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Vortragstitel:
Die fotografierte Grenze - Fotografie über Grenzen?
Tag:
30.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Die innerdeutsche Grenze als Realität, Narrativ und Element der Erinnerungskultur

Abstract:

Die fotografierte Grenze - Fotografie über Grenzen?

Referent/in: Ines Meyerhoff, Hannover


Abstract

Das 20jährige Jubiläum des Mauerfalls im Jahr 2009 evozierte eine Vielzahl von Fotografieausstellungen in und um Berlin, die einen Eindruck vom Leben und Alltag in der DDR, von oppositionellen Perspektiven, jedoch auch von den unmittelbaren Ereignissen der Wende vermittelten, auf denen die Mauer eine zentrale Rolle spielt. Wörtlich genommen, avancierten Fotografien der Grenzanlagen und insbesondere der Mauer, Fotografien über Grenzen, einerseits zum Symbol des Kalten Krieges, andererseits wurden die Menschenmassen auf der Mauer 1989 zu Ikonen der Wiedervereinigung, die zum Jubiläum wieder auflebten und eine emotionale Wirkung hervorriefen.

Im Schatten dieser dichotomen Teilungs- Einheits-Symbolik kommen jedoch Fragen auf, die bisher noch nicht gestellt worden sind, ein Problem, dass sich aus dem scheinbar dokumentarischen Charakter fotografischer Quellen ergibt: Aus diesem Grund liegt der Fokus bei den Fotografien auf dem Verhältnis zwischen Inszenierung und Wahrnehmung der Grenze. Anhand von beispielhaften Fotografien der Vorwendezeit aus Ost und West, offiziellen und privaten Quellen, sowie Aufnahmen aus einem weiteren Zeitraum, soll nachgezeichnet werden, inwieweit die Grenze in den jeweiligen Phasen für politische Zwecke inszeniert wurde und inwieweit sich diese offizielle Darstellung in die Distinktionsweise der Menschen in Ost und West auch jenseits des Zonengrenzgebiets eingeschrieben hat. Weiterhin werden Grenzfotografien vor mit solchen nach 1989 verglichen, um Brüche und erinnerungskulturelle Kontinuitäten zu verorten.

Im Zentrum des Beitrages werden die wissenschaftlichen Erschließungsmöglichkeiten der Bilder stehen. Am Beispiel der Grenzfotografien wird deutlich, dass das Massenmedium Fotografie nicht nur durch das Fotografieverbot im Osten seinen grenzenlosen Charakter verfehlte, den sich Walter Benjamin am Beginn des 20. Jahrhunderts im Sinne eines klassenlosen Mediums erhoffte, sondern auch im Westen an seine Grenzen stieß.