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Vortragstitel:
Medienwissenschaftliche Studien als Herausforderung der Zeitgeschichte
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Zeitgeschichtliche Forschungen über Fächergrenzen und die Grenzen des Fachs

Abstract:

Medienwissenschaftliche Studien als Herausforderung der Zeitgeschichte

Referent/in: Christina von Hodenberg, London


Abstract

Die Geschichte der audiovisuellen Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, wird nach wie vor stärker von Medienwissenschaftlern als von Zeithistorikern geschrieben. Häufig dominieren Fragestellungen und Begriffe der Kommunikationswissenschaften die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand selbst in genuin historischen Studien. Dazu trägt die Quellenlage bei, weil zeitgenössische empirische Untersuchungen von Medienwissenschaftlern und Mediensoziologen inzwischen zur wertvollen Quelle für die Zeitgeschichte geworden sind. Der Vortrag zeigt am Beispiel des (amerikanischen, britischen und deutschen) Fernsehens der 1960er und 1970er Jahre, welches Potential einer Historisierung medienwissenschaftlicher Kategorien und einer spezifisch zeithistorischen Lesart medienwissenschaftlicher Quellen innewohnt. Medienwissenschaftliche Untersuchungen des Fernsehens dieser Zeit konzentrieren sich in der Regel auf Prozesse der Programmproduktion und institutionellen Regulation der Sender. Empirische Erhebungen der 1960er und 1970er Jahre fragen meist nach Mustern der Medienwirkung und Mediennutzung. Die neueren Forschungen der ‚television studies‘ zielen dagegen stärker auf Genre-Charakteristika, Geschlechterstrukturen und textimmanente Aussagen, beziehen sich aber fast immer auf das Fernsehen seit den 1990er Jahren. Ein genuin zeithistorischer Zugang kann zwischen diesen Zugängen vermitteln und von ihnen profitieren, aber zugleich auch andere Methoden verwenden. Zu diesen gehören die Einbeziehung historischer Prozesse und individueller Akteure, Konzepte langfristigen Wertewandels, die Untersuchung diachroner Medialisierung und der intermediale, internationale und chronologische Vergleich.