Der deutsche Historikerverband im interdisziplinären Vergleich

MATTHIAS BERG (Berlin)
Moderation

MARTIN SABROW (Potsdam)
Einführung. Der Fachverband der Historiker und
sein historischer Ort. Fragen an eine vergleichende
Verbandsgeschichte

UWE DÖRK (Essen) und HENNING BORGGRÄFE (Essen)
Wissen und Organisation. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie und der Historikerverband

TOBIAS S. SCHMUCK (Mainz)
Der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) – eine Interessenvertretung der Historiker in der Schule?

HANS-HARALD MÜLLER (Hamburg) und MYRIAM RICHTER (Hamburg)
Der Deutsche Germanistenverband – eine „Fachgenossenschaft“ im Zielkonflikt

LEVKE HARDERS (Bielefeld)
Professionalisierung und ihre Folgen: Die American Studies Association

CHRISTOPH CORNELISSEN (Frankfurt am Main)
Kommentar

Abstract:
Fachhistorische Selbstreflexionen zählen seit jeher zum Programm der Historikertage. Die Öffentlichkeit der an einem Ort versammelten Disziplin ermöglichte – gelegentlich auch erzwang – in besonderem Maße die Auseinandersetzung mit der eigenen Fachgeschichte. Auch der Historikerverband und die durch ihn ausgerichteten Historikertage selbst sind in dieser Hinsicht auf dem letzten Historikertag in Mainz bereits in den Blick genommen worden. Zum Jubiläum des wichtigsten Forums deutscher Geschichtswissenschaft, zum fünfzigsten Historikertag, erscheint es angemessen, diesen Rahmen disziplinärer Rückschau für den Vergleich mit anderen Fachvereinigungen zu öffnen. In welcher Phase disziplinärer Entwicklungen kam es – und warum – zur Gründung von Fachverbänden? Wurde die fachliche Institutionalisierung damit eröffnet, begleitet oder komplettiert? Trugen wissenschaftspolitische Motive, vergleichbar der Diskussion der Historiker um den Geschichtsunterricht, zur Entstehung bei? Welche Folgen zeitigte der jeweilige Gründungsimpuls für die Rolle der Fachverbände innerhalb der Disziplinen, waren diese Rollen Wandlungen unterzogen? In welchem Umfang trugen die Fachverbände und die von ihnen übernommenen Funktionen zur disziplinären Entwicklung bei, waren sie Kristallisations- oder eher Repräsentationsorte wesentlicher fachlicher Debatten? Nahmen sie im Gesamtgefüge der Disziplinen eine zentrale oder randständige Position ein, verblieben sie organisatorisch lose verfasst oder entwickelten sie sich zu verfestigten Institutionen? Fanden disparate fachliche Positionen und Entwicklungen ihren Niederschlag oder verstärkten die Verbände Tendenzen fachlicher Homogenisierung? Wurden die Vereinigungen zu disziplinären Integrationsorten, hatten sie sich innerfachlicher Konkurrenz zu erwehren? In welchem Maße suchten resp. erhielten die Vereinigungen Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit? Schließlich, welche Position nahmen die Fachverbände im weiteren, in der Sektion in den Blick genommenen Feld der Geistes- und Sozialwissenschaften ein? Dienten sie auch zur äußeren Repräsentation und überfachlichen Zusammenarbeit oder überwogen innerdisziplinäre Abschließungsprozesse? Ausgehend von der Annahme, dass nur im interdisziplinären Vergleich mit anderen Fachverbänden, Wissenschaftskulturen und Organisationsformen die Möglichkeiten und Begrenzungen des Historikerverbandes bewertet und beschrieben werden können, soll mit dem skizzierten Fragenkanon gleichsam das Tätigkeitsfeld des Verbandes „kartiert“ werden. Nach einem eröffnenden Vortrag, der orientiert an der Geschichte des Historikerverbandes das Problemfeld der Geschichte wissenschaftlicher Fachverbände allgemein umreißen soll, werden dafür die Fachvereinigungen von vier, mit der Geschichtswissenschaft in sehr unterschiedlichem Kontakt- und Konkurrenzverhältnis stehenden Disziplinen untersucht und mit dem Historikerverband verglichen. Der die Sektion beschließenden Kommentar soll die gewählten Vergleichsperspektiven auf die Geschichte des Historikerverbandes beziehen und den weiteren Forschungsbedarf markieren.