Gruß- und Geleitworte
Martin Zimmermann Sprecher des Ortskomitees des 53. Deutschen HistorikertagsDas Ortskomitee des 53. Deutschen Historikertags 2021 heißt Sie herzlich auf unserer digitalen Konferenzplattform in München willkommen.
Die Ludwig-Maximilians-Universität freut sich sehr, zum vierten Mal Gastgeberin des Historikertags zu sein. Bedingt durch die Pandemie wird diesmal ein in der Geschichte aller Historikertage neues Format für den wissenschaftlichen Austausch angeboten, welches für das Ortskomitee, aber auch für die Besucher:innen des Historikertags eine außerordentliche Herausforderung darstellt.
Der vierte Münchner Historikertag fügt sich damit in gewisser Weise in die Reihe der ersten beiden Münchner Historikertage ein, die ebenfalls historische Ausnahmetagungen waren. Als 1893 das erste Mal nach München eingeladen wurde, war diese Versammlung von 109 Historikern die Initialzündung für den 1895 gegründeten Historikerverband, dessen 125jähriges Bestehen 2020 gefeiert werden konnte. Und als 1949 der erste Historikertag nach dem Zweiten Weltkrieg mit nun 250 Gästen in dem „noch rußgeschwärzten Hörsaal“ (Tagespost, 4.10.1949) stattfand, versuchte man nach den Kriegsjahren einen Neuanfang. Den Organisatoren war an einer Kombination von informellem und wissenschaftlichem Austausch gelegen, der schließlich auch den dritten, 1996 in München stattfindenden Historikertag prägte.
Da in diesem Jahr die lokalen Attraktionen Münchens nicht besucht werden können, hofft das Ortskomitee dennoch, dass auch im digitalen Format neben dem wissenschaftlichen Austausch persönliche Begegnungen im digitalen Raum möglich sind, neue Netzwerke gesponnen und fruchtbare wissenschaftliche Vorhaben initiiert werden können.
Für die thematische Vielfalt historischer Forschung und das weiter gestiegene Interesse, diese öffentlich sichtbar zu machen (seit 1996 hat sich die Zahl der Sektionen verdoppelt), hat unser Ortskomitee versucht, trotz aller Widrigkeiten einen adäquaten Rahmen zu schaffen – eine zweifellos immense Aufgabe. Die bald 550 Jahre alte LMU ist jedoch eine ideale Gastgeberin, die uns auch in der Umstellung auf ein digitales Format alle Unterstützung gegeben hat. Wir sind zudem dankbar für großzügige Spendengelder, mit denen wir unsere Hilfskräfte entlohnen können, die den technischen Ablauf minutiös begleiten werden und ohne die eine digitale Tagungsorganisation kaum möglich wäre.
Wir wünschen allen Gästen erhellende Einsichten, einen regen Austausch und vielfältiges Vergnügen.
Sprecher Martin Zimmermann und die Mitglieder des Ortskomitees des 53. Deutschen Historikertags
Eva Schlotheuber Vorsitzende des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.Ich möchte Sie ganz herzlich zum 53. Deutschen Historikertag aus München begrüßen. Der Historikertag 2021 ,in München‘ ist nicht nur deswegen ein besonderer Historikertag, weil er bedingt durch die Covid-Pandemie das erste Mal in der Verbandsgeschichte digital stattfinden wird, sondern auch weil wir gleichzeitig 125 Jahre Verbandsgeschichte feiern.
Das Partnerland des diesjährigen Historikertages ist Israel und das Motto „Deutungskämpfe“. Deutungskämpfe prägen aktuell nicht nur die politische Landschaft, sondern zunehmend auch den wissenschaftlichen Diskurs, wenn man an die Auseinandersetzungen um die gendergerechte Sprache oder die Cancel Culture denkt. Die Art und Weise, wie sich diese Debatten entwickeln, lassen die Frage aufkommen, wie wir uns bei kontroversen Standpunkten auseinandersetzen können und wollen.
Untrennbar mit aktuellen Deutungskämpfen zusammen hängt unsere Bewertung der Vergangenheit, die mit dem veränderten Blick der Gegenwart neu bewertet und neu aufgerufen wird. Stets ist umkämpft, was in einer Gesellschaft als wahr, gerecht oder legitim gilt. In diesen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen, die leicht zu ‚Glaubens- oder Meinungsfragen‘ werden, sind die Historikerinnen und Historiker eine wichtige Stimme. Es gehört zu ihren Aufgaben, die Prozesse und Dynamiken einzuordnen und kritisch zu reflektieren und für die Verschiedenheit und Zeitgebundenheit von Wahrnehmungen zu sensibilisieren.Ich freue mich darauf, diese und viele andere Themen, aktuelle Forschungstrends, methodische Zugänge und neue Ergebnisse mit Ihnen gemeinsam zu diskutieren.
