Ungleichheiten in dem Begriff der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft

Das Thema der „nationalsozialistischen Volksgemeinschaft“ fügt sich ideal in das Motto des diesjährigen Historikertages „Ungleichheiten“ ein. Die Zuhörer, unter ihnen auch viele Schüler und Schülerinnen im gut gefüllten Audimax, konnten teilweise eine sehr spannende und lebhafte Debatte über Intension und Extension des Begriffes der Volksgemeinschaft erleben.

Die Referenten der Sektion. Foto: ak

Sechs Referenten näherten sich jeweils in viertelstündigen Vorträgen diesem schwierigen Thema der deutschen Geschichte und versuchten die gesamte Breite und Komplexität des Begriffes abzudecken. Als Kommentator konnte Prof. Dr. Alf Lüdtke von der Universität Erfurt gewonnen werden. Nach jeweils zwei Vorträgen fasste er die Ausführungen und wichtigsten Punkte der Referenten noch einmal zusammen, reflektierte das Gesagte und bot gleichzeitig neue Denkanstöße für die anschließende Diskussion, in der das Auditorium Fragen an die Vortragenden richten konnte.

Prof. Dr. Michael Wildt von der Uni Hamburg wies in seinem ersten Vortrag darauf hin, dass die Volksgemeinschaft kein Begriff des nationalsozialistischen Wortschatzes sei: bereits in der Weimarer Republik fand der Begriff parteiübergreifend weite Verbreitung. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Synonym für die geschlossene kriegswillige Nation benutzt. Für die Sozialdemokratie charakterisierte er schließlich die Einheit des einfachen Volkes gegen die Schicht der Großgrund- und Konzernbesitzer.

Die Schaffung einer „kriegsbereiten Volksgemeinschaft“ gehörte zu den zentralen Projekten der nationalsozialistischen Herrschaft, so Frank Bajohr von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Durch die allgemeine Aufbruchshoffnung der Nation und den Rüstungsboom wurden ebenso soziale Spannungen erreicht, die die Volksgemeinschaft zu einem Trugbild der Propaganda werden ließ.

Dr. Sybille Steinbacher, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, deckte weitere Ungleichheiten in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft auf und beleuchtete dabei die Rolle der Frau im Dritten Reich. Sie kam dabei zu der Erkenntnis, dass an die „Volksgenossinnen“ hohe Erwartungen gestellt wurden und sie sehr schnell eigene Handlungsfelder erschlossen.

In einer anschließenden allgemeinen Diskussion wurde über die verschiedenen Beiträge hitzig debattiert. Sicherlich würde die Darstellung aller weiteren Meinungen, Überlegungen und Forschungen zu dem Thema, noch mehrere Seiten füllen.

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