Heroin: Vom Hustenmittel zur illegalen Droge (1898-1912)
Referent/in: Klaus Weinhauer, Bielefeld
Abstract
Heroin wurde in Deutschland 1898 als Hustenmittel eingeführt. Trotz kontroverser Forschungsmeinungen und Versuchsergebnisse (gewonnen an Tieren, Kranken und in Selbstversuchen) stand seine medizinische Anwendung in Europa und in den USA schnell in hohem Ansehen. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sank die medizinische Begeisterung jedoch durch das Zusammenwirken von zwei Faktoren: Das Abhängigkeitspotenzial des Heroins wurde klarer erkannt, und gleichzeitig griffen die von den USA ausgehenden Bemühungen, den Verkehr mit Betäubungsmitteln streng zu reglementieren (internationale Opiumkonferenzen 1909/12). Ausgehend von Ludwik Flecks Denkstilkonzept will der Beitrag untersuchen, ob bzw. inwieweit die ANT die Entwicklung der medizinischen Anwendung des Heroins präziser erklären kann. Analysiert werden die Wechselwirkungen zwischen der Materialität der Versuchsanordnungen und der publizierten Forschungsergebnisse ebenso wie die Netzwerkbildung unter den beteiligten Mediziner sowie internationale Transferprozesse.