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Als die Taschen fliegen lernten…

Fotos: ak

Montag, 29. September 2008. Noch hat der Historikertag nicht offiziell begonnen. Dennoch gleicht das HSZ einem Bienenstock. Das Anmeldungsteam probt den Ernstfall, bzw. den Einfall der geschichtsträchtigen Massen, das Tagungsbüro fürchtet den Ausfall, nämlich den der internen Handys, und beschließt, im Notfall muss die Raumbetreuung eben sprinten. Was sind schon drei Stockwerke? Und überhaupt schadet ein wenig sportliche Betätigung den angehenden Historikern ganz bestimmt nicht - am Schreibtisch oder in der Bibliothek können sie noch lange genug sitzen. Und da ein gutes Fitness-Studio mit locker 40 Euro im Monat zu Buche schlägt, was für den studentischen Haushalt meist inakzeptabel ist, eröffnete das fürsorgliche Organisationsteam des Histiorikertages seinen Studentischen Hilfskräften die Möglichkeit, sich optimal auf die anstrengende Kongresswoche vorzubereiten: Kraft- und Koordinationstraining für die Schulter- und Rückenmuskulatur. Um wenigstens ein wenig in unserem Metier zu bleiben, wurden nicht Hanteln, sondern Papier gestemmt - wohl verpackt. Die liebevoll gepackten Kongresstaschen lagerten im Fritz-Förster-Bau und sollten nun schnellstmöglich ihren endgültigen Bestimmungsort im HSZ erreichen, bevor sie ab morgen an die Teilnehmer des Historikertages weitergegeben werden. Ungefähr 2000 Stück, jede 2,5 kg schwer. Gemessen. Gefühlt waren es spätestens nach der 500. deutlich mehr. Und im Laufe des Tages hatten die Helfer die einmalige Möglichkeit, so gut wie jede einzelne der Taschen persönlich kennen zu lernen. Die beste Methode, der Flaschenhalssituation an der Tür zum Taschenlager auszuweichen, war nämlich eine Kette zu bilden. Was auch erstaunlich gut klappte. Allerdings waren einige Stellen auf dem Weg zum Auto oder auch ins HSZ etwas dünner mit Menschen besetzt, so dass die Taschen einen Teil der Strecke auf dem Luftweg zurücklegen mussten. Es hat ihnen nicht geschadet. Zumindest denen nicht, bei denen die Landung in den erwartungsvollen Armen klappte. Was immerhin bei einer beruhigend hohen Anzahl der Fall war. Die Übrigen gaben immerhin noch Anlass zu schallendem Gelächter, wenn derjenige, der nicht gefangen hatte, schnellstmöglich versuchte, seine Füße vor der stürzenden Tasche in Sicherheit zu bringen. Stundelang wurde so Tasche für Tasche vom Lager über den Flur, durch die Vorhalle des Fritz-Förster-Baus, zum Auto gehoben. Das Team arbeitete wortwörtlich Hand in Hand. Nach einem kurzen Intermezzo auf 4 Rädern, dann vom Auto in den Flur des HSZ, bis in den späten Nachmittag. Nahezu feierlich ward dann die Ankunft des letzten schwarzen Bündels zelebriert. Sorgfältig abgelegt auf dem mehrere Kubikmeter fassenden Stapel. Ein kurzes Atem anhalten, rutscht es oder rutscht es nicht?
Es hielt und die Spannung löste sich in einem kurzen Applaus. Feierabend! Oder doch nicht? “Leute, die können hier nicht liegen bleiben, der Hausmeister sagt, dass geht wegen des Feuerschutzes nicht” - entsetztes Schweigen. Und ein spitzbübisches Grinsen. “Reingelegt.” Auf dem Weg nach Hause zeichnete sich schon das erste Stadium beginnenden Muskelkaters ab. Und wenn irgend jemand der Beteiligten heute Nacht im Schlaf sprechen sollte, könnte das durchaus ein anfeuerndes “flieg, Tasche, flieg” sein.