Informationen zum Partnerland Israel

Allgemeine Information für die Zeit 4.–8. Oktober 2021

Deutschland und Israel weisen in ihrer Geschichte und ihrer Gegenwart zahlreiche Verknüpfungspunkte auf. Wenn Bundeskanzlerin Merkel von „der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels” spricht und diese als Teil der Staatsräson Deutschlands betrachtet, so bezieht sie sich auf die Auswirkungen des Holocaust auch auf heutige und zukünftige Generationen. Doch ist die Vorgeschichte Israels auch in positiver Hinsicht durchaus mit deutscher und deutsch-jüdischer Geschichte verbunden. Die deutsche Sprache war die lingua franca auf allen frühen Zionistenkongressen, und die Spuren der deutsch-jüdischen Auswanderer sind heute noch vielerorts in Israel zu sehen. Die Bauhaus-Architektur von Tel Aviv ist zum Weltkulturerbe erklärt worden, die Hebräische Universität in Jerusalem galt lange Zeit als „die letzte klassische deutsche Universität“, und das Rechtssystem Israels wurde von den „Jekkes“, wie die Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum bezeichnet wurden, mitgeprägt.

Auch die Stadt München ist in vielfältiger Weise mit dem Staat Israel verbunden. Hier wollte Theodor Herzl 1897 den ersten Zionistenkongress einberufen, was damals jedoch am Widerstand der deutsch-jüdischen Gemeinschaft scheiterte. Eine andere politische Richtung erklärte später München zur Hauptstadt ihrer Bewegung und leitete von hier aus den Aufstieg Hitlers und den Untergang des europäischen Judentums ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte München das erste Konsulat des Staates Israel auf deutschem Boden, das allerdings bei den amerikanischen Militärbehörden akkreditiert war und sich vor allem um die Auswanderung der in der amerikanischen Zone gestrandeten jüdischen Überlebenden des Holocaust nach Israel kümmerte.

Während in Israel seit Jahrzehnten zahlreiche Zentren für die Erforschung der deutschen Geschichte und Kultur bestehen, wurde in Deutschland erst 2014 das erste akademische Zentrum für Israel-Studien (ZIS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München geschaffen. Es schließt an das seit einigen Jahrzehnten im englischsprachigen Raum bestehende Fachgebiet der Israel-Studien an und bietet den Rahmen für interdisziplinäre Forschung und Lehre sowie internationalen akademischen Austausch auf den Gebieten der Geschichte, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur des Staates Israel. Neben einer Gastprofessur für die Geschichte Israels bestehen die Amos Oz Poetik-Gastprofessur für Hebräische Literatur, deren späterer Namensgeber ihr erster Inhaber war sowie eine Gastprofessur für Arabisch-Israelische Koexistenz, in der auch die Narrative der etwa 20% arabischen Staatsbürger des Staates Israel einen festen Platz finden. Zudem finden regelmäßig Workshops, Tagungen und Exkursionen statt. Über das Themenfeld „Nahostkonflikt“ ist die Geschichte des Staates Israel fest im bayerischen Schullehrplan verankert. Das Bayerische Kultusministerium hat daher auch eine universitäre Stelle zur Lehrerausbildung auf diesem Gebiet geschaffen. 

Seine vielschichtige Geschichte, komplexe multiethnische Gesellschaft, einzigartige geopolitische Lage und die Einbindung sowohl in die europäische wie auch die nahöstliche Geschichte und Kultur machen Israel zu einem faszinierenden Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Israelische Historikerinnen und Historiker sind seit langem auf den Historikertagen vertreten, ebenso wie Themen der jüdischen Geschichte. Als Gastland soll Israel die Bedeutung seiner Geschichte und ihrer Erforschung für die deutsche und europäische Wissenschaftslandschaft unterstreichen.