Nationalismus, Internationalismus und Transnationalismus im deutschsprachigen Zionismus 

(29. September 2010 - 15.15 bis 18 Uhr - HS 1.301)

Leitung: Stefanie Schüler-Springorum, Hamburg



1. Zionismus und Weltpolitik: Die Auseinandersetzung der deutschen Zionisten mit dem deutschen Imperialismus und Kolonialismus

Referent/in: Stefan Vogt, Beer-Sheva


2. Der Zionismus im Ersten Weltkrieg

Referent/in: Ulrich Sieg, Marburg


3. Messianismus und Weltbürgertum: Hans Kohns Theorien des Nationalismus als Versuche der Einhegung und Aufhebung

Referent/in: Michael Enderlein, Hamburg


4. Zwischen Zionismus und Universalismus: Prag und die Entstehung der Nationalismusforschung

Referent/in: Lutz Fiedler, Leipzig


5. Das dämonische Antlitz des Nationalismus: Robert Weltschs Deutung des Zionismus angesichts des Nationalsozialismus

Referent/in: Christian Wiese, Falmer/Frankfurt/M.


6. Kommentar

Referent/in: Francis R. Nicosia, Burlington


Abstract

Für jeden Nationalismus stellt die Definition der eigenen geographischen, politischen und kulturellen Grenzen ein ebenso zentrales wie schwieriges Problem dar. Für den Zionismus jedoch, und insbesondere für den mitteleuropäischen Zionismus, war dies eine ganz besonders komplizierte Angelegenheit. Mehrere Faktoren waren dafür verantwortlich. Zum einen war der Zionismus von Beginn an ein „internationaler“ Nationalismus, der kein geographisches oder politisches Zentrum besaß, sich in ganz unterschiedlichen politischen Kulturen entwickeln musste und auf eine intensive Kommunikation zwischen diesen Räumen angewiesen war. Zweitens war gerade in Zentraleuropa, insbesondere in Deutschland und in Österreich, die Situation der Juden von einer prekären und „unvollständigen“ Integration gekennzeichnet, sodass die Frage der nationalen Grenzen eine besonders sensible Frage war. Drittens schließlich stellte die Nation selbst für die Juden in Zentraleuropa eine zutiefst ambivalente Kategorie dar, die zugleich eine Bedrohung der eigenen Existenz und Identität und eine Strategie gegen diese Bedrohung zu bezeichnen schien.
Für den deutschsprachigen Zionismus Mitteleuropas resultierte daraus ein höchst komplexes Verhältnis zum Nationalismus, und zwar sowohl zum Nationalismus der eigenen Bewegung als auch zum europäischen Nationalismus im Allgemeinen. Die Strategien, mit denen die Zionisten diesen Nationalismus mit transnationalen Realitäten und Anforderungen einerseits, mit universalistischen und internationalistischen Idealen andererseits in Einklang zu bringen suchten, waren zugleich höchst innovativ und zutiefst widersprüchlich. Die Sektion wird einige dieser Strategien analysieren und deren Stellung im deutschsprachigen Zionismus und im Zionismus insgesamt erörtern. Sie wird danach fragen, wie dabei Grenzen definiert, akzeptiert oder unterlaufen wurden und wie die Räume diesseits und jenseits dieser Grenzen, vor allem aber die Kommunikation und der intellektuelle Transfer über diese Grenzen hinweg konzipiert wurden. Es soll dabei diskutiert werden, in welcher Weise internationale und transnationale Prozesse den Nationalismus des deutschsprachigen Zionismus geprägt haben und es ihm ermöglichte, in verschiedener Hinsicht diejenigen Grenzen zu überschreiten, an deren Errichtung er zugleich mitwirkte.

Vorträge Epoche
Zionismus und Weltpolitik Neuere/Neueste Geschichte
Der Zionismus im Ersten Weltkrieg Neuere/Neueste Geschichte
Messianismus und Weltbürgertum: Hans Kohns Theorien desNationalismus als Versuche der Einhegung und Neuere/Neueste Geschichte
Zwischen Zionismus und Universalismus: Prag und die Entstehung der Nationalismusforschung Neuere/Neueste Geschichte
Das dämonische Antlitz des Nationalismus: Robert Weltschs Deutung des Zionismus angesichts des Natio Neuere/Neueste Geschichte