Author Archive for jkk

Bleibt im vatikanischen Geheimarchiv vieles zu geheim?

“Dan Browns Illuminati zeigt ein so völlig falsches Bild vom vatikanischen Archiv“, so Michael Matheus, „dass man sich fragt, ob Brown den Unterschied zwischen einer Bibliothek und einem Archiv kennt“. Solche Romane verstärken die Mythen, die sich um das vatikanische Archiv ranken. Nur weil an der Eingangstür „secreta“ steht, denkt jeder, es handle sich um einen geheimen Ort. Doch „secreta“ bedeutet hier schlicht und ergreifend „privat“.

Mit diesen Worten ist Matheus ein guter Einstieg in diese Sektion gelungen. Eine Sektion, die auf die Bedeutung kritischer Aufarbeitung von Quellen hinweisen will. Denn ohne Editionen keine Geschichtswissenschaft.

Continue reading ‘Bleibt im vatikanischen Geheimarchiv vieles zu geheim?’

Wie gut sind unsere Fachzeitschriften?

Podiumsdiskussion, Foto:bp

Leider kann diese Frage nicht nach der gestrigen Sektion beantwortet werden. Es wurden nur die verschiedenen Standards bei der Annahme oder Ablehnung eines Artikels ausführlich diskutiert. Dabei kristallisierten sich schnell zwei Positionen heraus: die Verfechter einer Redaktion und diejenigen, die ein Double-Blind-Review bevorzugten. Einig waren sich aber alle Teilnehmer, dass Begutachtungen transparenter gestaltet werden sollten, damit Bewerber wissen, auf was sie sich da einlassen.

Ulrike Gleixner, die die Podiumsdiskussion moderierte, stellte am Ende fest, dass es keine kontroverse Diskussion war, da es scheinbar verschiedene Verfahren gäbe, die Qualität der Fachzeitschriften zu sichern.

Lediglich Barbara Stollberg-Rilinger aus Münster erreichte mit ihrer Aussage, dass es unterschiedliche Wissenschaftskulturen gibt und es deshalb keine Veranlassung, naturwissenschaftliche Standards für geisteswissenschaftliche Fachzeitschriften zu übernehmen, Applaus und Zuspruch. Die Geisteswissenschaftler sollten endlich die Courage besitzen, selbstbewusst aufzutreten und sich der vermeintlichen Übermacht der Naturwissenschaft nicht beugen.

Es war eine runde Sache…

Pressekonferenz

Pressekonferenz

Der 47. Historikertag geht nicht nur mit diesem Blog neue Wege, sondern auch mit dem heutigen Pressegespräch, das in bequemer Atmosphäre in Form schwarzer Sofas und Kaffee stattfand. Prof. Dr. Jehne, Dr. Fäßler und Prof. Dr. Funke, der noch bis 19 Uhr den Vorsitz des Historikerverbandes innehat, stellten sich abschließenden Fragen der Presse. Dabei zeigten sie sich mit der Organisation und dem Ablauf des Historikertages sehr zufrieden. Viel positive Resonanz und Zuspruch kam von Kollegen und Kongressteilnehmern. „Es war einfach eine runde Sache“, so Funke. Die äußere und inhaltliche Form überzeugten durch ihre Stimmigkeit. Auch die Teilnehmerzahlen sprechen für sich: 3.000 Besucher waren auf dem Historikertag. Allein 2.100 meldeten sich vorher für alle vier Kongresstage an. Zwischen 400 und 500 waren Tagesgäste. Lediglich die Schülerzahlen konnten nicht mit denen aus Konstanz, dem Austragungsort des Historikertages 2006, mithalten.

Continue reading ‘Es war eine runde Sache…’

Reisen für alle?

Tourismus ist heutzutage ein Massenphänomen. Pauschalreisen erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie Individualreisen. Ein jeder kann und darf reisen. Ob alt oder jung, Mann oder Frau, schwarz oder weiß. Das war nicht immer so. Und wenn wir ehrlich sind, gibt es auch im so vermeintlich fortschrittlichen 21. Jahrhundert noch immer Ungleichheiten auf diesem Gebiet. Doch das war nicht das Thema der einzigen Sektion, die sich mit dem Reisewesen und -verhalten „Reisen für alle? Tourismus in den USA und Deutschland im 20. Jahrhundert“ auseinandersetzte.

