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Vortragstitel:
Doppelte Grenzüberschreitung: Territoriale Expansion und Staatsausbau im Zarenreich und in Bayern
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Staatsausbau als Grenzüberschreitung: Das Vordringen der Staatsgewalt auf die lokale Ebene

Abstract:

Die doppelte Grenzüberschreitung: Territoriale Expansion und Staatsausbau im Zarenreich und in Bayern

Referent/in: Jörg Ganzenmüller, Jena


Abstract

Jörg Ganzenmüller nimmt zwei Beispiele in den Blick, in denen der innere Staatsausbau mit einer territorialen Expansion einherging. Ein Vergleich zwischen der russischen Integration der polnischen Teilungsgebiete sowie der bayerischen Integration der seit 1802 hinzugewonnenen Gebiete beleuchtet das Problem, wie eine im Kernland noch ungefestigte Staatsgewalt versuchte, in bislang fremde Territorien zu expandieren und dort Herrschaft auszuüben. Der Vortrag wird zeigen, dass sowohl die zarische wie die bayerische Regierung davon ausgingen, dass die innere Modernisierung des Kernlandes eine Anziehungskraft auf die Eliten in den annektierten Gebieten ausüben würde. Gleichzeitig waren beide Regierungen bestrebt, den fremdstämmigen Adel entsprechend den Bedürfnisse der zentralen Staatsgewalt umzuformen. Ein zentraler Unterschied zwischen den beiden untersuchten Fällen besteht darin, dass in Bayern die bürokratischen Vereinheitlichungsbestrebungen durch eine rationale Funktionselite deutlich stärker ausgeprägt waren. In den polnischen Provinzen des Zarenreiches traf hingegen eine schwache Staatsgewalt auf einen Adel mit einem ausgeprägten ständischen Bewusstsein sowie einer langen Tradition politischer Partizipation. Aus diesem Grunde war das Verhältnis zwischen zentralstaatlicher Bürokratie und lokalen Eliten in Bayern zunächst sehr viel konfliktträchtiger als im Zarenreich.