Zwischen Disziplinen – über Grenzen: Naturkatastrophen in der Geschichte
Leitung: Prof. Dr. Christof Mauch, München / Dr. Franz Mauelshagen, Essen
Moderation:
Christof Mauch, München
Diskutanten:
Andrea Janku, London
Monica Juneja, Heidelberg
Heike Egner, Mainz
Uwe Lübken, München
Mischa Meier, Tübingen
Gerrit Schenk, Mannheim
Franz Mauelshagen, Essen
Cornel Zwierlein, Bochum
Abstract
(Natur-)Katastrophen sind seit etwa zehn Jahren ein wachsendes Gebiet historischer Forschung, nachdem sich Historiker bis dahin kaum für das Thema hatten begeistern können. Entscheidend für die neue Konjunktur waren mehrere Impulse: Zum einen die International Decade of Natural Disaster Reduction (IDNDR), die von den Vereinten Nationen für die 1990er Jahre ausgerufen worden waren. Von ihr gingen wesentliche Anstöße für eine transdisziplinäre, sozialwissenschaftliche Klimaforschung aus. Zweitens die Debatte um den Klimawandel; denn bei der Frage nach den Folgen der globalen Erwärmung für Mensch und Gesellschaft spielen Extreme und Katastrophen eine prominente Rolle. Drittens schließlich haben Entwicklungen innerhalb der Geschichtswissenschaft selbst – vor allem aus klimahistorischer und stadtgeschichtlicher Perspektive – eine Neufokussierung auf den Zusammenhang zwischen Natur und Katastrophe bewirkt. Die Umweltgeschichte ist nicht das einzige, wohl aber das wichtigste Sammelbecken dieser Forschungen.
Anhand von Fallbeispielen aus verschiedenen Weltregionen und zu verschiedenen Desastertypen soll der Frage nachgegangen werden, wie Gesellschaften im Laufe der Geschichte auf Naturkatastrophen reagiert haben, ob sie aus der Erfahrung wiederholter Katastrophen – besonders in Risikoregionen – gelernt, ob sie die Erinnerung an Erlebtes bewahrt haben. Damit verknüpft ist die Frage, ob sich in Gebieten wiederholter Katastrophen, bedingt durch regelmäßig wiederkehrende Naturgefahren (z.B. Hurrikane an der nordamerikanischen Südostküste, Vulkanausbrüche in Indonesien oder auf den Philippinen usw.) „cultures of disaster“ (Greg Bankoff) entwickelt haben.
Der vorgeschlagene Roundtable transzendiert, gemäß dem Motto des Historikertages, unterschiedliche Grenzen: Zum einen spielt der spatial oder geographical turn in der Umweltgeschichte eine besondere Rolle. Sie ist von jeher eine grenzüberschreitende Disziplin mit Bezügen zu Geographie und Naturwissenschaften. Das gilt insbesondere auch für das Thema Naturkatastrophen, für das der transdisziplinäre Austausch von Ansätzen und Forschungsergebnissen zwischen Historikern, Geographen und Sozialwissenschaftlern vergleichsweise gut etabliert ist. Die Sektion geht aus einer Kooperation des Forschungsschwerpunkts KlimaKultur am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und des interdisziplinär ausgerichteten Rachel Carson Centers in München hervor.