Wer Lust hat, neben dem Historikertag Göttingens kulturelle Seite kennenzulernen, bekommt hiermit eine bunte Mischung von Angeboten, die in dieser Woche stattfinden und für jede Altersgruppe etwas bereit hält. Wer sich in der Woche Geschichte unter darstellerischen Aspekten nähern möchte, kommt in der Theateraufführung „Im Westen nichts Neues“ im Jungen Theater auf seine Kosten. Im Nörgelbuff startet am Mittwoch die Salsa en Sótano –Party und Klassik-Begeisterte, können die Tage in Göttingen am Freitag mit dem Göttinger Synfonie-Orchester ausklingen lassen. Wer über den Historikertag hinaus in der Stadt bleibt, kann das Kurzfilmfestival im Programmkino Lumière vom 26. – 28. September miterleben, welches in Göttingen zum 1. Mal stattfindet. Im Übrigen finden weitere Veranstaltungen statt, deren Besuch sicher lohnenswert ist.

 

23.09.2014

  • Für Musik sorgt am 23.9.14 der Duoabend mit Heidrun Blase (Sopran) und Gerrit Zitterbart (Klavier) im Clavier-Salon, Stumpfebiel 4, 37073 Göttingen, 19:45 Uhr
  • Theater: „Im Westen nichts Neues“, Junges Theater, Hospitalstraße 46, 37073 Göttingen um 20:00 Uhr

 

24.09.2014

  • Für Spannung sorgt der Schwedenkrimi von Arne Dahl: „Der elfte Gast“, Universität Göttingen, Wilhelmsplatz 1, 37073 Göttingen um 21:00 Uhr
  • Party: Salsa en Sótano, Nörgelbuff, Groner Straße 23, 37073 Göttingen um 22:00 Uhr

 

25.09. 2014

  • Theater: ”Im Westen nichts Neues”, Junges Theater, Hospitalstraße 6, 37073 Göttingen um 20:00 Uhr
  • Musik: Blues’n’ Boogie Küche – hochkarätiger Blues, Jazz und Rock u.a.mit Gregor Kilian (Piano), Nils Conrad (Drumset) und Dietmar Goretzki (zweites Boogie-Klavier), Exil, Prinzenstraße 13, 37073 Göttingen um 21:00 Uhr
  • Musik: Jazz Session, Apex, Burgstraße 46, 37073 Göttingen um 20:30 Uhr
  • Musik: Open Stage im Stilbrvch am Campus mit der Band magret. aus Trier (Lo-Fi-Indie-Punk) und Bapo aus Trier (Singer/Songwriter-Musik), Stilbrvch, Platz der Göttinger Sieben 7, 37073 Göttingen um 20:00 Uhr
  • Lesung „Alte Liebe rostet nicht“ – Lesung mit Auszügen literarischer Werke zum Thema (u.a. Tucholsky, Brecht und Heidenreich) von Martin Elsbroek und Cramen Barann, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, 37073 Göttingen um 19:30 Uhr

 

26.09. 2014

 

Ausstellung

Im Alten Rathhaus, findet die ganze Woche über eine Bilderausstellung von Kirstine Roepstorff – When You Light A Lantern In The Summer Night Many Things Come Flying statt: Altes Rathhaus, Markt 9, 37073 Göttingen, 11:00 – 17:00 Uhr

 

Kino

Lumière, Geismarlandstraße 19, 37083 Göttingen – schönes Programmkino mit einer netten Auswahl an alternativen Filmen und Veranstaltungen
Cinemaxx, Bahnhofsallee 3, 37081 – die aktuellsten Blockbuster

 

Kneipen, Bars, Cafés

Nörgelbuff, Groner Straße 23, 37073 Göttingen
Schroeders, Jüdenstraße 29, 37073 Göttingen
Salamanca, Gartenstraße 21B, 37073 Göttingen
Irish Pub, Mühlenstraße 4, 37073 Göttingen
Monster-Café, Goethe-Allee 13, 37073 Göttingen
Nautibar, Theaterstraße 8, 37073 Göttingen
Mr. Jones, Goethe-Alle 8, 37073 Göttingen
Myers, Lange-Geismar-Straße 44, 37073 Göttingen
Einstein, Kurze-Geismar-Straße 9, 37073 Göttingen
Z.a.K., Am Wochenmarkt 22, 37073 Göttingen

 

 

Neben den wissenschaftlichen Sektionen des Historikertages gibt es auch eine ganze Reihe von spannenden anderen Veranstaltungen. Gemeinsam mit dem Literarischen Zentrum Göttingen und Vandenhoeck&Ruprecht findet am Mittwochabend in der Paulinerkirche ein Gespräch zwischen Dan Diner und Jürgen Kaube statt:

Seit 1999 leitet Dr. Dan Diner, Professor am Historischen Seminar der Universität Leipzig und  Professor an der Hebrew University of Jerusalem, das Simon Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig. Im Zentrum der Arbeit des Instituts steht die Erforschung der jüdischen Lebenswelten vornehmlich in Mittel-, Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa. Hierbei soll sowohl den Beziehungen der Juden in Ost und West untereinander als auch im Kontext ihrer nichtjüdischen Umwelt vom Mittelalter bis in die Gegenwart hinein nachgegangen werden. Die jüdische Geschichte wird dabei aus einer transnationalen, pluralistischen Perspektive betrachtet und als Seismograph der allgemeinen historischen Entwicklung verstanden.

Aus der Arbeit des Instituts sind zahlreiche einschlägige Forschungsergebnisse entstanden, die in vielfältigen Publikationen bei Vandenhoeck & Ruprecht mündeten. Neben den »Schriftenreihe des Simon-Dubnow-Instituts«, die mittlerweile 20 Bände umfassen, erscheinen in der Reihe »Toldot«  regelmäßig Essays zur jüdischen Geschichte und Kultur, wie beispielsweise der Band »Gegenläufige Gedächtnisse. Über Geltung und Wirkung des Holocaust« von Dan Diner. Hinzu kommen Einzelmonographien wie Eran Rolniks Buch »Freud auf Hebräisch. Geschichte der Psychoanalyse im jüdischen Palästina« und das zweisprachig deutsch-englisch erscheinende »Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts«.

