Digitale Ausstellung

Zur virtuellen Ausstellung „Zimelien in der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München“ (Martin Wagendorfer, Abteilung für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde)

Als Ende 2019 die Planungen der Lehrveranstaltungen an der LMU für das Sommersemester 2020 abgeschlossen wurden, ahnte noch niemand, dass dieses Semester alle an der Lehre wie auch an dem für September 2020 geplanten Deutschen Historikertag Beteiligten pandemiebedingt vor ganz neue Herausforderungen stellen würde. Für den Historikertag war eine Vitrinenausstellung geplant, in deren Rahmen Studierende wertvolle Stücke aus dem Altbestand der Universitätsbibliothek dem Publikum des Historikertags präsentieren sollten. Die Auseinandersetzung mit den entsprechenden Exponaten durch die Studierenden erfolgte im Sommersemester 2020 im Rahmen eines Seminars der Abteilung Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde am Historischen Seminar der LMU München – auch zu diesem Zeitpunkt noch unter der Annahme, dass tatsächlich eine reale Ausstellung der Stücke im Foyer der Universitätsbibliothek stattfinden könne, hatte man doch schon früh beschlossen, den Historikertag auf Oktober des folgenden Jahres zu verlegen und damit einen „virtuellen“ Historikertag zu vermeiden.

Da 2020, u. a. auch aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen im Lehrbetrieb, nur ein Teil der vorgesehenen Stücke von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bearbeitet werden konnte, wurden die restlichen Exponate im Rahmen eines weiteren Seminars zum Thema im Sommersemester 2021 von einer neuen Gruppe von Studierenden übernommen, nun jedoch unter der Prämisse, dass es sich um eine reine Online-Ausstellung handeln würde. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars des vorangehenden Jahres waren freundlicherweise bereit, ihre für eine Vitrinenausstellung konzipierten Texte entsprechend umzuarbeiten. Das Ergebnis dieser beiden Seminare liegt in den hier präsentierten Exponatbeschreibungen vor. Aufgrund der weitgehend virtuellen Abwicklung des Historikertags ist eine Präsentation der Originale, die selbstredend den primären Reiz solcher Ausstellungen und auch einen großen Teil der Faszination für die Studierenden ausmachen, leider nicht möglich. Andererseits bietet die Präsentation im Internet wiederum andere Vorteile: So können mehrere Seiten aus den vorgestellten Bänden gezeigt werden, was bei einer realen Ausstellung nicht möglich gewesen wäre; auch besteht die Möglichkeit, vielleicht ein größeres Publikum zu erreichen, als das in der ursprünglich nur für einen Tag konzipierten Vitrinenausstellung der Fall gewesen wäre. Die Ausstellung wäre auch in dieser digitalen Form nicht realisierbar gewesen ohne das Engagement der Studierenden, die sich zu einem überwiegenden Teil erst in die nicht ganz einfach zu bewältigenden Disziplinen der Kodikologie, Paläographie und historischen Buch- und Bibliotheksgeschichte einarbeiten mussten, sowie durch das stets geduldige und freundliche Entgegenkommen des Stellvertretenden Leiters der UB München und Leiters der Abteilung Altes Buch, Herrn Dr. Sven Kuttner, der durch die pandemiebedingten Umstände ebenfalls mit einer ganz neuen Situation konfrontiert war und freundlicherweise im Folgenden einen kurzen Überblick über die Geschichte der UB München beisteuert. Ihm und den Studierenden sei deswegen an dieser Stelle nochmals ausdrücklich ganz herzlich gedankt.

Die Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München (Sven Kuttner, LMU München)

Die Universitätsbibliothek München ist der zentrale Medien- und Informationsdienstleister der Ludwig-Maximilians-Universität. Mit einem Gesamtbestand von mehr als fünf Millionen Bänden ist sie eines der größten Hochschulbibliothekssysteme in der Bundesrepublik Deutschland. Die Universitätsbibliothek der LMU München verfügt aber auch mit über 3.400 Handschriften, mehr als 3.600 Inkunabeln, 186 Nachlässen, zahlreichen Sondersammlungen und rund 475.000 alten Drucken, die zwischen 1501 und 1900 erschienen sind, über einen sehr beachtlichen historischen Buchbestand, den zweitgrößten im Freistaat Bayern. Den besonders wertvollen Altbestand beherbergt ein eigens gesichertes, vollklimatisiertes Magazin, in dem sich nicht nur die Zimelien, Handschriften und Inkunabeln befinden, sondern auch über 15.000 Rarabände. Die UB München ist sich ihrer Verantwortung für dieses kulturelle Erbe Bayerns bewusst, da der über Jahrhunderte hinweg gewachsene Altbestand der ältesten bayerischen Landesuniversität zur kulturellen Außenwahrnehmung der LMU und des Freistaates Bayern beiträgt. Tradition und Erbe sind daher genuiner Bestandteil ihrer Profilbildung.

