Jacob S. Eder Maria Framke (Sektionsleitung)

Relief für die eigene Community: Humanitäre Organisationen in der Heimat und in der Fremde

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Abstract

Ziel der Sektion ist es, in historischer Perspektive für das 20. Jahrhundert der Frage nachzugehen, wie religiös, politisch oder ethnisch begründete humanitäre Organisationen (d.h. humanitäre und vergleichbare Organisationen mit einem religiösen, politischen oder ethnischen Schwerpunkt) Relief für Angehörige der eigenen Community über Staatsgrenzen hinweg organisiert und bereitgestellt haben. Der Blick richtet sich dabei durchgehend auf Gesellschaften, die historisch bedingt – durch Migrationsprozesse, religiöse Fragmentierung, ethnische Konflikte, Kolonialismus sowie postkoloniale Auflösungsprozesse – heterogen waren und in denen die „Problematik der ‚gespaltenen Gesellschaften’“ daher virulent war. Dabei wird einerseits gefragt, wie die Initiativen der genannten Organisationen in der eigenen und der fremden Gesellschaft aufgefasst wurden: welche Faktoren bestimmten die Wahrnehmung ihrer Arbeit und wie formten sie selbst ihr Image? Verbunden damit stellt sich die Frage nach der konkreten Umsetzung ihrer Arbeit, beispielsweise wie und mit welchen Strategien Werbe-, Spenden- und Fundraisingaktionen in der breiten einheimischen Öffentlichkeit durchgeführt wurden und mit welchen Erfolgen. Andererseits geht es um die Frage, welche Rolle diese Organisationen für das Verhältnis von „einheimisch“ zu „fremd“ gespielt haben, und ob sie die Spaltung von pluralistischen Gesellschaften befördert oder reduziert haben. Dies ist insbesondere (aber nicht ausschließlich) für Organisationen relevant, die von ethnischen, religiösen oder politischen Minderheiten gegründet wurden. Auf der Basis von vier Fallstudien –zur indischen humanitären Hilfe in den 40er Jahren, zu jüdischen Hilfsorganisationen in den USA in der Zwischenkriegszeit, zur ägyptischen humanitären Hilfe nach dem Sechstagekrieg und zur humanitären Hilfe für Studierende in Osteuropa nach 1919 – fragt die Sektion, wie und mit welchen Folgen humanitäre Hilfe für Angehörige der eigenen Gemeinschaft in gespaltenen Gesellschaften im In- und Ausland wirkte.

Miriam Rürup (Hamburg)
Moderation
Maria Framke (Rostock)
Die Congress Medical Missions in Burma 1942 und Malaysia 1946: Indische humanitäre Hilfe im Kontext von Weltkrieg, Freiheitskampf und Dekolonisation
Jacob S. Eder (Jena/New York)
„Jewish Mutual Responsibility—American Jewish Opportunity”: Amerikanisch-jüdische Hilfsorganisationen in der Migrationsgesellschaft im frühen 20. Jahrhundert
Esther Möller (Mainz)
Blutsbrüder und -schwestern: Ägyptische humanitäre Hilfe im Israel-Palästina-Konflikt nach 1948
Isabella Löhr (Leipzig)
Mobilisierung und Internationalisierung: Humanitäre Hilfe für Studierende im östlichen Europa nach 1919
Daniel Roger Maul (Oslo)
Kommentar