In einer Veranstaltung des Literarischen Zentrums Göttingen unterhält sich Dan Diner über »Jüdische Geschichte in einer ambivalenten Moderne« mit Jürgen Kaube dem Ressortleiter für die »Geisteswissenschaften«, für »Neue Sachbücher« sowie stellvertretenden Leiter des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Nähere Informationen erhalten Sie hier.

Die Veranstaltung des Literarischen Zentrums Göttingen findet  in Kooperation mit dem Historikertag und dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht am Mittwoch, den 24.09.2014 um 19 Uhr in der Göttinger Paulinerkirche statt.

Im Anschluss lädt der Verlag zu einem Sektempfang ein.

 

Karten erhalten Sie beim Literarischen Zentrum und deutschlandweit in allen Reservix-Vorverkaufsstellen. Der Vorverkauf beginnt am 18.07.2014.

TeilnehmerInnen des Historikertags erhalten die Karten zum vergünstigten Eintrittspreis von 5€.

 

 

von den Studierenden des Projektseminars “Wirtschaftsgeschichte auf dem Historikertag 2014″

Der Historikertag bietet uns Studierenden von jeher die Möglichkeit, außerhalb des regulären Lehrbetriebs bei aktuellen Debatten der Geschichtswissenschaft der unterschiedlichen Sektionen live dabei zu sein und die, sonst meist nur in Seminararbeiten zitierten, HistorikerInnen hautnah zu erleben. Durch vorgestellte Promotionsprojekte und Forschungen können außerdem bereits während der Tagung Anregungen für spätere eigene Vorhaben, besonders Abschlussarbeiten, gesammelt werden.

Doch im Rahmen des diesjährigen Programms ermöglicht das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen seinen Studierenden darüber hinaus, das Schreiben von Tagungsberichten einzuüben – einer für das Berufsleben ungeheuer wichtigen, in der Ausbildung aber häufig zu kurz kommenden Tätigkeit. Im Rahmen eines Seminars werden wir, etwa zehn Studierende des Masterstudiengangs Wirtschafts- und Sozialgeschichte unter Betreuung von Alexander Engel und Juliane Czierpka in Blockveranstaltungen den Historikertag vor- und nachbereiten. Während des Kongresses sind wir dann in mehreren Sektionen verteilt und sammeln Informationen für ihre Berichte, wobei der inhaltliche Schwerpunkt dem Studiengang gemäß auf der Wirtschafts- und Sozialgeschichte liegt.

Für uns bietet sich die einmalige Chance einen Einblick in die Arbeit von HistorikerInnen bei wissenschaftlichen Tagungen durch eigene Praxis zu erhalten und damit über die Sektionen hinaus Wissen für eine mögliche Zukunft als WissenschaftlerInnen zu sammeln. Dieses Format ist deshalb in dieser Form neuartig und erlaubt es uns als TeilnehmerInnen nicht einfach nur Credits zu erwerben, sondern bietet ein regelrechtes Schnupperpraktikum im wissenschaftlichen Alltagsgeschäft.

Für ein wirtschaftshistorisches Seminar existieren bei den Sektionen dieses Jahres vielerlei Anknüpfungspunkte, die sich sehr gut in das Studium eingliedern. Beispielsweise bauen die Sektionen „Gewinner und Verlierer ‘Nach dem Boom’ in Westeuropa“ oder „Viele Verlierer, wenige Gewinner? Staatsverschuldung als Geschichte wert- und zweckrationalen Handelns in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ auf den Schwerpunktthemen des Instituts, Globalisierungs-, Konsum- und Unternehmensgeschichte auf und vertiefen bereits gewonnenes Wissen. Andere Sektionen wie „State and Capitalism in China and Europe“ oder „Reich ist, wer Geld hat? Ökonomischer Gewinn und Verlust im Blick von Zeitgenossen und Forschung“ beleuchten Aspekte, die einem möglicherweise nur am Rande des Studium begegnen und eröffnen somit neue Horizonte. Als Ergebnis der Tagung ist des Weiteren ein von den Seminarteilnehmenden verfasster Querschnittsbericht über die wirtschaftshistorischen Beiträge auf HSozKult angedacht.

Dieses Seminar erweitert damit den Historikertag für uns Studierende um eine spannende Möglichkeit über das reguläre Programm dieser Tagung hinaus aktiv teilzunehmen, tiefer in die aktuelle Forschung einzutauchen und zu erleben wie Wissenschaft funktioniert – schlichtweg: mehr als einfach „nur zuhören“.

 

 

 

Aus aktuellem Anlass hat der VHD drei zusätzliche Sektionen in das Programm des 50. Deutschen Historikertages aufgenommen. Die Podiumsdiskussionen werden drei aktuelle Themen aus historischer Perspektive betrachten.

 

 

Europa 1914 – 2014
Maciej Gorny (Warschau)
Mikhail A. Boytsov (Moskau)
Etienne François (Berlin)
Dorothee Wierling (Hamburg)
Jörn Leonhard (Freiburg)

Moderation: Marie-Janine Calic (München)

 

Der Erste Weltkrieg ist 2014 Gegenstand eines Erinnerungsbooms geworden, der über die übliche Gedenkroutine zu Jahrestagen weit hinausgeht. Dabei ist der Krieg kaum europäisch erinnert worden, vielmehr folgen die historischen Debatten und Erinnerungen des Weltkriegs verschiedenen nationalen Deutungsschemata. Angesichts der neuen Komplexität der internationalen Ordnung drängt sich die Frage auf, welchen Einfluss die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg auf die Analyse unserer Gegenwart haben. Wird das hohe Interesse am Ersten Weltkrieg durch die Krise der internationalen Ordnung heute befördert? Welche spezifischen Ursachen gibt es in den nationalen Öffentlichkeiten Europas für den Erinnerungsboom des Jahres 2014?