Peter Johannes Droste Vorsitzender des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands e.V.Das Motto des Münchener Historikertags hat ein starkes Echo hervorgerufen. Die Zahl der Sektionsanträge war überwältigend. Es war nicht einfach, aus den vielen gelungenen und anregenden Anträgen eine Auswahl zu treffen.
Damals konnte man noch nicht ahnen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf dieses Großereignis nehmen würde. Das Münchener Organisationskomitee hat nun trotz einjähriger Verschiebung und zahlreicher Probleme, für deren Bewältigung es keine Vorbilder gab, ein eindrucksvolles Programm auf die Beine gestellt. Alle sind gespannt, wie der erste online-Historikertag verlaufen wird. Neben den zahlreichen Forschungskontroversen sind es die unterschiedlichen Perspektiven und Narrationen, die die Konstruktion und Deutung von Geschichte beeinflussen. In allen Abteilungen und Disziplinen der Fachwissenschaft ist dieses Thema zu finden. Neue Funde, methodische Ansätze, historische Jubiläen oder politische Interessen führen zu Neubewertungen und Deutungen.
Nicht zuletzt die Wahl des Partnerlandes Israel zeigt, dass die Veranstalter weder den historischen noch den aktuellen Fragestellungen ausweichen. 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stehen sowohl der historische als auch der aktuelle Antisemitismus im Fokus der Forschung. Jüngste Ereignisse haben in Deutschland erneut einen Schatten geworfen. Erinnerung, Gedenken und die Perspektiven von Opfern und Tätern müssen deshalb wachgehalten und immer wieder neu bewertet werden.
Auch im Geschichtsunterricht finden Deutungskämpfe statt: Unterschiedlichste Narrationen aus den Herkunftsländern vieler Schüler*innen treffen auf diejenigen der europäischen und deutschen Geschichte. Wie eine Synthese aussehnen könnte, ist noch längst nicht ausgemacht. Konkurrierende Narrationen treffen in der Schule ebenso aufeinander wie Vorurteile und kulturell bedingte Missverständnisse. Diesem Dilemma versucht die inhaltliche Ausrichtung des auf den letzten Historikertagen so erfolgreichen Forums für Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Rechnung zu tragen. Der letzte Historikertag hat nicht unmaßgeblich dazu beigetragen, dass in vielen Bundesländern das Bewusstsein für die Bedeutung des Geschichtsunterrichts gewachsen ist. In Nordrhein-Westfalen konnten zwei Wochenstunden Geschichte zurückgewonnen werden, in anderen Ländern gibt es weiterhin Entwicklungen, Sammelfächer einzuführen oder andere Fächer zulasten von Geschichte zu stärken. Hoffen wir, dass die vielen Veranstaltungen sowie die Geschichtswissenschaft und der Geschichtsunterricht ihren Beitrag zu einem fairen und konstruktiven gesellschaftlichen Diskurs und einer Stärkung des Faches Geschichte im ganzen Bundesgebiet leisten werden.
Seit dem letzten Historikertag in Münster haben der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, die Konferenz für Geschichtsdidaktik und der Verband der Geschichtslehrer eng zusammengearbeitet, um für eine qualitätsvolle Ausbildung von Lehrkräften sowie einen guten und modernen Geschichtsunterricht zu kämpfen. Letztlich vermag nur eine weitgestreute historisch-politische Bildung eine hohe Qualität der Deutungskämpfe in den Schulen, Hochschulen, im Alltag und im politischen Leben zu gewährleisten.
Auch ein nahezu virtueller Historikertag wird viele Geschichtsinteressierte anziehen. Ich wünsche dem Münchener Historikertag viele diskussionsfreudige Besucher*innen und eine breite Rezeption in den Medien. Selten schien unsere naturgemäß in der Vergangenheit verortete Zunft derart gegenwartsorientiert und aktuell. Allein die Vielfalt der Ansätze und Methoden in den Sektionen und Podiumsdiskussionen zeigt, dass die Geschichte eine Konstruktion ist, die immer in Gefahr schwebt, instrumentalisiert zu werden. Aus der Sicht der Geschichtslehrkräfte wäre es wünschenswert, dass diese Erkenntnis und weitere Impulse der Tagung stärker in die historisch-politische Bildung einfließen, die das Gebot der Stunde zu sein scheint.
