Grenzenlose Liebe? Askanier, Piasten und Wettiner in grenzüberschreitenden dynastischen Heiratsbeziehungen
Referent/in: Christoph Mielzarek, Berlin
Abstract
Kulturelle und sprachliche Unterschiede stellen gewöhnlich Hindernisse für eine glückliche Ehe – oder allgemeiner Partnerschaft – dar. Glücklichsein, Zufriedenheit oder Liebe sind allerdings nicht die Prämissen, unter denen die Ehe im Mittelalter betrachtet wurde. Insofern ist der Titel des Vortrags etwas irreführend. Die Heiraten des mittelalterlichen Adels waren in erster Linie politisch motiviert. Neben der „Erwerbsheirat“ dienten die Eheschließungen der Bekräftigung von Vertragsabschlüssen, der Herstellung und Erneuerung von Bündnissen oder politischer Parteibindung sowie der Rekonziliation von Streitparteien. Eine (sprachliche, kulturelle und politische) Grenze, hier die zwischen dem Reich und dem Herzogtum Polen, war also kein Grund auf Heiratsbeziehungen zu verzichten, sondern geradezu Anlass für eben diese.
Albrecht der Bär und Konrad von Wettin, zwei wichtige Exponenten der ostsächsischen Führungsschicht in der Mitte des 12. Jh., waren an der Peripherie des Reiches auf Verständigung und Auskommen mit den Piasten angewiesen, die wiederum selbst in internen Konflikten und in den Auseinandersetzungen mit dem Reich der Fürsprache und Bündnispartner bedurften. Welche Rolle dabei der grenzüberschreitenden Heirat zukam, soll in diesem Vortrag erörtert werden.