Mittwoch, d. 24. September 2014, 15.15-18 Uhr; ZHG 105

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Der Konflikt um die Ukraine. Historische Hintergründe aus ukrainischer, russischer und deutscher Perspektive
Karl Schlögel (Frankfurt/Oder)
Andriy V. Portnov (Berlin)
Nikolay Mitrokhin (Bremen)
Tanja Penter (Heidelberg)

Moderation: Gerhard Gnauck (Die Welt)

 

Im Konflikt um die Ukraine stoßen nicht nur verschiedene Interessen, sondern auch unterschiedliche Sichtweisen aufeinander, die historisch begründet sind. In der Podiumsdiskussion “Der Konflikt um die Ukraine” soll es darum gehen, die handlungsleitenden Vorstellungswelten der beteiligen Akteure zu diskutieren. Dafür wurden mit Andriy V. Portnov, Nikolay Mitrochin, Tanja Penter und Karl Schlögl profiliierte Historiker aus der Ukraine, Russland und Deutschland gewonnen.

Donnerstag, d. 25. September 2014, 13.15-14.45 Uhr, ZHG 104

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Hans-Ulrich Wehlers Sonderwegsthese neu diskutiert
Manfred Hettling (Halle)
Sandrine Kott (Geneve)
Christina von Hodenberg (London)
Johannes Paulmann (Mainz)
Jürgen Kocka (Berlin)

Moderation: Franziska Augstein (Süddeutsche Zeitung)

 

Die These vom deutschen Sonderweg ist in besonderer Weise mit dem Oeuvre Hans-Ulrich Wehlers verbunden. Während die These in der Geschichtsschreibung der Bundesrepublik zunächst weithin Akzeptanz fand, begann seit den 1980er Jahren eine kritische Diskussion wesentlicher Aspekte der Sonderwegsthese. Nicht nur der Tod Hans-Ulrich Wehlers, sondern auch die Relativierung der These der deutschen Kriegsschuld in Folge der Rezeption von Christopher Clarkes Werk “Die Schlafwandler” lassen eine neue Auseinandersetzung mit den Spezifika der deutschen Gesellschaft im Kaiserreich nötig erscheinen. Ist die Verantwortung Deutschlands für den Ersten Weltkrieg nur im Hinblick auf die Interaktionen des europäischen Staatensystems zu beschreiben oder erfordert sie einen historischen Tiefenblick in die deutsche Gesellschaftsgeschichte?

Donnerstag, d. 25. September 2014, 9.15-11 Uhr, ZHG 104

 

 

Sehr geehrte Mitglieder,

hiermit lade ich Sie im Namen von Vorstand und Ausschuss des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands herzlich zu den kommenden beiden Mitgliederversammlungen auf dem 50. Deutschen Historikertag an der Georg-August-Universität Göttingen ein.

Die 1. Mitgliederversammlung findet um 15.00 Uhr am 23.9.2014 im Zentralen Hörsaalzentrum, Hörsaal 11 statt.

Die 2. Mitgliederversammlung findet um 15.15 Uhr am 25.9.2014 im Zentralen Hörsaalzentrum, Hörsaal 11 statt.

Die Tagesordnungen beider Mitgliederversammlungen finden Sie als Link hinterlegt.

Bitte denken Sie daran, Ihren aktuellen Mitgliedsausweis mitzuführen und ggf. auf Verlangen vorzuzeigen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Prof. Dr. Martin Schulze Wessel
(Vorsitzender)

Es ist nur noch etwas mehr als ein Monat bis zur Eröffnung des 50. Deutschen Historikertags 2014 in Göttingen – der ideale Zeitpunkt, nicht nur um den Kongress und sein Rahmenprogramm, sondern auch die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten vorzustellen. Nach unserem letzten Gastbeitrag möchten wir in diesem Sinne auf ein ganz besonderes Projekt von Lars Gerhardts verweisen.

Der Göttinger Fotograf präsentiert auf seiner Facebook-Seite “Göttingen – eine Stadt in Bildern” nicht nur seine eigenen künstlerisch hochwertigen Impressionen von der Leinestadt, sondern sammelt hier auch Aufnahmen, die ihm zugesendet werden. Ein Blick auf dieses spannende Community-Projekt lohnt sich in jedem Fall und wird die Vorfreude auf den Historikertag mit Sicherheit anwachsen lassen. Eine kleine Auswahl der präsentierten Werke können Sie hier bereits sehen:

 

 

 

Ein Gastbeitrag von Keno Hennecke, Göttingen Tourismus e.V.

Der Countdown läuft. Nicht einmal mehr sechs Wochen und der 50. Deutsche Historikertag wird in Göttingen eröffnet. Ich erinnere mich noch gut daran, als Prof. Reitemeier und Prof. Schumann im Jahr 2010 mit uns Kontakt aufnahmen, um herauszufinden, ob Göttingen als Austragungsort für eine Veranstaltung wie den Historikertag überhaupt in Betracht kommt. Wir waren schnell begeistert von der Idee und sicher, dass unsere Stadt alle Voraussetzungen bietet ein toller Gastgeber auch für eine Veranstaltung dieser Größenordnung zu sein. Und so warfen die Göttinger Historiker den Hut für die traditionsreiche Georg-August-Universität und unsere kleine Großstadt in den Ring – mit Erfolg.

