebt. Vielleicht hätten wir es nicht, wenn wir nicht in diesen Zug gestiegen wären. Deshalb interessiert mich natürlich auch die angebotene Sektion zu diesem Thema sehr.”

Kongress ohne Kaffee? Nicht mit dem FSRphil!

Nicht nur für das Institut für Geschichte der TU Dresden, sondern auch für die Studierenden der Philosophischen Fakultät und dessen Fachschaftsrat (FSRphil) ist der auf dem eigenen Campus stattfindende 47. Deutsche Historikertag ein besonderes Ereignis.

Aus dieser Vorfreude heraus werden die Bleistifte natürlich besonders gespitzt. Und da neben diesen auch der ein oder andere Kaffee für die meisten zur Wissenschaft dazu gehört, wird der FSRphil hier seine Chance ergreifen: Zum morgendlichen Start des Kongresses bieten die Studierenden, am Donnerstag, den 02. Oktober, ab 9.00 Uhr frischen Kaffee und Gebäck im Hörsaalzentrum an. Das leibliche Wohl der Kongressteilnehmer steht hierbei natürlich im Vordergrund, doch für den FSRphil gibt es noch weitere Motivationsgründe. Zum einen entlastet er das Studentenwerk Dresden, welches für das Catering des Kongresses zuständig ist, zum anderen erhofft man, über einer mit Neugierde und Wissbegier frisch gebrühten Tasse Kaffee mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen. Dass die FSR-Kasse sich nebenbei natürlich auch auf ein paar Spenden für studentische Projekte freut, kann und muss nicht verheimlicht werden…

Gender studies als Querschnittkategorie der Geschichtswissenschaften

Seit einigen Jahren ist die interdisziplinäre Lehre und Forschung verstärkt in den Geisteswissenschaften anzutreffen. Eines der populärsten Themengebiete ist die Geschlechter- und Frauenforschung, die es länger gibt als sie in der breiten Masse wahrgenommen wird. Während des Historikertags sollen verschiedene Ansätze in der Sektion “Geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Gesundheit und Krankheit im 19. und 20. Jahrhundert” thematisiert werden.

Prof. Dr. Martin Dinges aus Stuttgart versucht dieses komplexe Thema, mittels der drei vorgeschlagenen Vorträge, in Verbindung mit anderen sozialökonomischen bzw. kulturellen Variablen zu untersuchen. Dazu Prof. Dinges: “Gender ist eine Querschnittkategorie, die überall zu beachten ist, egal ob in der Politikgeschichte oder in der Ideengeschichte. Oft wird der Komplex als intersektionäre scheinbare Neuentdeckung gehandhabt. Dabei sollte Gender schon seit jeher in Kombination mit Klassenlage, Lebensalter etc. untersucht und stärker in den Geschichtswissenschaften vertreten sein.”

Auf die Frage, wie er sich selbst das Thema erschlossen hat, antwortet er: “Meine Habilitationsschrift beschäftigte sich mit dem Thema Ehre im 18. Jahrhundert; dies ist natürlich nicht zu trennen von dem Thema Männlichkeit und vom Geschlecht im Allgemeinen. Des Weiteren habe ich den Arbeitskreis “Interdisziplinäre Genderforschung” (AIMGENDER) mitbegründet und auch die Arbeit am Institut für Geschichte der Medizin lässt erahnen, dass Körper und Geschlecht Schwerpunkte meiner Forschungen bilden.“

Dinges merkt jedoch kritisch an, dass die Genderforschung im Kontext des Historikertags noch zu wenig thematisiert wird, da beide Sektionen zu diesem Thema parallel stattfinden werden. „Dies zeigt, dass der Historikerverband eben doch noch ein Verband mit weitgehend konservativem und klassischem Zuschnitt deutscher Historiographie ist”, so Dinges.

Die Sektion „Geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Gesundheit und Krankheit im 19. und 20. Jahrhundert“ findet am 3. Oktober von 15.15 Uhr bis 18.00 Uhr im Raum 201 des Hörsaalzentrums statt.

“I Served the King of England”

Fotos: Farbfilm-Verleih

Manchmal sind Anglizismen, Anglisierungen und Co. eben doch ganz gut: Geht es zum Beispiel darum, Kinobesucher anzulocken, wirken Originaltitel meist doch attraktiver als neu gewählte deutsche Titel. So auch bei dem Film “I served the King of England”. Diesen nämlich stellt eine Gruppe von Geschichtsstudenten vor, die sich während eines Seminars zur Ausgestaltung des kulturellen Rahmenprogramms für den 47. Deutschen Historikertages an ihrem Studienort Dresden zusammenfand. Viele weitere Angebote, wie beispielsweise auch die Exkursion zur Bismarcksäule, entstanden in diesem Zusammenhang.

