Dnpropetrovsk an der Macht. Clanstrukturen im ZK von Breschnjew bis Gorbatschow
Referent/in: Susanne Schattenberg, Bremen
Abstract
Als Brežnev 1964 an die Macht kam, soll er gesagt haben, dass die Menschen unter Stalin den Terror und unter Chruščev die ständigen Reformen gefürchteten hätten. Unter ihm sollten sie einfach in Ruhe leben können. Was oft als Führungsschwäche dargestellt wurde, gilt inzwischen als Stärke Brežnevs: daß er die Parteikader weder ermordete, noch gegen sich aufbrachte, sondern alle anhörte, um im Konsens zu entscheiden. Vermutlich beherrschte keiner so perfekt wie er das Machtspiel mit den verschiedenen regionalen Parteiclans, auf die er seine Macht gründete. Mit Bedacht und viel Geduld sorgte er dafür, daß nach und nach alle entscheidenden Positionen mit seinen Gefolgsleuten aus Dnepropetrovsk besetzt wurden. Der Klientelismus war nicht die Korruption des Systems, sondern seine ureigenste Stütze. In diesem Beitrag soll den inneren Funktionsmechanismen und der Kultur des Machterhalts in der späten Sowjetunion nachgegangen werden.