Nach vielen Meetings, kreativen Ideen, Vorschlägen, Absprachen und Entscheidungen war es dann im Frühjahr 2014 so weit: Der Startschuss für die Registrierungen zum 50. Deutschen Historikertag konnte gegeben werden. Und so wissen wir inzwischen, dass unter den Tausenden von Teilnehmern nicht nur Gäste aus Deutschland, sondern auch aus vielen anderen Ländern wie der Schweiz, Großbritannien, Frankreich, den USA und Brasilien in unsere Stadt kommen werden. Einen Vorteil Göttingens werden alle schon bei Ihrer Anreise feststellen können. Egal aus welcher Stadt oder Region Deutschlands man anreist: Dank der zentralen Lage ist man immer schnell in Göttingen. Und selbst die Gäste aus dem Ausland haben mit dem direkten ICE-Anschluss an den Frankfurter Flughafen bequeme Möglichkeiten nach Südniedersachsen zu reisen.

Im Mittelpunkt steht für die Teilnehmer des Historikertages natürlich der Besuch der Sektionen, Vorträge, des Doktoranden-Forums, der Sonderveranstaltungen und der Austausch mit den Kollegen. Trotzdem hoffen wir, dass die Gäste Göttingens auch Zeit haben werden unsere Stadt zu entdecken. Es lohnt sich! Viele haben sich bereits für das Rahmenprogramm angemeldet, das das Organisationsbüro für den Historikertag mit viel Engagement und Liebe zum Detail ausgearbeitet hat. Auf spannenden Exkursionen ins Umland und Rundgängen durch die Stadt kann man in die abwechslungsreiche Geschichte eintauchen. Aber auch jenseits der organisierten Touren bleibt sicherlich noch Zeit sich dem Herz der Stadt zu nähern. Und man kann es an vielen Orten aufspüren. Z. B. bei einem entspannten Gang über den noch fast vollständig erhaltenen Stadtwall, der viele schöne Blicke auf die Altstadt freigibt. Oder im Alten Botanischen Garten, der nur einen Steinwurf vom Veranstaltungsgelände entfernt und eine kleine Oase mitten in der Innenstadt ist. Und natürlich am Abend, wenn in den vielen internationalen und gutbürgerlichen Restaurants, in den Bars und urigen Studentenkneipen das Leben erwacht. Bis spät in die Nacht findet man immer wieder neue Plätze an denen man sich gerne niederlässt, um den Tag ausklingen zu lassen.

Wir sind ein kleines bisschen Stolz darauf, dass Göttingen Gastgeber des 50. Deutschen Historikertages sein darf und freuen uns, dass wir die Organisatoren mit unserem umfangreichen Service unterstützen und so zum Gelingen der Veranstaltung beitragen können. Wir sind sicher, dass viele Teilnehmer der Veranstaltung den Charme unserer Stadt entdecken werden. Auch wenn es noch ein kleines bisschen hin ist, so wünschen wir bereits jetzt allen Besuchern des Historikertages eine informative Zeit und einen angenehmen Aufenthalt in Göttingen!

 

Die Gewinner der 50 Freikarten für den Historikertag sind nun ausgelost worden. Das Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte konnte aufgrund der Förderung durch den Universitätsbund Göttingen 50 mal kostenlose Teilnahme für Göttinger Studentinnen und Studenten der Geschichtswissenschaften ermöglichen. Wir haben bei der Organisation geholfen.

Aus den Einträgen auf der Homepage wurden Lose gefaltet und gerollt; wie Lose nun mal aussehen. Diese Lose brauchten natürlich auch eine Lostrommel. Schnell war ein passendes Behältnis aus einem kleinen Karton und einem unserer Plakate gebastelt.
Prof. Dr. Petra Terhoeven, die geschäftsführende Direktorin des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte, hat das Ziehen eröffnet und die ersten zehn Gewinner gezogen. Florian Jessensky, der geschäftsführende Assistent hat auch einige Lose gezogen. Danach waren wir an der Reihe. Alle Mitarbeiter des Organisationsbüros haben die restlichen 35 Lose aus der Urne gefischt.

Einer der glücklichen Gewinner lief gerade an unserem Büro vorbei, als sein Los aus der Lostrommel gezogen worden war. Wir haben uns die Gelegenheit, ein Foto mit ihm zu machen, selbstverständlich nicht nehmen lassen.
Wir gratulieren allen Gewinnern der Freikarten. Benachrichtigung erfolgt per Email.

 

Unsere Losziehung wurde von Prof. Dr. Petra Terhoeven eröffnet, von Florian Jessensky fortgeführt und schließlich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Organisationsbüros beendet. Einen der ersten glücklichen Gewinner konnten wir gleich ablichten.

 

 

von Florian Jessensky (Göttingen)

 

Die Historikertage sind eine seit mittlerweile mehr als hundert Jahren etablierte Institution der deutschen Geschichtswissenschaft. Der Ursprung dieses „akademischen Rituals“[1] liegt im ausgehenden 19. Jahrhundert: Die erste „Versammlung deutscher Historiker“, die im April 1893 in München stattfand, wurde auf Initiative „zufällig zusammengekommener Freunde“[2] mit einem konkreten Anliegen einberufen. Die überwiegend aus dem süddeutschen Raum stammenden „Universitätsprofessoren und Schulmänner“ waren vor allem verärgert über preußische Pläne zur Unterrichtsreform. Doch bei dieser einmaligen Versammlung blieb es nicht. Ihr folgten anfangs jährlich, dann alle zwei Jahre weitere „Historikertage“. Schließlich kam es 1895 zur Gründung des Verbandes Deutscher Historiker, dessen Hauptaufgabe es war, die Historikertage zu organisieren. Die zunächst süddeutsche Veranstaltung wurde im Laufe der Jahre eine gesamtdeutsche Institution. Wie Matthias Middell festgestellt hat, trugen die Historikertage wesentlich „zur Herausbildung einer ‚deutschen‘ Geschichtswissenschaft“ bei, „die sich als Gemeinschaft mit dem Anspruch auf nationale Repräsentanz inszenierte und wohl meist auch empfand.“[3]

„…da sich die deutsche Zunge erst löst, wenn sie begossen wird.“ – Die wilhelminischen Historikertage