Die Referenten Foto: jk

Einer chronologischer Aufteilung folgend, machte den Anfang Wiebke Kolbe, die sich den deutschen Seebädern und deren touristische Entwicklung annahm. Während sich ursprünglich nur die Privilegierten und Vermögenden einen Urlaub an der See leisten konnten, so wandelte sich um 1900 dieses Bild. Nun machten auch vermehrt Bürger Urlaub am Strand. Der Strandurlaub, wie wir ihn heute kennen, entwickelte sich nach und nach. Dennoch blieben Viele ausgeschlossen. Den Arbeitern wurde kein oder nur geringer Urlaub von drei Tagen im Jahr zugesprochen, während die Beamten und Angestellten einen Jahresurlaub von sieben bis vierzehn Tage erhielten.

Continue reading ‘Reisen für alle?’

Ein Traum wird wahr…


Gert Melville. Foto: bp

Gert Melville. Foto: bp

…zumindest für Prof. Gert Melville, der zusammen mit Martial Staub die “Enzyklopädie des Mittelalters” vorstellte. Melville verriet, dass es sein Jugendtraum war, einmal die vollständige Geschichte des Mittelalters in einem Buch zu erfassen. Nun gut, das ist “uns fast gelungen, nur ein Artikel fehlt”. Um welchen Artikel es sich dabei handelt, wollte Melville nicht verraten, aber da es sicherlich eine Neuauflage geben wird, wird sich spätestens dann das Problem gelöst haben.

Die Enzyklopädie zeichnet sich dadurch aus, dass es vom Allgemeinen ins Spezielle geht und dann sparsam mit Querverweisen umgeht. Es wird ein Mittelalter gezeigt, das sich in dieser Art und Weise nicht so leicht finden lässt.

Continue reading ‘Ein Traum wird wahr…’

Sektion-Hopping

Markus Bitterlich. Foto: bp

Frisch von der Uni mit dem altehrwürdigen Magister Artium ausgestattet, konnte es sich Markus Bitterlich natürlich nicht nehmen lassen beim Historikertag dabei zu sein. Und schon gleich gar nicht, wenn der mal fast vor der Haustür stattfindet.

Getreu der Devise “alles ist nichts”, versucht er soviel wie nur möglich von den Sektionen mitzunehmen, also ist Sektion-Hopping angesagt. Sicherlich bei den Referierenden nicht sehr beliebt, aber durchaus effektiv.

So ist er von der Sektion “Asymmetrien in Vergangenheit und Gegenwart. Deutsche und Tschechen als ungleiche Nachbarn?” zu “Ungleichheiten oder Gleichheiten? Transkulturelle Vergleiche zwischen Ost und West” gesprungen.

Nach so üppiger morgendlicher Wissensaufnahme bedarf es nachmittäglicher Bewegung im Japanischen Palais. Leider suchte nur ein weiterer Gast, ein Maschinenbaustudent, den Weg zur Sonderausstellung “900 Gramm Gehacktes - Oberlausitzer Silberschätze”. Es gab also eine private Führung. Mal was anders, gibt Markus schmunzelnd zu.

Die Gespielen der Infantin

Maaike van Rije, Foto: jk

Es wird viel gesprochen dieser Tage und viele Informationen werden verbal gestreut. Da sind PowerPointPräsentationen eine Abwechslung und Auflockerung. Doch richtig gut wird es, wenn ein Vortrag reich bebildert ist. So wie der von der Kunsthistorikerin Maaike van Rije, die sich dem Thema “Die Gespielen der Infantin. Darstellung von kleinwüchsigen Menschen in der bildenen Kunst” innerhalb der Sektion “dis/ability in history” widmete. Sie zeigte an ausgewählten Bildern, wie die Gesellschaft mit Kleinwüchsigen in der jeweiligen Zeit umgegangen ist. Wie selbstverständlich ihre Anwesendheit war und wie später deren Gegenwart als zufällig und belanglos dargestellt wurde.

Es war ein wirklich bewegender und bereichernder Vortrag, der nicht an Interpretationen und kritischen Betrachtungen sparte zu einem Thema, welches so selten besprochen wird.

“Die Irren sind immer die Anderen”

Im Rahmen der Sektion „Dis/ability in history – Behinderung in der Geschichte“ berichtete Cornelia Brink von den so genannten „Irrenreformen“ um 1900. Bei diesen Reformen traten hauptsächlich männliche Patienten von Heilanstalten an die Öffentlichkeit um zu beweisen, dass sie fälschlicherweise eingewiesen wurden. Sie versuchten, mit den „Irrenbroschüren“ ihre Normalität anhand von banalen Alltagsberichten zu beweisen. Doch was ist „normal“? Und ist zu viel Normalität nicht auch schon wieder unnormal, krankhaft? Brink erläuterte, dass die Patienten zwangsläufig in die Falle getappt waren, ihre krankhafte Normalität öffentlich zu bekennen. Sicherlich wurde nicht immer der gewünschte Effekt, nämlich „normal zu sein“ erreicht.

