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Vortragstitel:
Der Bürgerkrieg und das christliche Imperium
Tag:
29.09.2010
Epoche:
Alte Geschichte
Sektion:
Prekäre Siege. Die römische Monarchie und der Bürgerkrieg

Abstract:

Der Bürgerkrieg und das christliche Imperium

Referent/in: Hartmut Leppin, Frankfurt/M.


Abstract

Konstantin hat das ideelle Fundament römischer Herrschaft für Aushandlungsprozesse geöffnet, die langfristig die Optionen der Integration monarchischer Herrschaft im Imperium Romanum grundlegend verändern sollten. Dabei wirkte die Christianisierung der römischen Monarchie massiv auch auf den Umgang des Kaisers mit Krieg und Sieg zurück. Der Triumphzug wurde von paganen Kulthandlungen entkoppelt, neue christliche Siegeszeichen und Gebete wurden zur Repräsentation des Herrschers als militärischer Führer eingeführt und die militärischen Konflikte wurden in zunehmendem Maße mit christlichen Deutungsmustern erfasst. Ein Aspekt, der dabei bisher nicht systematisch untersucht wurde, ist die Art und Weise, in der die Christianisierung auf die Rolle von Bürgerkriegen für die Ausbildung pro- und antimonarchischer Diskurse zurückwirkte und so auch die Modi von Stabilisierung und Destabilisierung der römischen Monarchie beeinflusste. Speziell die Behandlung der Soldaten unterlegener Bürgerkriegsparteien wirft ein deutliches Schlaglicht auf die Wechselwirkung zwischen religiösem Wandel einerseits und dem Umgang mit Bürgerkriegssiegen andererseits. Anhand dreier Beispiele (die Behandlung der Anhänger des Magnentius durch Constantius II. 352/3, der Unterstützer des Procopius durch Valens 366 und der Männer des Maximus durch Theodosius d. Gr. 388) soll die Praxis der Amnestie in den Blick genommen werden, durch welche die transgressive Qualität der Bürgerkriegshandlungen diskursiv und praxeologisch abgefedert werden sollte. Die Christianisierung des Kai-sertums führte hier zu einer signifikanten semantischen Recodierung, die Rückschlüsse auf den religiös bedingten Wandel des Umgangs mit Bürgerkriegssiegen im christlichen Imperium erlaubt.