Die Historikertage boten den Vertretern der Zunft weit mehr als nur die Gelegenheit zum fachlichen Austausch. Vielmehr eröffneten sie Möglichkeiten sowohl für die Vernetzung des Faches nach innen als auch seine Repräsentation nach außen. Dies war von zentraler Bedeutung für die Institutionalisierung der Historikertage.[4] Das „Socialising“ war daher von Beginn an fest verankerter Bestandteil der Versammlungen. Bereits die Teilnehmer des ersten Historikertages nutzten „die von der Hoftheater-Intendanz gebotene Möglichkeit zu ermäßigtem Preis eine der glänzenden Aufführungen der Münchener Oper […]anzuhören.“[5] Der gesellige Teil der Historikertage war zudem der einzige Bereich, für den die frühen Berichtshefte weibliche Beteiligung explizit erwähnen. Ein Ausflug der Teilnehmer „und auch einige[r] Damen“ zum Starnberger See, einschließlich eines „bescheiden[en] aber vergnügt[en] Abendessens“[6], durfte in München nicht fehlen. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit ein immer umfangreicheres Rahmenprogramm, das neben obligatorischen Festveranstaltungen auch Besichtigungen und ganztägige Exkursionen beinhaltete. Zur Vorbereitung des 13. Historikertages, der 1913 in Wien tagte, bildete sich schließlich sogar eigens ein „Damenkomitee“, das sich hauptsächlich aus den Ehefrauen der lokalen Organisatoren rekrutierte.[7] Es kümmerte sich vermutlich um das besonders opulente Rahmenprogramm der Wiener Tagung, welches unter anderem eine Reise im Sonderzug nach Krems mit anschließender Dampferfahrt auf der Donau aufbieten konnte. Daraus sollte allerdings nicht geschlossen werden, dass Frauen nur als „schmückendes Beiwerk“ an den frühen Historikertagen teilnahmen. Im Rahmen der akademischen und beruflichen Räume, die sich Frauen nach und nach erkämpften, war ihnen der Zutritt durchaus möglich. Als Lehrerinnen, Bibliothekarinnen und Archivarinnen nahmen Frauen auch außerhalb der Festveranstaltungen an den Historikertagen der Vor- und Zwischenkriegszeit teil.[8]

Dennoch waren die Versammlungen dieser Zeit eine Männerdomäne, die mitunter an einen Herrenclub oder Stammtisch erinnerte. Vielleicht zeigte sich hier der genius loci des Ursprungs in München. Denn bereits auf dem ersten Historikertag vertrat die Leipziger Koryphäe Karl Lamprecht in der Debatte über die Frage, „wie Seminare an Universitäten auszurichten und zu leiten“ seien, die Meinung, „Spezialforschung“ lasse sich nur mit „Präparation“ diskutieren. Deshalb gehe er „mit den Studierenden nach der Seminarsitzung ins Bierhaus, da sich die deutsche Zunge erst löst, wenn sie begossen wird.“[9] Dieses didaktische Konzept konnte sich zwar nicht dauerhaft durchsetzen, unter den anwesenden Fachvertretern erntete es aber durchaus Zustimmung. Der gewiefte Wissenschaftsmanager Karl Lamprecht war es denn auch, der als Organisator des 2. Historikertages in Leipzig ein Festessen zum Abschluss der Versammlung einführte. Ausgangspunkt dafür war der „Kommers“, also der ritualisierte abendliche Umtrunk in feierlichem Rahmen, wie ihn vor allem die Studentenverbindungen pflegten. Trinksprüche auf das Wohl der Kaiser Deutschlands und Österreichs, der deutschen Fürsten, gastgebenden Bürgermeister, Universitäts- und Museumsdirektoren sowie natürlich „auf die Damen“ waren dabei für die in Leipzig Versammelten obligatorisch. Mit insgesamt 11 Trinksprüchen setzte der 2. Historikertag damit bereits 1894 einen Maßstab, der – zumindest nach Quellenlage – nicht wieder erreicht wurde. Im Anschluss habe „vortreffliche Stimmung“ geherrscht, die durch „witzige Tafellieder“ noch gehoben worden sei.[10] Der Alkohol blieb ein zentrales Element zur Unterhaltung der Teilnehmenden. So gestaltete sich das Abendprogramm des 4. Historikertages im Jahr 1896 in Innsbruck „durch die lebhafte Teilnahme der meisten Fachgenossen zu fröhlichen Kneipenabenden im ‚Grauen Bären‘, wo der ,Tiroler‘ [Wein] seine Triumphe feierte.“[11] Die Stadt Straßburg kredenzte 1909 anlässlich des 11. Historikertages einen „Ehrenwein“ (Ammerschweierer, Jahrgang 1904), der den Teilnehmern „in freudiger Erinnerung“[12] blieb. Aber nicht nur getrunken wurde im Kreise der Historiker gern. Daneben gehörte es für die jeweiligen lokalen Organisatoren zum guten Brauch, die Teilnehmer zu beschenken. „Literarische Festgaben in reichster Fülle“[13] vom Fotoband über den Reiseführer bis hin zur aktuellen Monographie des jeweiligen Ortskomiteevorsitzenden wurden über die Teilnehmer ausgeschüttet. In Wien gab es beispielsweise 11 „Festgaben“, darunter ein Bildband zur Baugeschichte der Hofburg und ein Album der Stadt.[14]

