Frank M. Bischoff Kiran K. Patel (Sektionsleitung)

Quo vadis Quellenkritik? Digitale Perspektiven

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Frank M. Bischoff (Duisburg)
Begrüßung
Kiran K. Patel (Maastricht)
Einführung. Herausforderungen der Zeitgeschichte im digitalen Zeitalter
Andreas Fickers (Luxemburg)
Hacking History? Methodische Herausforderungen digitaler Zeitgeschichte am Beispiel der geleakten e-Mails von Hillary Clinton
Christoph Schmidt (Münster)
Quellen der Zukunft? Gattungen und Aufbereitungsformen digitalen Archivguts aus Verwaltungszusammenhängen
Dem fortschreitenden Ausbau der digitalen Verwaltung entsprechend, übernehmen die öffentlichen Archive inzwischen in wachsendem Maße digitales Archivgut. In der Verwaltungspraxis sind die klassischen Papierunterlagen ein Auslaufmodell, und die Archive werden in absehbarer Zeit nur noch Restbestände neu übernehmen. Doch was tritt an die Stelle der Papierakte – wie wird das archivische Quellenmaterial des Historikers von Morgen aussehen? Der Vortrag skizziert die aktuellen Entwicklungslinien des E-Government und stellt die wichtigsten Unterlagengruppen der öffentlichen Verwaltung vor. Zudem beleuchtet er die archivischen Methoden der Archivierung digitaler Unterlagen, da diese unmittelbare Auswirkungen auf das wissenschaftlich korrekte Verständnis dieses Archivguts hat.
Nicola Wurthmann (Wiesbaden)
Grundwissenschaftliche Herausforderungen im Umgang mit digitalen Quellen
Archive verwahren für die historische Forschung bedeutende Quellen. Seit einigen Jahren werden die analogen archivalischen Quellen durch neue digitale Unterlagen ergänzt, die in den öffentlichen Archiven teilweise bereits nutzbar sind. Dabei handelt es sich nicht um nachträglich digitalisiertes Schriftgut, sondern um genuin digitale Unterlagen („born digitals“). Die wissenschaftliche Nutzung digitaler Quellen erfordert mit der Interpretation von Kontext und Metadaten ein erhebliches methodisches Rüstzeug. Da diese Nutzung noch Pioniercharakter hat, setzt sie zudem die künftige Entwicklung einer „Grundwissenschaft digitaler Quellen“ voraus. Der Vortrag möchte Anregungen für eine solche Entwicklung geben. Er thematisiert wesentliche Eigenschaften digitaler Quellen in den Archiven und setzt sie in Bezug zu den Anforderungen und Methoden der historischen Grundwissenschaften. Er zeigt Parallelen und Unterschiede zum Umgang mit analogem Material auf und benennt noch offene Fragen und Herausforderungen.
Andrea Hänger (Koblenz)
Was nicht im Netz ist, ist nicht in der Welt? Die Auswahl von Quellen für digitale Angebote
Archive investieren in den letzten Jahren sehr viel Geld in die Digitalisierung ihres Archivgutes, um es ihren Nutzern und Nutzerinnen komfortabel online bereitzustellen. Das Bundesarchiv stellt in seinem Projekt Weimar – Die erste deutsche Demokratie sukzessive mehr als 4 Millionen Digitalisate von Akten, Bildern, Tonaufnahmen und Filmen in seinem Internetportal zur Verfügung. Diese Auswahl stellt allerdings nur einen Bruchteil der tatsächlich vorhandenen Überlieferung dar. Der Vortrag beschreibt den Prozess der Auswahl und möchte Lösungswege diskutieren, wie Forschung in den Auswahlprozess und in den Aufbau eines den Interessen der Forschung dienenden digitalen Angebotes einbezogen werden kann.
Frank Engehausen (Heidelberg)
Wege im Dschungel? Die Nutzung von digitalisiertem Archivgut
Der Vortrag berichtet über einige praktische Erfahrungen im Umgang mit digitalisiertem Archivgut in Zusammenhang mit zwei Forschungsprojekten zur südwestdeutschen Landesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Betrachtet und in ihren Vorzügen und Nachteilen diskutiert werden dabei sowohl die in die Findmittel des Landesarchivs Baden-Württemberg integrierten, zum Teil verstreuten Digitalisate in unterschiedlichen Beständen und Bestandsgruppen mit Relevanz für die NS-Zeit als auch die vom Landesarchiv Baden-Württemberg erstellte, thematisch vorstrukturierte Quellensammlung „Von der Monarchie zur Republik 1918-1923“ und deren Zugänglichkeit über das landeskundliche Informationssystem „Leo-BW“.
Clemens Rehm (Stuttgart)
Ein Masterplan für die Grundwissenschaften! Module – Kooperationen – Vernetzungen
Auf dem Hamburger Historikertag 2016 wurde in einer breit angelegten Sektion eine Zwischenbilanz der Diskussion zu Entwicklung und Stand der Grundwissenschaften gezogen. Dabei wurden grundwissenschaftliche Kompetenzen für Studierende und Forschende als notwendig und qualifizierend beurteilt. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass derzeit die verschiedenen grundwissenschaftlichen Initiativen und Kompetenzzentren wie versteckte Inseln nur geringe Ausstrahlung entwickeln können. Darüber hinaus ergeben sich inzwischen neue grundwissenschaftliche Herausforderungen durch digitalisierte und genuin digitale Quellen. Auf dieser Basis entstand die Idee, das vorhandene Nebeneinander von vielfältigem Wissen und unterschiedlichen Initiativen zu überwinden und synergetische Verschränkungen zu entwickeln. Als Ziele wären daher in einem „Masterplan Grundwissenschaften“ eine zentrale Zusammenführung des vorhandenen Wissens, die Schaffung einer übergreifenden Kommunikations- und Informationsplattform und eine institutionelle Anerkennung von grundwissenschaftlichen Vermittlungsformaten in den Blick zu nehmen. Damit könnten die Weiterentwicklung und Neuausrichtung des Faches Grundwissenschaften sowie die grundwissenschaftliche Qualifikation aller Studierenden der Geschichtswissenschaften gefördert werden. Für einen solches Projekt „Masterplan Grundwissenschaften“ sollen Module sowie Kooperations- und Vernetzungsmöglichkeiten perspektivisch skizziert werden.