Tag Archive for 'Deutschland'

Beziehungskiste

Beim vorletzten Historikertag ist Polen das Partnerland gewesen, beim vergangenen in Konstanz war es die Schweiz. Nun fiel die Wahl auf die Tschechische Republik. Weit hergeholt ist die nicht: Mit der Bahn ist Děčín, als erste Stadt nach der Grenze, in einer halben Stunde erreichbar. Darauf folgt Ustí nad Labem - und wen die bezaubernde Flusslandschaft im Sitz des EC-Zuges hält, der gelangt nach etwa zwei Stunden in die tschechische Hauptstadt.

Die räumliche und kulturelle Nähe Tschechiens wird von Jahr zu Jahr spürbarer in Dresden. Es sprießen keine tschechischen Restaurants und Kulturvereine aus dem Boden, es finden aber regelmäßig Kultur- und Bildungsveranstaltungen statt, die aus dem Dresdner Kulturleben nicht mehr wegzudenken sind. Das Zustandekommen der Deutsch-Tschechischen Erklärung im Jahr 1997, begünstigte die Gründung einer ganzen Reihe von Stiftungen und Institutionen, die sich die Pflege der deutsch-tschechischen Beziehungen zur Aufgabe gemacht haben. Im selben Jahr wurde die Brücke/Most-Stiftung ins Leben gerufen. Seit 1998 finden jährlich die Tschechisch-Deutschen Kulturtage in Dresden, Ustí nad Labem und der Euroregion Elbe/Labe statt, welche vor allem durch das Tschechische Zentrum Dresden und die Brücke-Stiftung organisiert werden.

Den Besuchern des Historikertages bieten zwei längere Exkursionen in das Grenzgebiet eine ideale Möglichkeit, sich geschichtlicher und auch gegenwärtiger Fragen der deutsch-tschechischen Beziehungen zu nähern. Dazu gehören der Besuch der Gedenkstätte Terezín (Theresienstadt), geführt durch eine Zeitzeugin, und die vielseitige Exkursion nach Ustí nad Labem zum Collegium Bohemicum.

Der Historikertag ist schließlich auch eine gute Gelegenheit für die TU Dresden und vor allem für das Institut für Geschichte die Beziehungen zum nahen Nachbarn weiter zu vertiefen. Das Planungsbüro hat sich dementsprechend etwas neues überlegt. Jeweils fünf Studenten und zwei Dozenten aus vier tschechischen Universitäten wurden zum Kongress eingeladen. Für “gemischte Unterkünfte wurde natürlich” gesorgt, so ein Mitarbeiter aus dem Büro. Ein Treffen der Teilnehmer und deutscher Studierender soll die Initiative abrunden.

Und vielleicht findet sich ja doch der eine oder andere böhmische Koch, dem es in Dresden gefällt und der es wagt dem “Wenzel” auf der Königstraße Konkurrenz zu machen. Dann wäre einem alltäglicheren Kulturaustausch Tür und Tor geöffnet.

Liegt Europa in Australien?

Bildquelle: Wikipedia Montage: bw

Neben zahlreichen Historikern und Geschichtslehrern werden zu Europas größtem geisteswissenschaftlichen Kongress auch viele Schüler aus ganz Deutschland erwartet. Diese werden die Möglichkeit haben, in Dresden die neuesten Erkenntnisse aus der Geschichtswissenschaft zu erfahren und darüber zu diskutieren. Schulklassen können sowohl in Begleitung ihrer Lehrer, als auch unabhängig von ihrer Schule am Historikertag teilnehmen. Für Schülerzeitungsredakteure bietet sich zugleich die Möglichkeit, mit den Verantwortlichen des Organisationsteams zu sprechen und das ein oder andere Interview zu führen. Auf zeitliche und schülergerechte Gestaltung der einzelnen 45minütigen Vorträge wurde Wert gelegt.

„Liegt Europa in Australien“ ist ein Vortrag dieser Art. Geeignet für Schüler der Sekundarstufe I und II, versucht sich diese Lehrveranstaltung der sehr leidenschaftlichen Debatte australischer Politiker, Journalisten und Wissenschaftler um das australische Selbstverständnis zu nähern. Zwischen 1850 und 1950 bestand die Mehrheit der australischen Einwohner aus Briten, seit den 1950er Jahren war es zudem ein beliebtes Einwanderungsland des nichtenglischsprachigen Europas und Asiens. Was war Australien nun? Britisch? Europäisch? Asiatisch? Australisch? Prof. Dr. Ewald Frie von der Universität Trier wird die Antwort auf die Frage am 2. Oktober 2008 geben.

Wie lebten Bauern, Könige oder Fürsten im Mittelalter? Einen Einblick in die Lebensweise und Bedingungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens gewährt der Vortrag „Grundherrschaft und bäuerliche Lebensbedingungen im Mittelalter” am 1. Oktober für die Klassenstufe 10 und Sekundarstufe II.

An beiden Tagen geht es auch im übrigen Programm heiß her. Die Kongressteilnehmer erwartet ein weitgefächertes Programm in allen Sektionen, die mit einem vielseitigen Angebot aufwarten. Am Mittwoch wird zum Beispiel bereits in den Vormittagstunden über „Ungleichheiten in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft“ oder gegen Nachmittag über die historische Zäsur 1989/90 debattiert, bevor am nächsten Tag unter anderem ein Meinungsaustausch zu den Problemen der wachsenden Globalisierung stattfinden wird.

Kurzzusammenfassungen der Vorträge sind bereits im Vorfeld auf der Homepage des Historikertages zu finden. Das Organisationsteam des Historikertages verspricht nicht nur für Schüler sondern auch für alle anderen Besucher ein spannendes und abwechslungsreiches Programm.