Drucken

Vortragstitel:
Gewinn durch Verlust und Verlust durch Gewinn
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Die Darstellung von Grenzen und Grenzen ihrer Darstellung

Abstract:

Gewinn durch Verlust und Verlust durch Gewinn – Wie wirklich ist die „Wirklichkeit‟ im Medium der Karte?

Referent/in: Ute Wardenga, Leipzig


Abstract

Visuelle Darstellungen erfüllen nicht nur die sekundäre Funktion einer bloß nachgeordneten Illustration, sondern stellen Produkte eines oft langwierigen und komplexen Herstellungs-, Aushandlungs- und Selektionsprozesses dar und tragen damit erheblich zur Formierung und Ordnung von Wissen bei. Als Schule des Wahrnehmens eignen sie sich dazu, Beobachtungsobjekte zu standardisieren und Prozesse typologischer Mustererkennung in Gang zu setzen. Mit und durch den Prozess der Kartenherstellung und die Praxis des Kartengebrauchs werden kollektive Muster des Sehens konstituiert, scheinbar divergente Wissensfragmente im Modus von Räumlichkeit aufeinander bezogen und so durch Exklusionen und Inklusionen visuell bestimmte Wirklichkeitsentwürfe geschaffen, die zu machtvollen Instrumenten von Sinnbildungsprozessen werden können. Der methodisch orientierte Eröffnungsvortrag soll daher auf der Basis theoretischer Zugriffe und empirischer Beispiele aus der Praxis der Kartenherstellung und des Kartengebrauchs in der traditionellen und zeitgenössischen Geographie zwei Sachverhalten nachspüren: Erstens, wie und warum durch karteninhärente Generalisierung und Abstraktion auf der einen Seite Gewinne an Kohärenz und Eindeutigkeit erzielt und damit neues Wissen geschaffen wird. Zweitens wird im Sinne einer Diskussion der Grenzen des Mediums gezeigt, wie und warum mit einer durch Karten gestützten Visualisierung auch Verluste an Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit einhergehen, die sich letztlich als Schranken in der Erfassung von Komplexität und Kontingenz erweisen können.