Erstmals 953 erwähnt stand die Stadt im fruchtbaren Leinetal bald unter dem Einfluss der welfischen Landesherren, die im 13. Jh. am heutigen Ritterplan ihre Burg errichteten. In das 13. Jahrhundert fällt auch die Entstehungszeit der Pfarrkirchen St. Johannis, St. Jacobi und St. Nikolai. Die heutigen Kirchengebäude stammen aus dem 14. Jahrhundert. Noch heute erhalten und in der Turmstraße gut zu erkennen ist die Stadtmauer, die ebenfalls in das 13 Jh. datiert, wie übrigens auch der Kernbau des Rathauses von etwa 1270. Die Straßenführung der Altstadt ist weitgehend erhalten. Die erhaltenen Bauten spiegeln jedoch vor allem die zweite Glanzzeit der Stadt nach der Universitätsgründung wider, dazwischen finden sich allerdings einige repräsentative Bauten des 16. Jahrhunderts, wie die Junkernschänke am Durchgang von der Weender Straße zur Aula am Wilhelmsplatz.
Im Mittelalter war Göttingens Oberschicht vor allem im Tuchhandel aktiv. Obwohl von Mitte des 14. Jh. bis in das 16. Jh. Mitglied der Hanse, lag der Schwerpunkt des Göttinger Fernhandels auf den Messen in Frankfurt und Leipzig. In der sog. Göttinger Fehde von 1387 nehmen die Einwohner die landesherrliche Burg ein und gewinnen auch im Umland zahlreiche Rechte, so dass das 15. Jh. eine Zeit großer politischer und wirtschaftlicher Autonomie für die Stadt mit ihren etwa 6000 Einwohnern bedeutete.
Die Einführung der Reformation verlief in Göttingen weitgehend unspektakulär. In der Paulinerkirche entstand mit dem Pädagogium eine Schule, deren Gebäude zur Keimzelle der neuen Universität werden sollten und heute zu den schönsten der Georgia Augusta und mithin der Stadt zählen können. Zwischen Reformation und Universitätsgründung verlor Göttingen gegenüber den Landesherren an Autonomie, vor allem führte jedoch der Dreißigjährige Krieg mit seinen Kontributionsforderungen und Einquartierungen zu einer nachhaltigen Schädigung der Stadt, deren Einwohnerzahl sich 1648 halbiert hatte. Somit kann die Universitätsgründung, die seit 1733 vorbereitet wurde, ganz ähnlich wie heute als Maßnahme zur Wirtschaftsförderung in einer strukturschwachen Gegend angesehen werden.
Mit der Universität begann eine erneute Blüte der Stadt, in der sich nun ganz neue Gewerbe ansiedelten. Der 1735 im Umfeld der Universität von Abraham Vandenhoek gegründete Verlag ist heute als Wissenschaftsverlag überregional bekannt. Die Universität war nach dem Vorbild von Halle mit einem modernen Programm ausgestattet worden, das durch eine geschickte Berufungspolitik des führenden hannoverschen Ministers von Münchhausen erfolgreich umgesetzt werden konnte. Zur Attraktivität der Universität trug die für ihre Zeit moderne und umfangreiche Bibliothek bei, die in Heinrich Heines Harzreise literarisch verewigt wurde. Zu den ersten Professoren gehörte der Botaniker Albrecht von Haller, für den am Alten Botanischen Garten an der Karspüle die noch erhaltene Reformierte Kirche errichtet wurde. Einer der berühmtesten Göttinger Professoren der Frühzeit war jedoch sicherlich der Naturwissenschaftler Lichtenberg, der heute weniger durch seine elektrischen Experimente und seine Zusammenarbeit mit Benjamin Franklin am Blitzableiter bekannt ist, als vielmehr durch seine hintersinnigen und nicht selten bösartigen Aphorismen. Bereits ein halbes Jahrhundert nach der Universitätsgründung hat sich ein überregional bekannter Gelehrtenzirkel zusammengefunden, in dem sich so bekannte Namen wie Blumenbach, Schlözer, Johann Heinrich Voss und der mit James Cook segelnde Georg Forster versammelten. Sowohl Blumenbach als auch Forster begründeten die Sammlungen, die die Universität noch heute stolz beherbergt. Auch städtebaulich tat sich nach der Universitätsgründung einiges: Die heutige Goetheallee, die den Bahnhof mit dem Zentrum verbindet, wurde damals als Prachtstraße angelegt, der Stadtwall nach der Entfestung zum heute noch gern als solcher genutzten Spazierweg umgewandelt. Aufgrund der geringen Kriegsschäden hat sich in vielen Straßenzügen die Bausubstanz des 18. Jahrhunderts erhalten.
Der Astronom und Mathematiker Carl Friedrich Gauß, der 1833 mit Wilhelm Weber in Göttingen den elektrischen Telegraphen erfand, begründete eine naturwissenschaftliche Tradition, die im 20. Jahrhundert im so genannten Göttinger Nobelpreiswunder gipfelte, das von den Nationalsozialisten durch ihre „Säuberungspolitik“ dauerhaft beendet wurde. Bekannte Physiker und Chemiker wie Oppenheimer, Teller, Born, Hahn, Planck, Koch und Heisenberg studierten, promovierten oder forschten in Göttingen. Diese Wissenschaftler waren oft auch politisch aktiv. Gauß und Weber gehörten wie die Gebrüder Grimm zu der Gruppe Professoren, die nach dem hundertjährigen Universitätsjubiläum und der Eröffnung der repräsentativen Aula gegen die Außerkraftsetzung des liberalen hannoverschen Staatsgrundgesetzes protestierten und als Göttinger Sieben in die Geschichte eingingen. Born, Hahn und Heisenberg gehörten zu den achtzehn Professoren, die 1957 in der Göttinger Erklärung gegen die atomare Rüstung protestierten. Spätestens seitdem Göttingen eines der Zentren der 1968er Bewegung gewesen war, ist in Göttingen die linke Szene besonders präsent.
Heute ist Göttingen mit den eingemeindeten Umlandgemeinden und etwa 120.000 Einwohnern ein regionales Oberzentrum, das von seiner zentralen und verkehrsgünstigen Lage und weiterhin von seiner Universität profitiert.
Weitere wissenswerte Informationen zum Tagungsort des 50. Deutschen Historikertages erhalten Sie auch in dem Gastbeitrag von Keno Hennecke von dem Göttingen Tourismus e.V. auf unserem Blog.
Und in unserem Blogbeitrag “Göttingen – eine Stadt in Bildern” machen wir auf ein gleichnamiges Projekt des Göttinger Fotografen Lars Gerhardts aufmerksam, der auf seiner Facebookseite künstlerisch hochwertige Impressionen von Göttingen sammelt.