Andreas Kötzing Tobias Ebbrecht-Hartmann (Sektionsleitung)

Fragile Memory. Social Media and Their Influence on the Culture of Remembrance in Science and the Public Sphere

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Abstract

No other medium has developed a stronger dynamic in the past ten to 15 years than the Internet. Social media in particular, with their participatory possibilities, have permanently changed the public media landscape. The effects on the culture of remembrance are diverse and at the same time controversial. New mediation formats on Instagram, Twitter or TikTok are controversially discussed in public, while scientific research in the context of public history is still largely in its infancy. At the same time, institutions of civic education and memorial sites face the challenge of using social media as a means of communication to better reach their target audience and enable interactions between users.

The section outlines the importance of social media for public memory culture from different perspectives. Starting with concrete formats dealing with the mediation of Nazi history (on TikTok) and the memory of the GDR (on Instagram), the potential for a more diverse form of memory culture will be questioned. Following on from this, practical contributions will highlight the opportunities for conveying historical topics in social media. Last but not least, it is important to point out the limits and dangers of unreflected mediation, for example, when projects convey the appearance of historical authenticity without contextualization.

In addition to the professional audience, the section is also aimed at teachers and students.

The event will take place in the Great Lecture Hall of the Museum.

Andreas Kötzing (Dresden)
Vom Diktatur- zum Arrangementgedächtnis? Partizipative Formen der DDR-Erinnerung auf Instagram

In der mediale DDR-Erinnerung dominierte lange Zeit die Erinnerung an Unrecht, Repression und die Überwindung der SED-Diktatur im Rahmen der Friedlichen Revolution. Innerhalb der Erinnerungskultur zeichnet sich jedoch ein Wandel ab, der nicht zuletzt durch die Verbreitung Sozialer Medien forciert wird. Neben verklärenden und von Nostalgie geprägten Erinnerungen finden sich dort auch individuelle Rückblicke auf das Alltagsleben in der DDR und die Umbrüche der Nachwendezeit. Der Beitrag hinterfragt das Potential von Instagram-Projekten wie @schwalbenjahre oder @unserletztersommer für eine differenzierte Form der DDR-Erinnerungskultur.

Tobias Ebbrecht-Hartmann (Jerusalem)
60 Sekunden Geschichte? Audiovisuelle Erinnerungspraktiken auf TikTok

Auch auf der Kurz-Video Plattform TikTok ist Geschichte ein wichtiges Thema. Nicht nur haben Institutionen wie Gedenkstätten und Museen die Möglichkeit entdeckt, durch kurze Videos über ihre Einrichtungen und deren Geschichte zu informieren. Auch individuelle TikTok Creaters setzen sich mit der Bedeutung historischer Ereignisse auseinander. Dabei fallen starke Gegenwartsbezüge auf. Historische Ereignisse werden mit den Lebenswelten junger TikTok-Nutzer*innen verknüpft. Im Zentrum stehen der Dialog und Formen des interaktiven Austausches, die auch Auseinandersetzungen um angemessene Geschichtsdeutungen einschließen. Der Beitrag beleuchtet Erinnerungspraktiken auf TikTok insbesondere im Hinblick auf die von der Plattform bereitgestellten Formate und Features.

Iris Groschek (Hamburg)
Ist das noch historisch-politische Bildung? Digitale Kommunikation in der Öffentlichkeitsarbeit an Gedenkstätten zwischen Community-Building und erinnerungskulturellen Kampagnen.

Geschichtsvermittlung ist mit den Social Media Plattformen und ihren spezifischen Charakteristiken und Logiken mehrstimmiger, diverser und partizipativer geworden. Aber es gibt auch die Sorge, dass die Komplexität und Tiefe historischer Informationen bei dieser Art der Vermittlung zu sehr reduziert wird. Müssen sich auch Gedenkstätten einer neuen Art des Konsums anpassen? Authentizität und Glaubwürdigkeit sind auch im Digitalen wichtige Parameter für die Entscheidung, was als relevant wahrgenommen wird. Wie kann diese Nähe auch bei der Kommunikation über Social Media hergestellt werden? Erfahrungen aus der Praxis der Social-Media-Kommunikation der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Nora Hespers (Köln)
Zwischen Geschichts-Doku und Histo-Soap. Das Instagram-Projekt @ichbinsophie Scholl und die Rolle der Geschichtswissenschaft

Zehn Monate täglich “Sophie Scholl” auf Instagram. Mit dem ambitionierten Projekt wollten  SWR und BR Neugier wecken auf das Leben der Widerstandskämpferin der “Weißen Rose”. Aber @ichbinsophiescholl vermittelt nicht nur Historisches, sondern verzerrt auch Geschichte. Ein Aufschrei von Historiker:innen bleibt aus. Erst Jan Böhmermann macht zum Projektende die Kritik einer größeren Öffentlichkeit zugänglich. Wie kann das sein? Augenscheinlich fehlt es Historiker:innen an Wissen über Geschichtsvermittlung in Sozialen Medien. Und Journalist:innen kennen die jüngsten Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft nicht. Oder wurden Plattform und Projektziel nicht ernst genommen? Das Projekt richtet sich vor allem an junge Frauen.

Leonie Schöler (Berlin)
Zwischen Winnetou und #Baseballschläger-Jahre: Wie transformieren Algorithmen unseren Blick in die Geschichte?

Ob Überlebende der Shoah oder Indigene: Geschichte wird in den sozialen Netzwerken aktiv und auch persönlich erzählt. Auch Gruppen, deren Perspektiven innerhalb der Geschichtsschreibung bisher oft ausgelassen wurden, gestalten sie nun aktiv mit. Darüber hinaus wird auf TikTok und Co. auch aktuelle Geschichte geschrieben; etwa wenn Ukrainer:innen vom Krieg berichten oder Iraner:innen ihre Proteste dokumentieren. Doch die sozialen Netzwerke setzen auch Grenzen: Likes, Shares und der Algorithmus bestimmen die Themen mit. Der Beitrag diskutiert, wie sich die Darstellung und Rezeption von Geschichte durch die Sozialen Netzwerke verändert und verändern muss.

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