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Vortragstitel:
Baron Robert Ungern-Sternberg – Ein russischer Offizier als Erbe Tschingis Khans
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Grenzüberschreitungen an imperialen Randzonen. Biographische Zugänge zum transkulturellen Austausch

Abstract:

Baron Robert Ungern-Sternberg – Ein russischer Offizier als Erbe Tschingis Khans

Referent/in: Dittmar Dahlmann, Bonn


Abstract

Robert Nikolaj Maximilian (im Russischen Roman Fedorovič) von Ungern-Sternberg stammte aus einem alten deutsch-baltischen Adelsgeschlecht und wurde in Graz geboren. Über den Tag seiner Geburt herrscht einige Unklarheit, die Angaben schwanken zwischen dem 29.12.1885 und dem 22.1.1886 nach dem gregorianischen Kalender. Am 15.9.1921 wurde er in Novonikolaevsk, heute Novosibirisk, nach einem kurzen Gerichtsverfahren am gleichen Tag, von einem bol’ševikischen Tribunal wegen konterrevolutionärer Aktivitäten zum Tode verurteilt und erschossen. Von Ungern-Sternberg begann seine Militärkarriere als 10-Jähriger in Marinekadettencorps, von 1908 bis 1913 diente er in Sibirien in kosakischen Regimentern, ließ sich dann in die Reserve versetzen, bereiste die seit zwei Jahren unabhängige Mongolei und zog sich danach auf seine Güter in Estland zurück. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich zur russischen Armee zurück und wurde in den Kriegsjahren mehrfach ausgezeichnet. Seit Beginn seiner aktiven Militärzeit fiel er mehrfach durch Alkoholexzesse und Disziplinlosigkeit auf. In der Zeit der Revolution und des Bürgerkrieges erlangte von Ungern-Sternberg dann seine „Berühmheit“ als der „blutige weiße Baron“ oder der „verrückte Baron“. Zunächst war es sein Ziel, die Dynastie der Romanov wiederzuerrichten, danach suchte er ein neues mongolisches Weltreich aufzubauen und sah sich selbst als eine Reinkarnation von Tschingis Khan. In einem überaus blutigen Kampf mit einer berittenen Truppe eroberte er für einige Monate die Mongolei. Seine Weltsicht bestand aus einer Mischung von Esoterik, Buddhismus, Antisemitismus, Antibolschewismus und Grausamkeit, die sich immer wieder in blutigen Exzessen und Folterungen entlud. Ungern-Sternberg war kein typischer Repräsentant der Weißen Bewegung im russischen Bürgerkrieg, sondern ähnelte eher dem Typus des „Warlords“, der von einer manischen Idee besessen war und für wenige Monate eine wirkliche Gefahr für die bol’ševikische Herrschaft in Sibirien darstellte.