Drucken

Vortragstitel:
The White Man’s Burden. Der homo portans im Kolonialismus
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Epochenübergreifende Sektion
Sektion:
Homo portans – eine Kulturgeschichte des Tragens

Abstract:

The White Man’s Burden. Der homo portans im Kolonialismus

Referent/in: Johannes Paulmann, Mannheim


Abstract

Das Tragen spielte im Kolonialismus sowohl im Alltag als auch im metaphorischen Sinn eine bedeutende Rolle. Die Rede von der „Bürde des weißen Mannes“ erfasst dabei unterschiedliche Funktionen und Bedeutungen. So waren europäische Expeditionen, Handel und Kriege am Ende des 19. Jahrhunderts in Afrika ohne einheimische Träger, die Ausrüstung und Waren für die Kolonialherren transportierten, überhaupt nicht durchführbar. Koloniale Herrschaft beruhte in der Praxis wesentlich auf ihrer Arbeitskraft. Auf der ideologischen Ebene prägte Rudyard Kipling 1899 in seinem Gedicht „The White Man’s Burden“ eine Kurzformel für die Legitimation des Imperialismus: hier erscheint die Zivilisationsmission als schwere Last, die Europäer und Amerikaner auf ihren Schultern tragen. Kipling rief damit allerdings schon zeitgenössisch Widerspruch hervor; seine Formel dient so bis heute auch der Kritik am Kolonialismus und seinen Folgen. Das gleichnamige Buch des Ökonomen William Easterly über Entwicklungshilfe aus dem Jahr 2006 verdeutlicht sowohl die Bedeutungsumkehr als auch die alltäglichen Auswirkungen: Der Rest der Welt trägt in Form anhaltender Armut schwer an den negativen Wirkungen westlicher Hilfsprojekte.