Drucken

Vortragstitel:
Von der dynastisch-katholischen Weltmacht zum spanischen Nationalstaat
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Staatsausbau als Grenzüberschreitung: Das Vordringen der Staatsgewalt auf die lokale Ebene

Abstract:

Von der dynastisch-katholischen Weltmacht zum spanischen Nationalstaat: Leistungen und Schwierigkeiten des Staatsausbaus in Spanien

Referent/in: Jesús Millán, Valencia

 

Abstract

Jesús Millán beleuchtet am Beispiel Spaniens den Zusammenhang von Staatsausbau und ökonomischer Macht der lokalen Eliten. Die Historiographie hat bislang den feudalen Charakter der alten spanischen Monarchie für den vergleichsweise spät einsetzenden Staatsausbau verantwortlich gemacht und in diesem Umstand einen wesentlichen Grund für den Niedergang der einstigen Weltmacht gesehen. Der Vortrag wird stattdessen zeigen, dass das Vordringen der spanischen Staatsgewalt auf die lokale Ebene zeitgleich mit einem tiefen sozialen Wandel einherging. Seit dem 17. Jahrhundert erwarben Amtsträger der Krone, Stadträte, Verwalter, Händler und reiche Bauern verstärkt Grundbesitz und spielten in den lokalen Gesellschaften eine immer wichtigere Rolle. Gleichzeitig sank die Bedeutung des seigneurialen Adels. Spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts traf die Staatsgewalt in der Provinz also auf eine heterogene wirtschaftliche Oberschicht. Da diese neue Elite ihren wirtschaftlichen Aufstieg der modernisierenden Staatsgewalt mit verdankte, sollten ihre Mitglieder die lokalen Säulen bilden, auf denen die Staatsgewalt in der Provinz ruhte. Damit blieb die Regierung in Madrid bei der Eintreibung der Steuern, der Rekrutenaushebung sowie der Organisation von Wahlen auf die lokalen Eliten angewiesen. Im Alltag war Herrschaft auch hier ein steter Aushandlungsprozess.