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Gender studies als Querschnittkategorie der Geschichtswissenschaften

Seit einigen Jahren ist die interdisziplinäre Lehre und Forschung verstärkt in den Geisteswissenschaften anzutreffen. Eines der populärsten Themengebiete ist die Geschlechter- und Frauenforschung, die es länger gibt als sie in der breiten Masse wahrgenommen wird. Während des Historikertags sollen verschiedene Ansätze in der Sektion “Geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Gesundheit und Krankheit im 19. und 20. Jahrhundert” thematisiert werden.

Prof. Dr. Martin Dinges aus Stuttgart versucht dieses komplexe Thema, mittels der drei vorgeschlagenen Vorträge, in Verbindung mit anderen sozialökonomischen bzw. kulturellen Variablen zu untersuchen. Dazu Prof. Dinges: “Gender ist eine Querschnittkategorie, die überall zu beachten ist, egal ob in der Politikgeschichte oder in der Ideengeschichte. Oft wird der Komplex als intersektionäre scheinbare Neuentdeckung gehandhabt. Dabei sollte Gender schon seit jeher in Kombination mit Klassenlage, Lebensalter etc. untersucht und stärker in den Geschichtswissenschaften vertreten sein.”

Auf die Frage, wie er sich selbst das Thema erschlossen hat, antwortet er: “Meine Habilitationsschrift beschäftigte sich mit dem Thema Ehre im 18. Jahrhundert; dies ist natürlich nicht zu trennen von dem Thema Männlichkeit und vom Geschlecht im Allgemeinen. Des Weiteren habe ich den Arbeitskreis “Interdisziplinäre Genderforschung” (AIMGENDER) mitbegründet und auch die Arbeit am Institut für Geschichte der Medizin lässt erahnen, dass Körper und Geschlecht Schwerpunkte meiner Forschungen bilden.“

Dinges merkt jedoch kritisch an, dass die Genderforschung im Kontext des Historikertags noch zu wenig thematisiert wird, da beide Sektionen zu diesem Thema parallel stattfinden werden. „Dies zeigt, dass der Historikerverband eben doch noch ein Verband mit weitgehend konservativem und klassischem Zuschnitt deutscher Historiographie ist”, so Dinges.

Die Sektion „Geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Gesundheit und Krankheit im 19. und 20. Jahrhundert“ findet am 3. Oktober von 15.15 Uhr bis 18.00 Uhr im Raum 201 des Hörsaalzentrums statt.

Das Image von Geschichte aufpolieren…

Bernhard Steinbrecher. Foto: bw

Faszination, Antipathie, Begeisterung, Lebendigkeit oder pure Langeweile – bei Geschichte gehen die Meinungen weit auseinander und man fühlt sich zumeist an den trockenen Geschichtsunterricht zurückerinnert. Doch für Bernhard Steinbrecher ist Geschichte durchaus spannende Materie, welche sich mit hochaktuellen Fragen und Forschungsergebnissen beschäftigt. Seit April diesen Jahres gehört er dem Historikertag-Team an. In seinem Aufgabenbereich der Schüler- und Studentenbetreuung arbeitet er eigenverantwortlich an der Planung des Schülerkonzepts und steht jederzeit für alle Rückfragen von Schülern, Studenten und Lehrern zur Verfügung.

Mit der ruhigen Atmosphäre im Team dürfte es jedoch bald vorbei sein, denn je näher der Termin des Historikertages heranrückt, desto mehr wächst die Anspannung, schließlich haben sich bereits 250 Schüler angekündigt. Dass sich die Zahl der Anmeldungen noch erhöhen wird, ist die große Erwartung aller Beteiligten. So oder so verspricht er, können die Teilnehmer mit einem spannenden und unterhaltsamen Schülerprogramm rechnen, welches womöglich neue Sichtweisen auf bekannte geschichtliche Ereignisse gewähren wird. Besonders stolz ist er auf die Teilnahme einer deutschen Schule in Prag, ein sichtbares Zeichen für die gute Zusammenarbeit der Schülerschaft Deutschlands und dem Nachbarland, der Tschechischen Republik.

Der Historikertag eröffnet gute Möglichkeiten, das Interesse und die Akzeptanz für geschichtliche Themen zu wecken. Dresden bietet zudem ein attraktives Umfeld zum Leben und Studieren. Daher hofft er, dass sich unter den Teilnehmern auch zahlreiche Studieninteressierte für das Fach Geschichte befinden.

Schließlich muss er es wissen: Er studiert im neunten Semester Lehramt Geschichte und Mathematik und hat bereits zwei Geschichts-Arbeitsgemeinschaften an Dresdner Schulen geleitet und steht somit ständig in Kontakt mit Schülern.

