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Vortragstitel:
Sicherheit als Privileg. Möglichkeiten und Grenzen der Sicherheitspolitik
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Epochenübergreifende Sektion
Sektion:
Grenzen der Sicherheit, Grenzen der (Spät-)Moderne?

Abstract:

Sicherheit als Privileg. Möglichkeiten und Grenzen der Sicherheitspolitik zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit

Referent/in: Stefanie Rüther, Münster


Abstract

Entgegen der gängigen Einschätzung, dass das mittelalterliche Sicherheitsverständnis „wesentlich und fast ausschließlich auf dem Vertrauen in Gott“ beruht habe (Lucien Febvre), lassen sich für das ausgehende Mittelalter eine ganze Reihe von Praktiken ausmachen, mit denen die mittelalterlichen Akteure versuchten, Sicherheit in einer grundsätzlich unsicheren Welt zu gewinnen. Die Analyse dieser verschiedenen Formen der Sicherheitsproduktion zeigt, dass Sicherheit im Mittelalter – und darin liegt ein wesentlicher Unterschied zu modernen Sicherheitskonzeptionen – nahezu ausschließlich partikular und exklusiv gedacht wurde. Das gilt für die Akteure, die in unterschiedlichem Maße an der sozialen Konstruktion von Sicherheit teilhatten, wie auch für die Räume, deren Sicherung ausschließlich in Ausschnitten, Teilen oder Distanzen erfolgte. Die mittelalterlichen Machteliten traten als Sachwalter der Sicherheit auf, indem sie einzelne Personen und Räume für sicher erklärten. Sie konnten Sicherheit in Urkunden und Geleitsvereinbarungen verleihen, ebenso wie es ihnen möglich war, diese durch Acht und Bann wieder zu entziehen. Sicherheit begegnete den mittelalterlichen Menschen mithin kaum als ein abstrakter Zustand oder universeller Wert, wie etwa die der Sicherheit verwandten Ideale Frieden oder "Gewissheit im Glauben", sondern sie wurde vielmehr als Privileg einzelner Personen, Gruppen oder auch als besondere Qualität von Räumen verstanden.