Geleitwort der Vorsitzenden des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e. V. Eva Schlotheuber

In globaler Perspektive sind tiefe, bisweilen fast unüberwindlich erscheinende Spaltungen moderner Gesellschaften vielleicht eher die Regel als die Ausnahme. Zunehmend geraten die Grundlagen unseres Zusammenlebens auf den Prüfstand. Der 52. Deutsche Historikertag setzt mit seinem Thema „Gespaltene Gesellschaften“ hier an. Wir möchten die langen und oftmals mühsamen Prozesse aufzeigen und diskutieren, in denen immer neue Herausforderungen – wie heute die Globalisierung – bewältigt werden mussten und die die Menschheitsgeschichte seit den Anfängen begleiteten.

Diese Herausforderungen boten auf der anderen Seite nicht selten den Anstoß für produktive Neuansätze. Die historische Perspektive, die das vielfältige, Ihnen vorliegende Programm entfaltet, vermag viel beizutragen zu den aktuellen Debatten über den Umgang mit Geflüchteten, Migranten und Migrantinnen, zur sozialen, ökonomischen und rechtlichen Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen bis hin zur Abschottung ganzer Gesellschaften. Ohne das Wissen um diese und viele andere Prozesse müssten wir immer wieder „von vorne anfangen“, gleichzeitig ist es aber als kollektive Erfahrung auch immer wieder neu zu reflektieren.

Partner des kommenden Historikertages sind unsere direkten Nachbarn, die Niederlande. Ein Land, mit dem nicht nur die Stadt Münster historisch eng verbunden ist, auch unser Fach profitiert von der Nähe beider Länder, wie sich in vielen gemeinsamen Forschungsprojekten zeigt. Einige davon werden in unseren Sektionen präsentiert. Der Verband selbst kooperiert eng mit der Koninklijk Nederlands Historisch Genootschap (KNHG). Unter anderem fragen wir auf einer gemeinsamen Podiumsdiskussion nach den beruflichen Perspektiven der Historikerinnen und Historiker in beiden Ländern und denen im europäischen Vergleich – eine Frage, die den VHD wie auch die KNHG beständig umtreibt.

Wenn Sie einen Blick in das Programm werfen, werden Sie viele vertraute Programmpunkte wiederfinden, aber auch Neuerungen wie das „Nachwuchs“-Zentrum. Unsere Zentren, Foren und nicht zuletzt die Fachausstellung bieten neben der wissenschaftlichen Debatte Raum für Begegnungen und Gespräche. Für alle, die die HSozKult-Party des Hamburger Historikertages noch in guter Erinnerung haben, und für alle, die schon immer gerne das Tanzbein schwingen wollten, gehen wir in Münster in eine neue Runde.

Dies alles wäre nicht möglich ohne die umsichtigen organisatorischen Vorbereitungen des Ortskomitees Münster, die Unterstützung der Westfälischen Wilhelms-Universität, der Stadt Münster und des Zentrums für Niederlande Studien sowie die Förderung durch unsere zahlreichen Unterstützer und Sponsoren, denen ich im Namen von Vorstand und Ausschuss meinen herzlichsten Dank ausspreche.

Uns allen wünsche ich spannende und vielfältige Gespräche und verbleibe mit herzlichen Grüßen

Ihre Eva Schlotheuber