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Vortragstitel:
Naturkatastrophen um die Jahre 1300, 1700 und 2000
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Epochenübergreifende Sektion
Sektion:
Grenzen der Sicherheit, Grenzen der (Spät-)Moderne?

Abstract:

Naturkatastrophen um die Jahre 1300, 1700 und 2000: Sind Grenzen der Versicherbarkeit auch Epochengrenzen?

Referent/in: Cornel Zwierlein, Bochum


Abstract

In der gegenwärtigen Diskussion über einen erweiterten Sicherheitsbegriff auf der Ebene der internationalen Politik (human security) wird zum einen die Sicherheit vor den Folgen von Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmungen, Hurricans u.a.) zentral miteinbezogen und wird zum anderen auch stets die gesteigerte Bedeutung nicht-staatlicher Akteure als Sicherheitsproduzenten, etwa von Versicherern und Rückversicherern, hervorgehoben. Schon die Daten für die Statistiken über das globale Naturkatastrophenaufkommen übernehmen UNO und andere Institutionen stets von den großen Rückversicherern. In der Risikosoziologie wird seit den 1990ern die These diskutiert, dass die Grenzen der Versicherbarkeit – die Bereitschaft privater Versicherer für bestimmte Risiken zu zeichnen oder nicht – die Grenzen zwischen ‚erster und zweiter Moderne‘ markiere. Versicherbarkeit wird so zu einem Lackmustest einer Epochenschwelle zwischen klassischer und später Moderne. Die Geschichtswissenschaft hat sich mit den aus dieser These folgenden Fragen, ob und wie ‚Versicherbarkeit‘ historisierbar ist, ob solche quasi ontologischen Epochenbegriffe überhaupt sinnvoll sind, wie Epochenschwellen der Sicherheitsproduktion hinsichtlich von natürlichen und menschgemachten Katastrophen zu identifizieren sind, kaum auseinandergesetzt. Der Beitrag versucht, im diachronen Längsschnitt diese Fragen aufzugreifen, um so zugleich als Scharnier zwischen den Sektionsbeiträgen zur Vormoderne und zur Moderne zu dienen.