Der Zukunft rückwärts zugewandt: „Europa“ im Katholizismus der Zwischenkriegszeit
Referent/in: Vanessa Conze, Gießen
Abstract
Das Ende des Ersten Weltkrieges ließ das alte Europa in Trümmern zurück und stellte die Zeitgenossen vor die Herausforderung, neue Ordnungsmodelle für den Kontinent zu entwickeln. Dies geschah jedoch auch in eher konservativen Kreisen nicht ausschließlich in revisionistischer Grundhaltung. Gerade die Katholiken in Europa waren nach Kriegsende von einer Aufbruchsstimmung getragen, die sich aus der Hoffnung auf einen völligen Neubeginn speiste: Der Hoffnung, in Europa zu einer vormodernen, übernationalen und rechristianisierten Ordnung zurückkehren zu können. Daraus entwickelten sich im katholischen Lager eine Vielzahl von Europamodellen, die zwar durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein konnten, jedoch durchgängig ein verbindendes Element besaßen: einen überzeugten Antiliberalismus und Antimodernismus. Kontinuitäten dieser katholischen Europakonzepte liefen in unterschiedlicher Form durch die Jahre des Zweiten Weltkrieges hindurch und prägten das Europadenken der zweiten Nachkriegszeit bis in die späten fünfziger Jahre hinein.