Ging es auf dem 1. Historikertag noch vorrangig um das Verhältnis von Politik und Geschichtswissenschaft, dessen Teilnehmer nicht mit Kritik sparten, trat auf den nachfolgenden Historikertagen der politisch-kritische Anspruch „immer mehr zugunsten konventioneller patriotischer Kundgebungen und übersteigerter Loyalitätsbekundungen zurück.“[15] Auch hier war der Leipziger Historikertag von 1894 wegweisend. Im Anschluss an die Trinksprüche des Festbanketts versandte die Historikergemeinde Grußbotschaften an die Kaiser von Deutschland und Österreich sowie an Bismarck, dem man bei dieser Gelegenheit als „größten aller Fachgenossen“ huldigte und die „Dankbarkeit und Treue“ des Historikertags versicherte.[16] Das Grußtelegramm an die Mächtigen stieß allerdings auf wenig Gegenliebe. Wilhelm II. neigte bekanntlich mehr den Naturwissenschaften zu und auch die anderen deutschen Fürsten zeigten der Geschichtswissenschaft mehrheitlich die kalte Schulter. Johann Albrecht zu Mecklenburg nahm als erster und einziger deutscher Fürst am 12. Historikertag 1911 in Braunschweig teil.[17]

„…reine Arbeitstagung, ohne viel festliches Beiwerk.“ – Die Historikertage der 20er und 30er Jahre

Mit der festlichen Herrlichkeit war es nach dem Ersten Weltkrieg zunächst vorbei. Durch Krieg, Inflation und Revolution war „die regelmäßige Fortsetzung“ der Historikertage „unerwartet unterbrochen worden.“[18] Die deutsche Geschichtswissenschaft sah sich moralisch diskreditiert, international isoliert und finanziell weitgehend ruiniert.[19] Nicht von ungefähr hatte Anfang der 1920er Jahre ein Berliner Universitätsbibliothekar auf seinem Exemplar des Berichtsheftes des letzten Vorkriegs-Historikertages notiert: „Mehr wird voraussichtlich nicht erscheinen.“[20] Erst im Oktober 1924 fand nach über elf Jahren Pause der 14. Historikertag in Frankfurt am Main statt. Zwei wesentliche Änderungen waren abseits aller personellen und inhaltlichen Kontinuitäten sofort augenfällig: Einerseits genoss die Veranstaltung nun das Wohlwollen der preußischen Regierung, die sie finanziell förderte und Repräsentanten zur Eröffnung entsandte. Die Historikertage machten nun den Schritt von der „Honoratiorenversammlung“ zur „Massentagung“. Mehrere Hundert Teilnehmer wurden zur Normalität.[21] Andererseits wurden die Versammlungen wieder politischer. Insbesondere die „Kriegsschuldfrage“ machte die Geschichtswissenschaft für die Zeitgenossen „mehr als je zuvor zu einem politischen Faktor ersten Ranges.“[22]

Im Rahmenprogramm waren in der Zwischenkriegszeit jedoch deutliche Abstriche zu verzeichnen. So konstatierte der nationalkonservative Historiker Gerhard Ritter rückblickend, es habe sich beim ersten Historikertag nach dem Ersten Weltkrieg um „eine reine Arbeitstagung, ohne viel festliches Beiwerk“ gehandelt. Im Gegensatz dazu schlage einem aus den Berichten der alten kaiserlichen Zeit mit ihren opulenten Tafelrunden „die Atmosphäre einer völlig fremd gewordenen Welt“ entgegen, „die doch meine eigene Studienzeit umfasst!“[23], so Ritter. Völlig verschwunden war die Opulenz auf den Historikertagen der „Roaring Twenties“ gleichwohl nicht. Immerhin bekam „die Geselligkeit“ nun eigens eine Rubrik in den Berichtsheften reserviert. Gerade in Krisenzeiten legte man bewusst Wert auf den zwischenmenschlichen Kontakt.[24] Zudem verbesserte sich im Gleichklang mit der wirtschaftlichen Situation auch die Ausgestaltung des Rahmenprogramms wieder. Den Höhepunkt bildete dabei der Historikertag von 1926 in Breslau, als über 200 Historiker „und Damen“ im Savoy-Hotel „nach altem Brauche“ tafelten und der Mediävist Richard Koebner eigens für diesen Anlass ein lateinisches Tafellied dichtete.[25] Die „Geselligkeit“ hatte damit zur Freude der Teilnehmenden ihr Vorkriegsniveau wieder erreicht. Lediglich 1927 in Graz kam kurz „Missstimmung“ auf, weil die große Zahl der Besucher sich auf zwei benachbarte Hotels verteilen musste, um gleichzeitig dinieren zu können. Den Eindruck der „deutschen Zersplitterung selbst beim Essen“ konnte der Festredner nur durch die Preisgabe „intimster Regierungsgeheimnisse“[26] dämpfen.

Nicht nur die Stimmungslage der Historiker änderte sich wieder, als die Weimarer Republik auf ihr Ende zuging. Der 18. Historikertag 1932 in Göttingen war in mehrfacher Hinsicht ein Wendepunkt der deutschen Geschichtswissenschaft.[27] Er trug von Grund auf „einen anderen Charakter als viele seiner Vorgänger“, wie Wilhelm Mommsen für die Vossische Zeitung berichtete.[28] Die Wirtschaftskrise hatte die Pläne für geplante Historikertage in Koblenz und Bonn platzen lassen. Der Verband beschloss daher das Treffen in Göttingen „unter Fortfall aller repräsentativer Veranstaltungen […] im wesentlichen als Arbeitstagung zu veranstalten.“[29] Bescheidenheit war wieder oberstes Gebot geworden.[30] Inhaltlich ging es dagegen durchaus hoch her. Die Historikerzunft richtete sich in Göttingen auf den „Zeitgeist“ aus. Im Kern bedeutete dies, dass sich die Geschichtswissenschaft „dem Konglomerat radikaler völkischer Ansätze und Ideen“[31], insbesondere der sogenannten „Ostforschung“ zuwandte. An diese Entwicklung versuchte der einzige Historikertag nach der „Machtergreifung“ 1937 in Erfurt anzuknüpfen. Er wurde wesentlich von Walter Frank geprägt. Frank – obgleich nicht Parteimitglied – wollte dem von ihm und seinen Mitarbeitern am 1935 gegründeten „Institut für die Geschichte des Neuen Deutschland“ propagierten nationalsozialistischen Geschichtsbild zur allgemeinen Anerkennung verhelfen. Dieses Vorhaben gelang jedoch nur zum Teil.[32] Für Aufsehen im Kollegenkreis sorgte immerhin der Auftritt des Jenaer Agrar-Historikers Günther Franz in SS-Uniform.[33] Demgegenüber knüpften die Organisatoren bei der Repräsentation nach außen eher an „bewährte“ Traditionen an. Die Versammlung sandte ein Grußtelegramm an „den Führer und Reichskanzler“, der sich in seinem Antwortschreiben eine „klarlinige, von völkischem Geist getragene Geschichtsschreibung“[34] wünschte. Zum Abschluss lud Gauleiter Fritz Sauckel zum Empfang ins Weimarer Schloss, bei dem Frank einen Trinkspruch auf „den Zusammenklang von Staat und Geist, von Macht und Kultur“[35] ausbrachte. Zu weiteren Historikertagen kam es während des NS nicht. Sie hörten de facto auf zu existieren.