Zum Abschluss möchte ich dem Organisationsteam meinen Dank aussprechen und vor allem seinem Krisenmanagement höchsten Respekt zollen.Aachen, im Juli 2021
Dr. Peter Johannes Droste
Peter Strohschneider(Ent-)Historisierung: Es kann keine Rede davon sein, dass das Moralische angesichts von Versachlichung, Verwissenschaftlichung, Finanzialisierung oder Algorithmisierung der meisten Sozialverhältnisse etwa an Bedeutung verliere.
Vielmehr ist gegenwärtig ein bemerkenswerter Überschuss an Moralisierung im ‚öffentlichen‘ Austausch zu beobachten: die – wie es scheint – Unvermeidbarkeit einer kommunikativen Praxis der Wertprivation, welche Differenz allein als Wertasymmetrie, hingegen die Partikularität ihrer eigenen Position überhaupt nicht zu fassen bekommt. Moralisierung ist Teil allgemeiner Empörungskultur, und man kann sich fragen, ob sie nicht – gleich populistischen oder auch szientistischen Diskursen – ein Schwinden von gesellschaftlichen Mittelbarkeiten indiziert, eine Krise von Unterscheidungen, die man für selbstverständlich gehalten haben mochte.
Freilich gibt es Unterscheidungen, welche für eine liberale Verfassung pluralistischer Gesellschaften konstitutiv sind. Sie müssen mit der Fähigkeit und Verhaltensübung von Selbstdistanz und Vorbehaltlichkeit, zur (auch historischen) Abstandnahme, zur Indirektheit oder Ambiguitätstoleranz reproduziert werden. Die Verabsolutierung und Verallgemeinerung der je eigenen Position in der Moralisierung demgegenüber führt Deutungskämpfe, indem sie bestreitet, dass man überhaupt sinnvoll streiten könne. Sie verbindet sich stets mit dem Machtanspruch, über Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit zu entscheiden, und darin ist sie ‚polemogen‘. Deswegen werden gesellschaftliche Konflikte so intensiv im Medium von Moralisierung ausgetragen – von der Erinnerungskultur über sexuelle Differenzierung, Sprachregimes oder die Formen von ökonomischer (Re-)Produktion bis hin zum Klimawandel.
Der Moralisierungsüberschuss im öffentlichen Austausch geht mit Relativitätsverlusten einher. Nicht nur der ‚Takt‘ (H. Plessner) leidet darunter, sondern alle Praktiken und Haltungen des Reflexiv- und Relativmachens. Deswegen sind auch Historisierungsverfahren betroffen, und umso mehr kommt es auf sie an. Moralisierung ent-historisiert. Sie muss das tun, weil anders die (historische) Kontingenz ihrer eigenen Voraussetzungen unübersehbar würde. Jeder Verweis auf Anderes, gar Alternatives, erzeugt Mittelbarkeiten. Historische Kontextualisierung rückt die geschichtliche Relativität von Soziallagen, Orientierungskomplexen, Wissensordnungen, Regelsystemen oder die unauflösliche Widersprüchlichkeit der Welt in den Blick und macht so in jeder Geltung den kontingenten Anspruch sichtbar. Historisierung ent-moralisiert, und darin eröffnet sich auch ihrer methodisch-reflexiven Institutionalisierung in den historisch-hermeneutischen Wissenschaften neue Aktualität und Dringlichkeit.
Der 53. Deutsche Historikertag nimmt dies auf. Er wird wichtige Beiträge zur Historisierung von „Deutungskämpfen“ leisten. Ich wünsche bestes Gelingen und vielfältig fruchtbaren wissenschaftlichen Austausch.
Peter Strohschneider
Milena Žic-FuchsFirst and foremost, I would like to thank the organizers for inviting me to speak at the opening session of the 53rd Biennial Convention of German Historians. All the more reason for expressing my thanks lies in the fact that I am not a historian, but a linguist.
