(01. Oktober 2010 - 9.15 bis 13 Uhr - HS 1.204)
Leitung: Prof. Dr. Frank Rexroth, Göttingen
1. Zur Einführung: Was als wissenschaftlich gelten darf
Referent/in: Prof. Dr. Frank Rexroth, Göttingen
2. Das Mysterium der Natur und das Blendwerk der Dämonen. Hermetische Disziplinen zwischen Proto- und Pseudowissenschaft im 12. und 13. Jahrhundert
Referent/in: Dr. des. Matthias Heiduk, Göttingen
3. Die Grenzen der „Gelehrtenrepublik“. Zur normativen und polemischen Funktion einer schiefen Metapher (ca. 1680–1760)
Referent/in: Dr. Caspar Hirschi, Cambridge
4. Provokation, Exklusion und prekäres Wissen: Abgründe der Gelehrtenrepublik im 17. und 18. Jahrhundert
Referent/in: Prof. Dr. Martin Mulsow, Erfurt/Gotha
5. Mond im Mars-Quadrat. Seher und Propheten in der Volkskultur des 17. und 18. Jahrhunderts
Referent/in: Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Augsburg
Abstract
Das Anliegen der Sektion ergibt sich aus dem Trend, der die Wissenschaftsgeschichte schon seit geraumer Zeit geprägt hat: Die Generierung wissenschaftlicher Erkenntnis ist in zunehmendem Maße nicht mehr als ein selbstreferentieller Prozeß verstanden worden, in dem wissenschafliches Wissen einzig aus dem Gang der Forschung heraus, aus der Erarbeitung neuen Wissens aus bereits vorhandenem, entstanden wäre. Stattdessen hat man die Umweltbeziehungen der wissenschaftlichen Kommunikation als sehr hoch eingeschätzt – sei es, indem man die Bedeutung politischer Einflußnahmen betont hat, sei es, indem man auf die Bedeutung wissenschafts-ferner Logiken für die Formulierung von Ergebnissen und Theorien aufmerksam gemacht hat. Genauso folgenreich wie diese Einsicht war die Erkenntnis, daß auch im Inneren der Wissenschaften bzw. ihrer Trägermilieus soziokulturelle Faktoren von erheblicher Bedeutung dafür sind, welche Ergebnisse rezipiert, genauer: in den Kanon des akzeptierten Wissens integriert werden. Hieraus ergeben sich folgenreiche Grenzziehungen, die zu verallgemeinernden Reflexionen darüber, was als ‚wissenschaftlich‘ gelten darf und was nicht, führen. Zum Anderen der Wissenschaft werden der ‚Dilettantismus‘ gemacht, aber auch das ‚Geheimwissen‘, dem durchaus große Macht zugeschrieben wird. Unsere Sektion wird solche Praktiken der Inklusion und der Exklusion in der longue durée untersuchen.