Sie kann auf eine Geschichte zurückblicken, die vor mehr als einem halben Jahrtausend ihren Anfang nahm. 1472 gründete Herzog Ludwig der Reiche die erste bayerische Landesuniversität, die „Hohe Schule” in Ingolstadt. Ein Jahr später schlug die Geburtsstunde der Bibliothek: Die sogenannte Artistenfakultät begann damit, eine Büchersammlung aufzubauen. Die an die Universität berufenen Jesuiten dünnten den Bestand der Artistenfakultät über die Jahre jedoch stark aus, um damit ihre eigene Bibliothek auszubauen. Daher beschloss der Vizekanzler der Universität, Martin Eisengrein, die Universitätsbibliothek neu zu gründen. Er trat an Gelehrte seiner Zeit heran und bat sie um Schenkungen für die Bibliothek. Bald entwickelte sich die Bibliothek zu einer humanistischen Universalbibliothek. 1589 wurde die Bibliothek mit den übrig gebliebenen Beständen der Artistenfakultät vereinigt. Als 1773 der Jesuitenorden vom Papst aufgehoben wurde, ging die Ingolstädter Jesuiten-Bibliothek an die Universitätsbibliothek über. 1776 wurden die Bibliotheken von vier Priesterseminaren und die Bibliothek der medizinischen Fakultät, die 1720 entstand, mit der Universitätsbibliothek vereinigt. 1800 verlegte Kurfürst Maximilian IV. Joseph (der spätere König Maximilian I. von Bayern) die Universität und die Bibliothek mit ihren fast 50.000 Bänden von Ingolstadt nach Landshut. Eines der wichtigsten Ereignisse für die Bibliothek fiel in diese Zeit: Mit der Säkularisation von 1803 konnte die Bibliothek ihren Bestand mehr als verdoppeln. Aus den aufgelösten Klosterbibliotheken gelangten rund 57.000 Drucke und 400 Handschriften in die Universitätsbibliothek.

© Universitätsbibliothek der LMU München

Das Wappen der Ingolstädter Artistenfakultät zeigt die heilige Katharina von Alexandrien, die zu den 14 Nothelfern zählt. Ihre Symbole sind ein zerbrochenes Rad und ein Schwert. Sie gilt als die Patronin der Studenten, Schüler, Bibliothekare und Gelehrten. 

Kurze Zeit später siedelte die Universität erneut um. König Ludwig I. verlagerte sie 1826 von Landshut nach München. 1840 bezog die Bibliothek das neu errichtete Universitätsgebäude in der Ludwigstraße. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden für die Bibliothek zwei Erweiterungsbauten geschaffen, was durch die zunehmende Zahl der Benutzer und den schnell anwachsenden Bestand notwendig geworden war. Bereits 1925 galt die Universitätsbibliothek der LMU mit ungefähr 830.000 Bänden als die größte Universitätsbibliothek Deutschlands. Während des Zweiten Weltkrieges fiel mit etwa 350.000 Bänden ein Drittel des Bestandes den Bombenangriffen zum Opfer. Auch ein Großteil der Bibliotheksräume sowie der Kataloge wurden zerstört. Besonders wertvolle Bestände konnten jedoch rechtzeitig durch eine Auslagerung auf über 60 Bergeorte in Sicherheit gebracht werden. Die Rückführung der Bestände dauerte bis 1959. Die räumliche Situation der UB verbesserte sich erst 1967 grundlegend, als ein dreigeschossiger Neubau mit historischer Fassade an der Ludwigstraße bezogen werden konnte. Die erste Fachbibliothek wurde 1985 mit der Fachbibliothek Psychologie und Pädagogik an der LMU eingerichtet. Bis heute folgten 12 weitere Fachbibliotheken, die personell und organisatorisch in die Universitätsbibliothek integriert sind. Gemeinsam mit der Zentralbibliothek in der Ludwigstraße und der zentralen Lehrbuchsammlung bilden sie den Kern der Universitätsbibliothek.

© Universitätsbibliothek der LMU München

Die Fotografie zeigt das Gebäude der Universitätsbibliothek der LMU München von der Ludwigstraße aus (Ecke Schellingstraße/Ludwigstraße). Der dreigeschoßige Neubau von 1967 verbindet im Süden das Universitätshauptgebäude mit dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG. Von der „Alten Saline“ ist die denkmalgeschützte Straßenfront aus rotem Backstein erhalten. Heute noch erinnern Einschußlöcher im Mauerwerk an die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. 


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Der Bücherkatalog der Ingolstädter Artistenfakultät von 1508
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