Integrative Großveranstaltungen – die Historikertage in der Bundesrepublik

Der erste Nachkriegshistorikertag fand erst 1949 statt. Wie ein halbes Jahrhundert zuvor, bedurfte es eines konkreten Anlasses für die Neugründung. Deren Hauptinitiator, der schon mehrfach erwähnte Gerhard Ritter, hatte dabei vor allem den Internationalen Historikertag in Paris im Blick. Um hier als „deutsche Geschichtswissenschaft“ auftreten zu können, bedurfte es eines Historiker-Verbandes, der jedoch nur im Zusammenhang mit den Historikertagen denkbar erschien.[36] Der 1949 mit dem ersten Nachkriegs-Historikertag wieder ins Leben gerufene „Verband der Historiker Deutschlands“ (VHD) – seit Ende der 1990er mit dem Zusatz „und Historikerinnen“ – propagierte fortan vor allem gegenüber der DDR-Historiographie einen Alleinvertretungsanspruch der deutschen Geschichtswissenschaft.[37] Zum ersten Verbandsvorsitzenden wurde, auf seinen eigenen Vorschlag hin, Gerhard Ritter gewählt. Auch inhaltlich knüpfte die Institution zunächst an frühere Zeiten an. Veränderungen im Fach, wie etwa die zunehmende Bedeutung der Sozialgeschichte, wurden nur nach und nach erkennbar. Orte, an denen sich Umbrüche und Veränderung im Fach zuerst zeigten, sind die Historikertage ohnehin selten gewesen. Führten hier doch eher die etablierten Vertreter das Wort.[38] Dennoch kam es durchaus zu hitzigen Debatten, wenn es etwa um die „Fischer-Kontroverse“ (Berlin 1964), das Verhältnis zur DDR-Historiographie (Bochum 1990) oder den Umgang mit der NS-Vergangenheit von einstigen Fachgrößen (Frankfurt 1998) ging.

Mit der prunkvollen Festlichkeit wilhelminischer Prägung war es in der Bundesrepublik endgültig vorbei. Offensichtlich war eine „Veränderung des allgemeinen Lebensstils“[39] vorangeschritten, wie Gerhard Ritter nicht ohne Bedauern feststellte. Die bundesrepublikanische Historikerzunft wollte sich nun nicht mehr als die staatstragende Honoratiorenversammlung früherer Tage inszenieren. Gleichwohl blieben Grundelemente erhalten. So gibt es auf den heutigen Historikertagen weiterhin Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen, zu denen hochrangige Politiker teils gewichtige Reden halten. Auch Exkursionen und eine große Verlagsausstellung gibt es heute noch, diese sogar in weit größerem und vielfältigerem Umfang. Gleichwohl ist der Historikertag allein schon durch die Masse der Teilnehmenden, die Zahl der Sektionen und verhandelten Themen für die Gemeinschaftsbildung der Zunft nicht mehr die zentrale Institution. In Zeiten von Internet und Billigfliegern ist die „Scientific Community“ ohnehin fortwährend vernetzt. Zudem greifen die Historikertage immer mehr über die Grenzen des Faches hinaus. Vor allem die gebotene Vielfalt ist es, die heute die Masse der Teilnehmer anzieht. Aus der kleinen Fachversammlung mit 100 Teilnehmenden ist im Laufe der Zeit eine integrative Großveranstaltung für über 3000 Besucherinnen und Besucher geworden. Der 50. Deutsche Historikertag ist damit im Jahr 2014 einer der größten geisteswissenschaftlichen Kongresse in Europa. Ob es den 100. Historikertag 2114 auch noch geben wird, das kann freilich niemand sagen. Aber wenn dem so sein sollte, dann wird es sicherlich eine Exkursion ins Grüne geben.

 
[1] Radtke, Julia: Der Historikertag: Ein akademisches Ritual, URL: http://www.zeitgeschichte-online.de/kommentar/der-historikertag-ein-akademisches-ritual. Der Text liefert einen guten Abriss der Geschichte der Historikertage.

[2] Bericht über die 1. Versammlung deutscher Historiker in München, 5.-7. April 1893, München 1893, S. 1.

[3] Middell, Matthias: Die ersten Historikertage in Deutschland 1893-1913, in: COMPERATIV, Heft 5-6 (1996),

S. 21-43, hier: S. 21.

[4] Vgl.: Lingelbach, Gabriele: Funktion und Entwicklung von Historikerverbänden im internationalen Vergleich, in: GWU 64 (2013), H.3/4, S. 139-152.

[5] Bericht über die 1. Versammlung, S. 14.

[6] Ebenda, S. 19.

[7] Bericht über die dreizehnte Versammlung deutscher Historiker zu Wien, 16. bis 20. September 1913, erstattet von den Schriftführern der Versammlung, München/Leipzig 1914, S. 2. In der Teilnehmerliste sind die Mitglieder des „Damenkomitees“ nicht verzeichnet, jedoch gibt es Übereinstimmungen mit den Familiennamen der teilnehmenden Herren.

