Die Peripherie im Zentrum des Kampfes. Die Erfahrung der „Sprachgrenze“ im deutschösterreichischen und reichsdeutschen Nationalismus
Referent/in: Julia Schmid, Tübingen
Abstract
Traditionell gilt die Peripherie aus Sicht des Zentrums und des Hinterlandes auch als Schutz und ‚Puffer’ gegen das, was man auf der anderen Seite der Grenze vermutet, sei es die „Wildnis“ oder eine – möglicherweise feindliche – andere Nation. Julia Schmid beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit der Konzeptualisierung von Sprach- und Volksgrenzen im multiethnischen Habsburgerreich. Im Kontext zunehmender Nationalisierung erhielten sprachliche und ethnische Grenz- und Mischregionen besondere Bedeutung und die Vorstellung von Kampf und Verteidigung wurde besonders intensiv propagiert. In ihrer Studie zum Selbstverständnis deutschösterreichischer und reichsdeutscher Nationalisten um 1900 zeigt Schmid wie dominante Gruppen im Innern – zur Stärkung einer nationalen Einheit und Identität – eine Vorstellung vom „Kampf an der Sprachgrenze“ auf die Peripherie projizierten, die der Erfahrungswelt der Grenzbewohner selbst oft grundlegend widersprach.