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Vortragstitel:
Konservatismus – conservatism
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Grenzverschiebungen. Historische Semantik der 1960er und 1970er Jahre

Abstract:

Konservatismus – conservatism

Referent/in: Martina Steber, London


Abstract

Vom tiefgreifenden sozio-kulturellen und politischen Wandel herausgefordert sahen sich seit dem Ende der 1950er Jahre sowohl in der Bundesrepublik und als auch in Großbritannien vor allem die Konservativen. Während Marion Gräfin Dönhoff 1960 mit dem Ende der Deutschen Partei den deutschen Konservatismus an sein Ende gekommen sah, die Zeitschrift „Der Monat“ im Jahr 1962 fragte, was heute eigentlich noch konservativ sein mochte, und die CSU auf ihrem Programmparteitag 1968 darüber stritt, ob sie tatsächlich konservativ sei, rief der Tory MP. Angus Maude im Jahr 1966 unter dem Titel „The End of Tory Ideology“ seine Parteikollegen zur Rettung des Konservatismus auf, der im Strudel der Modernisierung in Gefahr sei, für immer verloren zu gehen. 

Was es bedeutete, „konservativ“ zu sein, musste auf beiden Seiten des Kanals in den 1960er und 1970er Jahren neu bestimmt werden. Die ideengeschichtlichen Neuformierungsprozesse bündelten sich in den Debatten um den Konservatismusbegriff, dessen Entwicklung der Beitrag vergleichend analysiert. Dabei werden sowohl intellektuelle Debatten wie Diskussionen in den Parteien und der Medienöffentlichkeit untersucht. Der Blick der bundesrepublikanischen Protagonisten richtete sich dabei stets auf England, wo man den „eigentlichen“ Konservatismus beheimatet glaubte, der Blick der Briten richtete sich umgekehrt auf den Kontinent, dem im Zuge der Bewerbungen um Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft zunehmende Aufmerksamkeit zuteil wurde. Von US-amerikanischen Ideen waren dagegen beide beeinflusst. Inwiefern dieses Mischungsverhältnis von nationalen und transnationalen Elementen als Teil der Formierung eines genuin europäischen Konservatismus verstanden werden kann, soll abschließend diskutiert werden.