Aber zurück zur Filmvorführung von “I Served the King of England”: Man suchte einen Kooperationspartner in Dresden, der die Vorführung des Filmes kostengünstig ermöglichen und zudem mit Flair und Platz bei den Historikerinnen und Historikern in spe punkten konnte. Da war die Schauburg schnell gefunden.

Der auszuwählende Film sollte zum einen das Thema des diesjährigen Kongresses - Ungleichheiten - widerspiegeln und zum anderen in Bezug zum Partnerland Tschechien stehen. Gemeinsam mit dem Tschechischen Zentrum fiel die Wahl auf den Film von Jiri Menzel aus dem Jahr 2006, der soeben in den hiesigen Kinos angelaufen ist.

Der Film spiegelt die Ungleichheit zwischen Wollen und Sein wider: Ein berühmter und reicher Mann sein zu wollen, durch sein Wirken am Ende des Lebens diesem Ziel sogar nahe gekommen zu sein, aber dennoch das Leben ungleich so verbracht zu haben, wie man es gewollt hätte. Dabei ist der Film auch immer wieder eingebunden in die Ereignisse und Geschichte des 20. Jahrhunderts in seiner Wechselhaftigkeit und Ambivalenz.

Die Organisatoren freuen sich also am Mittwoch, den 1. Oktober 2008 20.00 Uhr auf zahlreiche Besucher und laden anschließend noch zu einer lockeren Runde bei gutem tschechischem Bier und entspannter Atmosphäre zur Diskussion des Films ein.

Selbstkostenbeitrag: 4 Euro

Kurzportrait VHHD

Der Veranstalter des Deutschen Historikertages ist auch in diesem Jahr wieder der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Ein Grund für uns, ihn einmal kurz vorzustellen.

In seinen Anfängen war der „Verband Deutscher Historiker“, wie er bis 1958 hieß, Heimat für Geschichtsinteressierte beider deutscher Staaten. Sein Nachfolger, der „Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands“ (VHHD), feiert dieses Jahr sein 60jähriges Bestehen. Erst mit der deutschen Wiedervereinigung und der gleichzeitigen Auflösung der „Historikergesellschaft der DDR“ gelang eine Zusammenführung der Wissenschaftler im VHHD. Der Verband pflegt zudem eine enge Zusammenarbeit mit dem „Verband der Geschichtslehrer“ und dem „Verband deutscher Archivarinnen und Archivare“ (VdA). Deren Vertreter arbeiten zusammen im Ausschuss der ständigen Vertretung des Verbandes mit.

Um den Nachwuchs nicht aus den Augen zu verlieren, werden alle zwei Jahre auf den Mitgliederversammlungen Chancen für den Berufseinstieg aufgezeigt. Attraktiv für Wissenschaftler ist der Verband nicht nur wegen der Parität der im Ausschuss vertretenen Bereiche der Geschichte und des damit breit gefächerten Inputs, sondern auch wegen seiner vielfältigen Kooperationen mit bekannten Fachzeitschriften.

Wie der mehr als 2000 Mitglieder zählende Verband seine Rolle im Jahr 2008 sieht, wie er versucht, seinen selbst zugeschriebenen Aufgaben gerecht zu werden und welche Intention hinter dem diesjährigen Motto des von ihm veranstalteten 47. Deutschen Historikertages liegt, folgt in Kürze.

Paul Drogla

Paul wurde zu Beginn des Seminars 25 Jahre alt, findet aber den Historikertag spannender als seine Geburtstagsfeier. Schließlich ergibt sich für den Kunst- und Geschichtsstudenten nicht oft die Möglichkeit, hinter die Kulissen einer Kongresszeitung zu schauen.

Sein fachliches Interesse ist genauso breit gefächert wie sein praktisches Engagement. So interessiert er sich für die Geschichte des 2. Weltkrieges und die griechische Antike, betreibt eine japanische Kampfsportart und unterrichtet bei der Mercator-Stifung Kinder mit Migrationshintergrund. Seine eigentliche Berufung sieht er aber in der graphischen Kunst, mit der er vor allem Menschen und ihre Geschichten fassbar machen will.