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Vortragstitel:
Grenzüberschreitungen: Humanitäre Intervention und transnationale Gerichtsbarkeit im 19. Jahrhundert
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Humanitäre Intervention und transnationale Öffentlichkeiten seit dem 19. Jh.

Abstract:

Grenzüberschreitungen: Humanitäre Intervention und transnationale Gerichtsbarkeit im 19. Jahrhundert

Referent/in: Fabian Klose, München


Abstract

Mit Mittelpunkt des Beitrags von Dr. Fabian Klose steht der Zusammenhang zwischen dem transatlantischen Sklavenhandel im 19. Jahrhundert, grenzüberschreitender humanitärer Intervention und den Anfängen einer transnationalen Gerichtsbarkeit im 19. Jahrhundert. Der transatlantische Sklavenhandel bildete ein Phänomen, das über geographische Grenzen hinweg von der westafrikanischen Küste bis in die Karibik sowie nach Nord- und Südamerika existierte und operierte. 

Im Jahr 1807 beschloss Großbritannien mit dem Abolition Act das Verbot des Sklavenhandels. Zur militärischen Überwachung und Durchsetzung des Gesetzes entsandte die britische Admiralität daraufhin einen Flottenverband, die „Africa Squadron“, zunächst ins Seegebiet vor der berüchtigten „Sklavenküste“ von Kap Verde im heutigen Senegal bis ans Kap Frio im heutigen Angola, später dann auch in die Küstengewässer um Kuba und Brasilien. Während dieser ersten humanitären Intervention mit einem grenzüberschreitenden Operationsgebiet reifte in London allerdings die Erkenntnis, dass ein internationales Verbrechen nicht mit nationalstaatlichen Mitteln effektiv zu beseitigen war, sondern man auf eine breite internationale Kooperation angewiesen war. Die Bekämpfung des Sklavenhandels wurde daher durch ein multinationales Vertragsnetzwerk auf eine völkerrechtliche Basis gestellt, wobei die Errichtung der „Mixed Courts“ eine zentrale Rolle einnahm.

An den Standorten in Freetown, Havanna, Rio de Janeiro, Paramaribo, Kapstadt und New York, entschieden britische, spanische, brasilianische, holländische und amerikanische Richter über das Schicksal abgefangener Sklavenschiffe und arbeiteten somit zum ersten Mal in Form einer transnationalen Gerichtsbarkeit zusammen.