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Vortragstitel:
Gotland als maritime Gesellschaft im langen 15. Jahrhundert
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Geschichte des Mittelalters
Sektion:
Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter

Abstract:

Frust und Rache im langen 15. Jahrhundert: Gotland schlägt zurück

Referent/in: Hain Rebas, Göteborg


Abstract

Nach einer Periode stetig wachsenden Wohlstandes seit der Wikingerzeit zeigte der Seehandel der Gotländer und der Hansekaufleute in der Stadt Visby im frühen 14. Jahrhundert erste Anzeichen einer Rezession. Wiederholte Unruhen und die Pest um 1350, gefolgt durch die gewaltsame dänische Eroberung der Insel 1361, belasteten den Handel zusätzlich. In der Folgezeit wandte sich der Dänenkönig resolut gegen die hansische Vorherrschaft zur See, wurde aber 1370 geschlagen, was das nun dänische Gotland weiter schwächte. 1402 mussten die Gotländer gar ihre Faktorei in Novgorod, den Angelpunkt des lukrativen Russlandhandels, an das aufstrebende Reval verpfänden.

Fragen: Kann die folgende dramatische Geschichte, von der Ankunft der Vitalienbrüder in den 1390er Jahren bis zum sacco di Visby durch die Lübecker 1525, als Ausbrüche gutnischer Frustration und Versuche eines Comebacks, wenn nicht sogar von Rache gedeutet werden? Können wir eine Art gemeinsamer mindscape erkennen auf Grundlage der Erfahrungen und Vorstellungen der Inselbewohner in diesen drei bis vier Generationen währenden Unruheperiode an den Küsten und zur See? Und lässt sich dieses lange 15. Jahrhundert somit als eine fortlaufende Geschichte erzählen statt als rhapsodische Folge einzelner kontingenter Ereignisse (so YRWING 1978)? Sehen wir, in einem Wort, eine frühere Thalassokratie zurückschlagen?