[8] Vgl.: Midell, Historikertage, S. 32.

[9] Bericht über die 1. Versammlung, S. 18.

[10] Bericht über die zweite Versammlung deutscher Historiker 29. März bis 1. April 1894 in Leipzig, Liepzig 1894, S. 41.

[11] Bericht über die vierte Versammlung deutscher Historiker zu Innsbruck, 11. bis 14. September 1896, Leipzig 1897, S. 59.

[12] Bericht über die elfte Versammlung deutscher Historiker zu Straßburg i. E., 15. bis 19. September 1909, Leipzig 1910, S. 36.

[13] Ritter, Gerhard: Die deutschen Historikertage, in GWU 4 (1953), S. 513-521, hier: S. 515.

[14] Bericht über die 13. Versammlung, S. 2.

[15] Schumann, Peter: Die deutschen Historikertage von 1893-1937. Die Geschichte einer fachhistorischen Institution im Spiegel der Presse, S. 36.

[16] Kölnische Zeitung vom 4.4.1894, zit. n.: Schumann, Die deutschen Historikertage, S. 51.

[17] Bericht über die zwölfte Versammlung deutscher Historiker zu Braunschweig, 17. bis 22. April 1911, erstattet von den Schriftführern der Versammlung, Leipzig 1911, S. 2.

[18] Bericht über die vierzehnte Versammlung deutscher Historiker zu Frankfurt am Main, 30. September bis 4. Oktober 1924, Frankfurt am Main 1926, S. 5.

[19] Friedrich, Cathrin: Gaudeant historiae – Die deutschen Historikertage in den 1920er Jahren, in: COMPERATIV, Heft 5-6 (1996), S. 58-71.

[20] Notiz auf dem Titelblatt des Exemplars in der Bibliothek der Humboldt Universität, zitiert n.: Berg, Matthias: Eine große Fachvereinigung? – Überlegungen zu einer Geschichte des Verbandes Deutscher Historiker zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, in: GWU 64 (2013), H. 3/4, S. 153-163, hier: S. 157.

[21] Schumann, Historikertage, S. 229f u. 430f.

[22] So der Regierungspräsident von Wiesbaden in seiner Eröffnungsansprache, Bericht über die 14. Versammlung, S. 10.

[23] Ritter, Gerhard: Die Deutschen Historikertage, in: GWU 4 (1953), H. 9, S. 513-521, hier: S. 515.

[24] Friedrich, Gaudeant historiae, S. 65f.

[25] Bericht über die fünfzehnte Versammlung deutscher Historiker vom 3. bis 9. Oktober 1926, Breslau 1927, S. 89f.

[26] Bericht über die sechzehnte Versammlung deutscher Historiker zu Graz vom 19. bis 23. September 1927, Graz 1928, S. 45.

[27] Vgl.: Reitemeier, Arnd: Der 18. Deutsche Historikertag 1932 in Göttingen und die politische Radikalisierung der Geschichtswissenschaft, in: Göttinger Jahrbuch 59 (2011), S. 105-136.

[28] Mommsen, Wilhelm: Geschichte des Ostens. Eindrücke vom Göttinger Historikertag, in: Vossische Zeitung, 8.8.1932.

[29] Ebenda.

[30] Die Protokollanten betonten insbesondere die Einfachheit des Essens, vgl.: Bericht über die 18. Versammlung deutscher Historiker in Göttingen, München/Leipzig 1933, S. 15.

[31] Reitemeier, Der 18. Deutsche Historikertag, S. 132.

[32] Frank und seinen Schülern wurde von den etablierten Fachvertretern weitgehend die Anerkennung verwehrt, obgleich sie der NS-Ideologie oft durchaus gewogen waren. Peter Schumann spricht daher von einem „halben Sieg“ für Frank, vgl.: Schumann, Historikertage, S. 406-434. Vgl. auch: Raßloff, Steffen: Zwischen „alter“ und „neuer“ Geschichtswissenschaft. Der 19. Deutsche Historikertag 1937 in Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 68 (2007), S. 107-114.

[33] Raßloff, Historikertag, S. 109.

[34] Botzenhart, Erich: Der 19. Deutsche Historikertag in Erfurt, in HZ, Bd. 156 (1937), S. 659-667, hier: S. 661f. Diese Ausführungen des Frank Mitarbeiters Botzenhart ersetzten das klassische Berichtsheft.

[35] Botzenhart, Historikertag, S. 667.

[36] Zur Neugründung des Verbandes und der Wiedereinführung von Historikertagen vgl.: Schulze, Winfried: Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1989, S. 159-182.

[37] Vgl. Sabrow, Martin: Der Kalte Krieg der deutsch-deutschen Geschichtswissenschaft 1949-1989, in: GWU 64, 2013, H. 3,4, S. 174-186.

[38] Vgl.: Blaschke, Olaf: Verband im Umbruch? Herausforderungen und Konflikte um 1970, in: GWU 64, 2013, H. 3,4, S. 164-173.

[39] Ritter, Historikertage, S. 515.

 

 
Der Universitätsbund Göttingen e.V. fördert die Göttinger Studierenden. Dem Seminar für Mittlere und Neure Geschichte der Universität Göttingen sind Mittel für die Vergabe von 50 Freikarten zum 50. Deutschen Historikertag für Göttinger Geschichtsstudierende genehmigt worden. Damit es möglichst fair zugeht, wird gelost. Jede und Jeder der in den Lostopf gelangen möchte, kann sich hier bis zum 23. Juli eintragen. Die Verlosung erfolgt einen Tag später. Spread the word!

Und auf dem Historikertag dann natürlich die Sektion „Individuelle Verlierer – Kollektive Gewinner? Das Los als Entscheidungsmedium bei Amtswahlen im Mittelalter und Früher Neuzeit“ von Barbara Stollberg-Rilinger und Wolfgang Eric Wagner besuchen.