Sarah Albiez-Wieck Martin Rohde (Sektionsleitung)

„Types“ Between Colonialism and Nationalism in the 19th and 20th Century

Download iCal

Abstract

"Folk types" are a visual ordering process that groups people based on categories such as occupation, ethnicity, and gender. With the technical innovations of photography and printing since the late 19th century, new dynamics have developed in the forms of production and dissemination. Technical innovations not only guarantee a seemingly "mechanical objectivity" (Daston/Galison), but also the mass distribution of type photographs in printed works, "cartes des visites," and eventually postcards.

However, the "folk types" tend to depict typical representatives of the respective group, they are often created for a broad market, and they show seemingly spontaneously captured scenes of everyday life. However, the images are highly staged and manipulated, thus representing unreliable representations. Their creation and use, according to the central thesis of the section, corresponded with the epistemological preconditions of imperial, national, colonial, and regional discourses and power relations. At the same time, it is striking that these representations are very similar in form and aesthetics worldwide, regardless of whether the contexts are colonial or national.

The proposed section brings together research on different regional contexts worldwide and focuses on photography in terms of its mediality. It also aims to examine current engagements with these sometimes highly problematic representations of type from an artistic and activist perspective. It addresses the following questions:

To what extent did ideological preconditions influence the use of the images? What differences can be identified in a regional comparison, and how, on the other hand, can the similarity of the types be classified? How did the types circulate, how were they received? What were the resistances? How do we look at the "folk types" today?
Caroline Bräuer (Köln)
Typenfotografie – mediales System im kolonialen Kontext

Der Beitrag skizziert, wie Typenfotografie als visueller Zeuge und Erfüllungsgehilfe der kolonialen Expansion diente, und zeigt anhand von Beispielen, wie ein wissenschaftlicher und künstlerischer Umgang mit diesen Fotografien aussehen kann. Typenfotografien dienten im kolonialen System als Kategorisierungshilfe, um rassenanthropologische Theorien zu untermauern. Diese Fotografien waren jedoch nicht einheitlich und wurden erst durch einen visuellen Rhythmus zum Beweismaterial. Das Bild des so genannten “Anderen” wurde durch Wiederholungen geprägt. So konnte ein koloniales mediales System geschaffen und massenhaft verbreitet werden.

Maren Röger (Leipzig)
"Volkstypen“ als populärkulturelle Waren um 1900: Komparative Perspektiven auf Postkarteninszenierungen im östlichen Europa

In den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert avancierten Postkarten zu zentralen Massenmedien in weiten Teilen Europas, auch in den multiethnischen Regionen des östlichen Europas. Zu den verbreiteten Motiven des preisgünstigen kleinformatigen Bildmediums gehörten Darstellungen von „Volkstypen“, die im Zeitalter des sich verstärkenden Nationalismus affirmative Selbstbilder oder abwertende Fremdbilder sein konnten. Der Vortrag beleuchtet vergleichend die Postkarteninszenierungen von ethnisierten Kollektiven um 1900 im Habsburgerreich, Russländischen Reich und Deutschem Kaiserreich, und bezieht die Akteur*innen hinter den Bildern, die Produzent*innen, mit ein.

Sarah Albiez-Wieck (Münster)
"Mestiz@s“ (Post)kolonial. Rassifizierte Typenfotografie des frühen 20. Jahrhunderts aus Mexiko und den Philippinen

Im spanischen Kolonialreich bezeichnete der Begriff Mestiz@ überwiegend Menschen „gemischter“ europäischer und indigener Abstammung. Der Vortrag zeichnet einige Entwicklungen der Anwendung und Rassifizierung des Begriffs Mestizen nach dem Ende des spanischen Imperiums im revolutionären Mexiko und den Philippinen unter US-Herrschaft nach. Betrachtet werden Fotografien, die aufgenommen wurden, um Theorien des sogenannten „wissenschaftlichen“ Rassismus anzuwenden und zu entwickeln, der Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit en vogue war. Für Mexiko stehen Abschlussarbeiten von Anthropologiestudenten des Nationalmuseums und auf den Philippinen Fotografien des Innenministers Dean Worcester im Mittelpunkt.

Martin Rohde (Prag)
'Typen‘ des Grenzraums. Huzulenfotografien in Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei, 1919-1939

In der späten Habsburgermonarchie avancierte die Typenfotografie zu einem Instrument, um eine komplexe multikulturelle Landschaft visuell zu ordnen. Die ostmitteleuropäischen Nachfolgestaaten übernahmen diese Technik imperialer Herrschaft und füllten es mit neuen Bildern und entsprechenden Diskursen. Der Beitrag konzentriert sich auf die Huzulen, eine ostslawische Gruppe im Grenzraum der Polens, Rumäniens und Tschechoslowakei. Ich stelle die offiziellen fotografischen Narrative den Ansätzen der ukrainischen Nationalbewegung gegenüber und vertrete die Hypothese, dass Fotografien zur Instrumentalisierung ethnischer Gruppen in den spezifischen Herausforderungen der Zwischenkriegszeit dienten, indem sie unterschiedliche Zuschreibungen zu „bewahren“ oder zu modernisieren versuchten.

Alba Valenciano Mañé (Madrid)
“Folklorism, “types” and “customs”: Legacies of Francoist colonialism in Equatorial Guinea

Every 8th of March, women fill Malabo’s streets, clothed with dresses cut from official cloth: el popó de la mujer. The fabric presents a medallion with a picture of a “typical woman” from each alleged ethnic identity of the country. The 8th of March is one of the many festivals through which the regime of Teodoro Obiang performs and reaffirms its hegemony -a simulacre (Mbembe 2006). The paper reflects on the uses of folklore, types and customs to orchestrate a sense of belonging while thematising differences. The political and performative use of representations of types of ethnic women is not recent; it can be traced back to the Francoist colonial administration.

Ihr Feedback