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Vortragstitel:
Herrschaftsteilung und Bürgerkrieg
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Alte Geschichte
Sektion:
Prekäre Siege. Die römische Monarchie und der Bürgerkrieg

Abstract:

Herrschaftsteilung und Bürgerkrieg. Die Entgrenzung der victoria civilis zwischen Prinzipat und Spätantike

Referent/in: Johannes Wienand, Heidelberg


Abstract

Im frühen vierten Jahrhundert wurden die Axiome triumphaler Herrschaft mit nachhaltiger Wirkung rekonfiguriert: Konstantin setzte nach seinem Sieg über den Bürgerkriegsgegner Maxentius erstmals und auf umfassende Weise Topoi, die zuvor der Inszenierung externer Siege vorbehalten waren, für die Ausgestaltung einer victoria civilis ein. Im politisch-militärischen Spannungsfeld der untergehenden Tetrarchie gelang es Konstantin auf diese Weise, einen prekären Sieg über einen Bürgerkriegsgegner mit den großen Siegen römischer Feldherrn über äußere Feinde gleichzusetzen und das entsprechende Prestige für die Legitimierung und Integration seiner Herrschaft nutzbar zu machen. Mit der selbstbewussten Inszenierung der victoria civilis formulierte Konstantin eine prägnante Antwort auf die drängenden Fragen nach seiner Führungsstärke, seinen militärischen Fähigkeiten und nach seinem strategischen Geschick. Der charismatische Bürgerkriegssieger wurde dabei zur wirkmächtigen Chiffre eines neuen Verständnisses kaiserlicher Sieghaftigkeit und veränderte nachhaltig die Modi kaiserlicher Herrschaftsepräsentation im spätrömischen Imperium Romanum. Dieser Tabubruch und seine Folgen für die Inszenierung kaiserlicher Sieghaftigkeit im spätrömischen Reich fanden bislang kaum Beachtung. Wo Konstantins Sieg an der Milvischen Brücke Gegenstand historischer Forschung war, richtete sich das Interesse meist auf die so genannte „konstantinische Wende“, die mit Konstantins Wahl des christlichen Gottes als Schutzgottheit für den Italienfeldzug eingeleitet wurde. Der Sieg über Maxentius vor den Toren Roms brachte jedoch nicht nur für die religiöse Konfiguration des Imperiums, sondern auch für die Stellung des Bürgerkriegs im Gesamtgefüge römischer Herrschaftsre-präsentation nachhaltige Veränderungen mit sich.