Venedigs Reichtum im Urteil von Zeitgenossen und Nachwelt

ARNE KARSTEN (Wuppertal)

Abstract:

Die Kaufmannsrepublik Venedig faszinierte in Spätmittelalter und Früher Neuzeit nicht nur durch ihre extravagante Lage im Wasser einer Lagune, sondern ebenso durch ihren märchenhaften Reichtum. Je nach Betrachter-Perspektive konnte dieser Reichtum bejubelt oder verdammt werden – kalt jedoch ließ er die Zeitgenossen nicht. Und noch in den Phasen des politischen und wirtschaftlichen Niedergangs, ja, selbst nach dem Untergang der Republik wurde der Reichtum der venezianischen Kaufleute und die ihm zugrundeliegende Mentalität als politisches Argument verwendet. Der Vortrag nimmt diese Instrumentalisierung des venezianischen Reichtums anhand ausgewählter Beispiele in den Blick und sucht auf diese Weise allgemeine Überlegungen im Hinblick auf Instrumentalisierbarkeit des Begriffs „Reichtum“ zu entwickeln.

English Version:

Venice’s Wealth in the eyes of Contemporaries and Posterity

The trading republic of Venice fascinated the Late Middle Ages and the Early Modern period not only with its spectacular location in the waters of a lagoon, but equally through its fabulous wealth. According to the perspectives of individual observers this wealth could be celebrated or condemned – but it could not be ignored. Even in Venice’s phases of political and economic decline, indeed after the republic’s fall, the wealth of Venetian merchants and the city’s underlying mentality were deployed as a political argument. This paper considers the instrumentalization of Venetian wealth in various selected examples, and seeks to develop some general reflections concerning the ability of the concept of “wealth” to be deployed in such a tactical manner.