„… nachdem er sich den gesamten Rest bis nach Baktrien untertan gemacht hat.“ Ptolemaios III. und die Rückeroberung des Alexanderreichs

STEFAN PFEIFFER (Halle)

Abstract:

Die Legitimation eines hellenistischen Königs beruhte maßgeblich auf dessen Sieghaftigkeit, die wiederum sein Charisma begründete. Wohl kein anderer Herrscher der Ptolemäerdynastie hatte diese Sieghaftigkeit direkt zu Beginn seiner Herrschaft besser zum Ausdruck bringen können als Ptolemaios III., der mit seinem Heer bis zum Euphrat, angeblich gar bis nach Baktrien vordrang. Über 80 Jahre nach dem Tod Alexanders war damit erstmals ein Großteil des alten Alexanderreiches wieder unter der Herrschaft eines Königs vereint – zumindest suggeriert das die Selbstdarstellung des Ptolemaios in Papyri und Inschriften. Mit reicher Beute kehrte der König nach Alexandria zurück. Bereits am 11. Juli 245 v. Chr. wurde in Uruk dann aber wieder nach dem Kriegsgegner Seleukos II. datiert, die Eroberungen hatten also keinen Bestand. Frieden schlossen die beiden Könige, unter großen Gebietsverlusten für Seleukos in Kleinasien, drei Jahre später, 242/241 v. Chr.
In dem Vortrag sollen erstens die Medien und die Zielgruppen der königlichen Vermittlung von Sieghaftigkeit untersucht werden, um damit die Intention der königlichen Siegesrepräsentation herauszuarbeiten. Zweitens soll, soweit dies möglich ist, die Wahrnehmung der königlichen Sieghaftigkeit durch die Untertanengruppen des Reiches untersucht werden. Drittens ist anhand der königlichen Selbstdarstellung das Herrschaftsverständnis des Ptolemäers herauszuarbeiten. Da in der Forschung umstritten ist, ob Ptolemaios die eroberten Länder seiner Herrschaft unterstellen wollte, er in ihnen also, in der Nachfolge Alexanders des Großen, sogenanntes „speergewonnenes“ Land sah, sollen schließlich viertens die Traditionen herausgearbeitet werden, in die er sich stellte.

English Version:

“…after he had subjected the remaining parts up to Bactria.” Ptolemaios III and the reconquest of the empire of Alexander the Great

The legitimation of a Hellenistic king rested to a large extent on his ability to be victorious in wars – an ability by which the king established his charisma. Probably no other ruler of the Ptolemaic dynasty could prove this victoriousness better immediately at the beginning of his reign than Ptolemy III. Papyri and inscriptions as well as the later literary tradition relate that he crossed the Euphrates and even reached Bactria. 80 years after the death of Alexander the Great nearly his whole empire was again united under one king again – at least according to the self-representation of the king. However, this lasted only for a few months because Ptolemy had to yield up the Seleucid empire again due to a rebellion in Egypt.
In order to examine the intention of the royal representation my paper will discuss the means of communication and the addressees of Ptolemy’s representation as a victorious king. As far as it is possible I will furthermore attempt to look at the perception of the official propaganda. Also a look at the concept of Ptolemy’s rulership is intended, and by this one may understand the intention of why Ptolemy made his campaign against the Seleucid empire in the first place.