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Vortragstitel:
Minderheitenpolitik im Kommunismus
Tag:
01.10.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Clan-Strukturen und Policy-Akteure

Abstract:

Minderheitenpolitik im Kommunismus. Steuerungsprobleme und institutionelle Konflikte der ungarischen und rumänischen KP-Zentralen in den achtziger Jahren

Referent/in: Petru Weber, Szeged


Abstract

Die Lösung der  Nationalitätenfrage durch die kommunistische Ideologie beschäftigte bereits die Gründerväter des Kommunismus zur Zeit der Vielvölkerstaaten. Als dann die Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg in Mittel- und Osteuropa die Macht an sich rissen, verkündeten sie vom Kaukasus bis ins Kosovo, die Nationalitätenfrage sei gelöst. Doch diese Illusion brach in den 1980er Jahren zusammen, als sich in diesen Regionen lokale Konfliktherde bildeten, die auf eine misslungene Minderheitenpolitik zurückzuführen waren. Viele der betroffenen Staaten stellten sich diesem Problem, mit einer Ausnahme: Rumänien. Das Land, das die größte ungarische Minderheit nach der Auflösung der K.u.K Monarchie „geerbt“ hatte, trat ab Ende der 1960er Jahre immer entschlossener für eine Assimilationspolitik ein, welche sich die Schaffung des „neuen Menschen“ in Rumänien als Endziel setzte. Diese Politik führte zu einer Abkühlung der Beziehungen zwischen der Rumänischen Kommunistischen Partei und der Ungarischen Sozialistischen Arbeiter Partei, die in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zu einem offenen Konflikt beider KP-Zentralen führte, der ganz unterschiedliche Führungsmechanismen der beiden KP-Zentralen sichtbar macht. Im ZK der USAP, insbesondere im Politbüro, verstärkte sich das kollektive Führungsprinzip, während das ZK der RKP keine Abweichung von dem Führerprinzip kannte und die Unterwürfigkeit der Mitglieder den politischen Kurs des Conducators Ceausescu bestätigte. Auf dieser Grundlage führten beide Parteizentralen ihren Kampf gegeneinander, um den Gegner zu kompromittieren oder zu demaskieren und das Ansehen der eigenen Partei bei der Landesbevölkerung zu steigern. Die Auseinandersetzungen der Partei-Zentralen von Bukarest und Budapest geben Aufschluss über die Umdeutung der politischen Verhältnisse durch die beiden „Bruderstaaten“ und über ihren jeweiligen, immer aufeinander bezogenen, Umgang mit der Minderheitenfrage in den letzten Jahren des kommunistischen Regimes.