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Vortragstitel:
Die Ungleichheit der kretischen Homoioi
Tag:
30.09.2010
Epoche:
Alte Geschichte
Sektion:
Grenzen politischer Partizipation im klassischen Griechenland

Abstract:

Die Ungleichheit der kretischen Homoioi

Referent/in: Gunnar Seelentag, Köln


Abstract

Der Beitrag soll untersuchen, warum der Demos in den kretischen Poleis der klassischen Zeit die
hierarchische Steuerung durch die politischen Eliten akzeptierte, obwohl die prinzipielle Gleichheit
der Bürger wesentliches Element des politisch Imaginären war.
Denn sämtliche kollektiv verbindlichen Entscheidungen wurden im kleinen Kreis der Oberbeamten
und des Rates gewesener Oberbeamter getroffen, die Volksversammlung aber nahm – ohne jede
Möglichkeit der Beratung und Veränderung – diese Vorlagen an und zeichnete als Urheber von
Gesetzen und Dekreten verantwortlich.
Es wird deutlich werden, dass das Maß der sozialen und ethischen Homogenität der kretischen
Bürger ungewöhnlich hoch war. Zum einen wurde ein identitätsstiftender Zusammenhalt der Politen
durch die strikte politische Exklusion weiter Teile der Bevölkerung gewährleistet. Zum anderen
regelten geschriebene wie ungeschriebene Gesetze zahlreiche Aspekte des öffentlichen und privaten
Lebens, und eine rigide, von der Polis organisierte Paideia, ein Altersklassensystem und die tägliche
Zusammenkunft in Speisegenossenschaften reproduzierten hierarchische Strukturen und garantierten
gesellschaftlichen Gehorsam gegenüber Autoritäten.