However, I will not be speaking about linguistics. I will be addressing issues in ‘science policy’ and related budgetary issues in very broad terms, especially at the European level. During the last two decades I have been engaged in quite a number of science policy bodies at European level or, more precisely, in bodies that have played a role in influencing the European Commission in the articulation of various policies. On the basis of this experience, one lesson that I have learned is how important is the intellectual input necessary for channeling novelties or possibly avoiding mistakes in articulations of policy papers. These articulations could have had negative consequences for the research communities. Thus, I see this high-level forum not just as distinguished historical researchers and scholars but also an important intellectual powerhouse.
Historically speaking, I will give a brief overview of the years preceding Horizon 2020 when the European Commission came up with the first drafts of this framework program. I believe that many remember that the Humanities and Social Sciences were not mentioned in these first papers. The Humanities community, and of course history as a major focal point, stood up and voiced their concerns very clearly. As the result of this, the Humanities and Social Sciences were included in Horizon 2020, however, much too late. We are now at the very beginning of Horizon Europe, and the Humanities and Social Sciences are present from the very first proposals. However, again the question arises whether these disciplines will realize their full potentials. But apart from this question, another shadow appeared, particularly during the budget discussions in Brussels, especially between the Commission and the EU Parliament. Through the three pillars that Horizon Europe encompasses, what is now a major concern is the relationship between fundamental research and innovation. In a nutshell, it is not just our expertise that can answer the above questions, but also the intellectual potential of our communities in channeling political decisions on topics that they themselves claim to be of the utmost importance for Europe.
But most importantly, I would like to wish all participants an interesting and fruitful conference. Fruitful not just in a narrow disciplinary sense, but also encompassing wider issues and challenges before us.
Dr. Markus Söder Bayerischer MinisterpräsidentHerzlich willkommen in der bayerischen Landeshauptstadt zum 53. Deutschen Historikertag!
Noch ist nicht absehbar, unter welchen Rahmenbedingungen diese Veranstaltung stattfinden wird. Aber ihre Beiträge und Debatten werden auf jeden Fall weit über den Kreis der Fachleute hinaus Beachtung finden. Denn die Arbeit der Historiker ist nicht nur von wissenschaftlichem Interesse. Sie stellt unsere Gegenwart in Traditionen und Zusammenhänge und leistet damit einen zentralen Beitrag zu unserem gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Selbstverständnis. Umgekehrt formuliert die Geschichtswissenschaft ausgehend von aktuellen Entwicklungen immer wieder neue Fragen an die Vergangenheit und entdeckt laufend neue Aspekte der Geschichte.
Unsere Tradition ist ein Fundament, von dem aus wir unsere Zukunft gestalten. Wer die Vergangenheit nicht kennt oder falsch deutet, der läuft Gefahr, falsche Entscheidungen zu treffen. Deshalb ist die Arbeit der Historiker so wichtig für das Handeln in unserer Gegenwart.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Historikertages interessante Einblicke und fruchtbare Diskussionen!
S. E. Jeremy Issacharoff Botschafter des Staates IsraelIch halte es für sehr bedeutsam, dass der 53. Deutsche Historikertag beschlossen hat, den Schwerpunkt auf Israel zu legen. Die Geschichte hat in den letzten Jahrzehnten eine tiefe und zentrale Rolle in den Beziehungen zwischen Deutschland und Israel gespielt. Diese Historie beiseitezuschieben oder zu ignorieren, ist nicht möglich.
Zwar können wir die Vergangenheit nicht ändern, aber ich glaube, dass sie uns verändern kann und verändert hat. Diese Geschichte hat eine eindeutige Klarheit, und es ist diese Klarheit, die es dem jüdischen Volk, den Israelis und den Deutschen ermöglicht hat, mit dieser beispiellosen menschlichen Tragödie umzugehen. Wo keine Klarheit vorherrscht – kann es keine Versöhnung geben.
Die Shoah kann zwar nie vergessen werden, aber sie sollte nicht der alleinige Faktor sein, der das Verhältnis zwischen dem jüdischen und dem deutschen Volk oder zum Staat Israel bestimmt. Das bewegende Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz in Jerusalem und Berlin im letzten Jahr zeigte die Wichtigkeit der Erinnerung für beide Länder und, dass sie sich dieser schmerzhaften Geschichte stellen und versuchen, sie gemeinsam zu bewältigen.