“Eine Vielfalt von Angeboten zu einem spannenden Rahmenthema“

Peter Funke

Prof. Dr. Peter Funke. Foto: privat

Der diesjährige Historikertag in Dresden soll wieder zum wissenschaftlichen Austausch und zur Diskussion unter den Forschern anregen, aber auch die deutsche Geschichtswissenschaft selbst und ihre Ergebnisse einem breiten öffentlichen Fachpublikum vorstellen.

Deshalb lädt Prof. Dr. Peter Funke in seiner mittlerweile vierjährigen Funktion als Sprecher des Deutschen Historikerverbandes (VHD) und in dessen Namen als Erster Vorsitzender dieses Jahr zum Kongress in Dresden ein. Als Professor im Seminar für Alte Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Leiter der dortigen Forschungsstelle “Historische Landeskunde des antiken Griechenland” weiß er um die Notwenigkeit einer fachübergreifenden Verständigung. Die Ausrichtung des Historikertages an eine Technische Universität zu übergeben (wie im Jahr 2000 bereits in Aachen), sei deshalb für den Historiker naheliegend, denn beide Wissenschaftsbereiche, der geistige wie der naturwissenschaftliche, seien aufeinander angewiesen und gäben „ausgezeichnete Möglichkeiten interdisziplinären Zusammenwirkens.“ Rasch und einvernehmlich hätten sich alle Verantwortlichen im Vorfeld auf Thema und Plakatmotiv geeinigt und durch die optimale Zusammenarbeit zwischen VHD und VGD sei ein vielfältiges Programm zusammengestellt worden, dass sowohl dem Fachpublikum als auch Schülern und Studenten eine Vielzahl an unterschiedlichen Sektionen, Exkursionen und Austauschmöglichkeiten anbietet.

Wir haben Peter Funke gefragt, wie er mit der bisherigen Arbeit und den laufenden Vorbereitungen des Dresdner Organisationsteams zufrieden ist. Funke meint: „Es könnte nicht besser sein, das Organisationsteam leistet herausragende Arbeit“. Ein Lob, das den vielen fleißigen und engagierten Helfern des Historikertages in der Endphase der Vorbereitungen sicher gut tut…

Liegt Europa in Australien?

Bildquelle: Wikipedia Montage: bw

Neben zahlreichen Historikern und Geschichtslehrern werden zu Europas größtem geisteswissenschaftlichen Kongress auch viele Schüler aus ganz Deutschland erwartet. Diese werden die Möglichkeit haben, in Dresden die neuesten Erkenntnisse aus der Geschichtswissenschaft zu erfahren und darüber zu diskutieren. Schulklassen können sowohl in Begleitung ihrer Lehrer, als auch unabhängig von ihrer Schule am Historikertag teilnehmen. Für Schülerzeitungsredakteure bietet sich zugleich die Möglichkeit, mit den Verantwortlichen des Organisationsteams zu sprechen und das ein oder andere Interview zu führen. Auf zeitliche und schülergerechte Gestaltung der einzelnen 45minütigen Vorträge wurde Wert gelegt.

„Liegt Europa in Australien“ ist ein Vortrag dieser Art. Geeignet für Schüler der Sekundarstufe I und II, versucht sich diese Lehrveranstaltung der sehr leidenschaftlichen Debatte australischer Politiker, Journalisten und Wissenschaftler um das australische Selbstverständnis zu nähern. Zwischen 1850 und 1950 bestand die Mehrheit der australischen Einwohner aus Briten, seit den 1950er Jahren war es zudem ein beliebtes Einwanderungsland des nichtenglischsprachigen Europas und Asiens. Was war Australien nun? Britisch? Europäisch? Asiatisch? Australisch? Prof. Dr. Ewald Frie von der Universität Trier wird die Antwort auf die Frage am 2. Oktober 2008 geben.

Wie lebten Bauern, Könige oder Fürsten im Mittelalter? Einen Einblick in die Lebensweise und Bedingungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens gewährt der Vortrag „Grundherrschaft und bäuerliche Lebensbedingungen im Mittelalter” am 1. Oktober für die Klassenstufe 10 und Sekundarstufe II.

An beiden Tagen geht es auch im übrigen Programm heiß her. Die Kongressteilnehmer erwartet ein weitgefächertes Programm in allen Sektionen, die mit einem vielseitigen Angebot aufwarten. Am Mittwoch wird zum Beispiel bereits in den Vormittagstunden über „Ungleichheiten in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft“ oder gegen Nachmittag über die historische Zäsur 1989/90 debattiert, bevor am nächsten Tag unter anderem ein Meinungsaustausch zu den Problemen der wachsenden Globalisierung stattfinden wird.

Kurzzusammenfassungen der Vorträge sind bereits im Vorfeld auf der Homepage des Historikertages zu finden. Das Organisationsteam des Historikertages verspricht nicht nur für Schüler sondern auch für alle anderen Besucher ein spannendes und abwechslungsreiches Programm.