Auch in den 1970er Jahren gingen Patienten erneut an die Öffentlichkeit. Bekanntheit erlangten vor allem die von Ernst Klee geführten Gespräche mit Insassen der Frankfurter Nervenklinik. Drei Gespräche unter dem Motto „Kranke Seele“ wurden am 3. Dezember 1976 im Hörfunk ausgestrahlt. Hier beklagten die Patienten vor allem die mangelnde Therapiebetreuung. Ihre Forderung war, dass die Ärzte ihrem Versprechen nach Heilung nachkommen. Die Ärzte hingehen taten diese Forderung leichthin als Konsumstreben ab.

Diese Frankfurter Gespräche stießen auf breites Interesse in der Öffentlichkeit. Denn letztlich sagten die Patienten, die nie namentlich erwähnt wurden: „Ich bin krank, dass ist normal. Die gesellschaftlichen Anforderungen haben mich krank gemacht. Ich brauche Hilfe“.

Diese Erkenntnis eröffnete einen neuen Blickwinkel.

Brinks anschaulicher Vortrag macht deutlich, dass es sich nicht nur um ein interessantes Forschungsgebiet handelt, sondern auch, dass es nicht genug im Fokus der historischen Wissenschaften steht. Das Potential ist enorm, sich diesem Thema kultur- und sozialhistorisch anzunähren.

Eindrücke aus "dis/ability in history", Fotos: pd

„Toll, mein erstes Interview“

Foto: ak

Schnell muss es gehen. Das gilt sowohl für ausgefallene IT-Technik als auch für Fahrräder. Mit beidem kennt sich Marcel Jablonka bestens aus. Wobei sein Arbeitsalltag in der EDV im Moment krisensicherer ist als der auf zwei Rädern. Denn ein Rahmenbruch kann einen schon ziemlich aus der Bahn werfen. Eine Neuanschaffung musste also her. Was kein Problem ist, denn bei der Auswahl technischer Geräte hat er inzwischen tiefgreifende Erfahrungen gesammelt, nicht nur im Velobereich. Schließlich kümmert er sich um die komplette Kongresstechnik beim Historikertag. Ob Laptop, Internetcafé oder Plasmabildschirm, alles hört auf sein Kommando. Kein Zentimeter Kabel wird ohne seine Zustimmung verlegt – besonders beim berühmten WLAN-Kabel ist sein Fachwissen gefragt. Doch wer jetzt denkt, Marcel habe mit Geschichte nichts am Hut, hat weit gefehlt. Mit Mittelalterlicher Geschichte als Hauptfach bleibt er der historischen Wissenschaft treu. Wenn es auch mal etwas länger dauert - und ihm das nagelneue Fahrrad einen Begrüßungsplatten beschert.

„Wir sind die Letzten, die das Licht ausmachen.“

Foto: ak

Kaffee? „Heute noch keinen. Aber sonst so ein bis drei Tassen am Tag.“ Das ist nicht wirklich viel, denkt sich der eine oder andere exzessive Kaffeetrinker. Aber die Bürokaffeemaschine, die sich als billiger Kaffeeautomat mit braunen, geriffelten Plastikbechern auf dem Gang entpuppt, scheint dem übermäßigen Kaffeekonsum entgegenzuwirken. Doch Nick Wagner ist ja auch nicht zum Kaffeetrinken engagiert worden, sondern für die Öffentlichkeitsarbeit des Historikertages. Pressearbeit ist sein Steckenpferd und das gehört schon lange zu seinem Studienalltag. Ob im Fachschaftsrat (FSR), bei der Sophie oder diversen Praktika, stets pflegte er seine journalistische Leidenschaft. So verwundert es auch nicht, dass er „ nicht zwingend eine akademische Karriere” anstrebt. Vielmehr will er sich dem Medien- und Kongressmanagement widmen. Dass er hierfür die nötige Nervenstärke besitzt, beweist er schon dadurch, dass er neben der zeitintensiven Arbeit für den Historikertag seine Magisterarbeit verfasst. Und falls das Nervenkostüm doch mal zu flattern beginnt, gibt es den schnellen Zuckernachschub im Schokoladenautomaten an der August-Bebel-Straße. Auch wenn er da seine finnische Lieblingsschokolade „Geisha“ vergebens sucht. Bei größerem Energiebedarf wartet dann ja auch noch in der Alten Mensa kulinarische Rettung - mit echtem Kaffee in richtigen Tassen…