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Vortragstitel:
Rasse und Rassismus in den Humanitären Entwicklungswissenschaften
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Neuere/Neueste Geschichte
Sektion:
Humanitäre Entwicklung und Rassismus in Afrika südlich der Sahara 1920–1990

Abstract:

Rasse und Rassismus in den Humanitären Entwicklungswissenschaften in Tansania, Togo und Kamerun 1920-1970

Referent/in: Hubertus Büschel, Gießen


Abstract

Im Vortrag sollen die Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit zeitgenössischer britischer, französischer und afrikanischer Konzepte und Diskurse von „Rasse“ und Rassismus untersucht werden, die in den so genannten „humanitären Entwicklungswissenschaften“ zwischen 1920 und 1970 verhandelt wurden. Dabei ist nach Traditionslinien und Brüchen zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus zu fragen.  In einer Reihe von Fallstudien aus Togo, Tansania (bzw. Tanganjika) und Kamerun sollen auch jene Praktiken analysiert werden, die mit „humanitären Entwicklungswissenschaften“ in Zusammenhang standen – wie Hilfe zur Selbsthilfe, Community Development oder Animation. 

Sich über lange Dauer erstreckende Entwicklungsprojekte bei den Massai, den Meru (jeweils im Norden Tansanias), in Musterdörfern in Togo und ländlichen medizinischen Einrichtungen im Norden Kameruns sollen als Kristallisationsfelder globaler Entwicklungsarbeit und als „glokale“ Erfahrungs- und Aushandlungsräume (Roland Robertson) „humanitärer Entwicklungswissenschaften“ in den Blick genommen werden. Es soll untersucht werden, wie europäische und afrikanische Entwicklungsexperten und –helfer in ihren Praktiken vor Ort Konzepte und Diskurse der „humanitären Entwicklungswissenschaften“ antizipierten, transformierten oder auch konterkarierten. Ein Schwerpunkt wird hier auf der Frage nach afrikanischen Beteiligten liegen, ihren Handlungsspielräumen, ihren Wahrnehmungen und nicht zuletzt ihrem Habitus als „kulturelle Makler“ (Andreas Eckert) zwischen Tradition und Moderne in der Entwicklungsarbeit.  So sind die vielfachen Verschränkungen von Entwicklungsexpertise, humanitärem Anspruch, Gewalt und Rassismus zu analysieren. Im Vergleich der Fallstudien miteinander soll gezeigt werden, dass und inwiefern die Zeitgenossen Rassismus, soziale Exklusionen, Zuschreibungen von „Primitivität“ und Gewalt als widersprüchlich zu oder ganz im Gegenteil vereinbar mit den „humanitären Entwicklungswissenschaften“ ihrer Zeit auffassten. Insgesamt ist es Ziel des Vortrages einen kritischen Beitrag zur kolonialen und postkolonialen Globalgeschichte heute noch als „gut“, weil „humanitär“ eingeschätzter  Entwicklungsarbeit zu geben.