Die Tiefe dieser Tragödie überlagert bisweilen die beachtliche Versöhnung, die zwischen den Nationen stattgefunden hat. Sie kann auch die Tatsache verschleiern, dass das Ausmaß an Wut und Schuld in dieser Beziehung zwar nicht ganz verschwunden ist, aber nun durch das gegenseitige Interesse ergänzt wird, das diese Beziehung zu festigen beginnt. Es ist kein Zufall oder gar ein Versprecher, wenn die israelische Führung die bilateralen Beziehungen mit Deutschland jetzt als strategische Partnerschaft bezeichnet. Es ist beeindruckend und inspirierend, dass es beiden Ländern gelungen ist, diesen Punkt der Konvergenz zu erreichen und gemeinsam zu agieren.
Die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland werden nie normal oder einfach sein. Sie werden immer noch gleichzeitig Gefühle der Angst, der Schuld, der Inspiration und der Hoffnung hervorrufen. Keine dieser Emotionen kann übergangen werden, aber das bedeutet nicht, dass wir die Opfer der Geschichte bleiben sollten. In vielerlei Hinsicht sollten wir diese Geschichte überwinden und uns über sie erheben.
Ich möchte dem Verband Deutscher Historiker zu seinem langjährigen Bestehen gratulieren und wünsche allen Teilnehmerinnen informative Vorträge und fruchtbare Diskussionen über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen des jüdischen Lebens in Deutschland und der deutsch-israelischen Beziehungen.
Berlin, Juli 2021
Bernd Huber Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität MünchenHerzlich willkommen an der Ludwig-Maximilians-Universität München! Die LMU ist, wie Sie sicher wissen, nicht zum ersten Mal Gastgeber dieser ehrenvollen Konferenz.
Tatsächlich fand im Jahr 1893, damals noch unter der Bezeichnung „Versammlung deutscher Historiker“, die erste Tagung dieser Art hier in München statt. Seitdem durften wir noch zweimal Gastgeber des Deutschen Historikertags sein, der ich seit seiner Entstehung zu einem der größten und wichtigsten deutschsprachigen geisteswissenschaftlichen Fachkongresse in Europa entwickelt hat.
Es ist daher eine große Freude und Ehre für die LMU München, Sie alle hier zum 53. Deutschen Historikertag zu Gast zu haben. Mit dem Motto „Deutungskämpfe“ und mit Israel als Partnerland stehen zweifellos zwei sehr wichtige Thematiken im Raum, die sowohl für den gesellschaftlich-politischen, als auch für den wissenschaftlichen Diskurs von großer Bedeutung sind. So wird an der LMU nicht nur in unterschiedlichen Fächern zu diesen Themen geforscht und gelehrt, sondern gerade auch im Bewusstsein der unrühmlichen Rolle der LMU in Zeiten des nationalsozialistischen Terror-Regimes eine sehr aktive Erinnerungskultur gepflegt.Beispielhaft darf ich auf die Weiße-Rose Gedächtnisvorlesung Bezug nehmen. In diesem Jahr hat Ihr Kollege Michael Brenner in dieser Gedenkvorlesung unter dem Titel „Die Gefahr erkennt man immer zu spät. Zum Krisenbewusstsein der deutschen Juden damals und heute“ eindrucksvoll dargelegt, auf welche Weise Juden in Deutschland – und insbesondere in München – schon lange vor der Herrschaft der Nationalsozialisten mit antisemitischer Hetze und judenfeindlichen Handlungen konfrontiert waren und wie sie damit umgegangen sind.
Der kontinuierliche Versuch, aus der Geschichte zu lernen – auch wenn aus der Rückschau vieles deutlicher erkennbar erscheint – und Entwicklungen entschieden entgegenzutreten, die auch nur ansatzweise die Gefahr bergen, das damals Geschehene zu relativieren, umzudeuten oder gar hoffähig zu machen, sind und bleiben eine der unverzichtbarsten Aufgaben Ihrer Wissenschaft und der Gesellschaft allgemein. Es ist uns daher wichtig, dass die LMU heute mit Universitäten aus Israel, dem Partnerland des diesjährigen Historikertags, eine enge Kooperation pflegt. Mit der Tel Aviv University verbindet uns sogar eine besonders intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit. Daneben haben wir im Jahr 2014 an der LMU das erste akademische Zentrum für Israel-Studien (ZIS) an einer deutschen Universität gegründet.Abschließend möchte ich an dieser Stelle zunächst Herrn Kollegen Zimmermann stellvertretend für alle, die an der Vorbereitung dieser herausragenden Tagung mitgewirkt haben, herzlich danken und Ihnen allen sehr einfallsreiche und spannende Tage wünschen, von denen ich hoffe, dass Ihnen die titelgebende Deutung ohne die zugehörigen Kämpfe gelingen möge.